Nach der 0:1-Heimniederlage gegen Darmstadt 98 ist das Team vom Millerntor wieder Schlusslicht der Zweiten Liga

Hamburg. Am Ende musste sogar die Feuerwehr mit zwei großen Fahrzeugen ans Millerntor-Stadion ausrücken und einen Brand im unteren Stockwerk der Südtribüne löschen. Beißender Qualm kam dort aus den Geschäftsstellenräumen der Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM) des FC St. Pauli. Helfer in der Not braucht auch die Zweitligamannschaft des Kiezclubs. Nach der 0:1-Heimniederlage am Sonntagnachmittag gegen den bis dahin auswärts sieglosen SV Darmstadt 98 hat auch das Team von Cheftrainer Thomas Meggle den Einsatz von Rettungskräften bitter nötig. Nach Abschluss der Hinserie sind die St. Paulianer mit nur 13 Punkten aus 17 Spielen wieder auf den letzten Platz zurückgefallen.

In dieser Lage spendete sogar der gegnerische Trainer aufmunternde Worte für seinen Kollegen des FC St.Pauli. „Ich wünsche euch alles Gute und dass ihr auch in der nächsten Saison in der Zweiten Liga spielt“, sagte Darmstadts Coach Dirk Schuster auf der Pressekonferenz nach dem 1:0-Erfolg seines Teams und blickte nach links zu St. Paulis frustriertem Trainer Meggle. Allein diese kleine Episode zeigt, wie dramatisch es derzeit um den Verein in sportlicher Hinsicht bestellt ist. Es ist inzwischen schon wieder zur Regel geworden, dass gegnerische Spieler und Trainer von der „tollen Atmosphäre“ schwärmen und davon reden, es habe „Spaß gemacht“, hier zu spielen. Alle Vorsätze der St. Paulianer, dass es für einen Gegner wieder wehtun muss, am Millerntor zu spielen, fruchten nicht.

Vor allem aber war das 0:1 gegen den Aufsteiger Darmstadt, der auf den dritten Platz klettern konnte, wieder ein herber und nur schwer zu erklärender Rückschlag für das St.-Pauli-Team, das noch neun Tage zuvor beim 3:3 in Bochum mutig aufgetreten war und endlich auf einem guten Weg schien. Jetzt aber führte das offenkundige Bemühen, eine defensiv solide Vorstellung zu zeigen, dazu, dass nach vorn so gut wie gar nichts gelang. Marcel Halstenbergs harmloser Versuch aus rund 30 Metern (71. Minute) war der einzige Schuss eines St. Paulianers, den der Darmstädter Torwart Christian Mathenia halten musste.

Da passte es ins Bild, dass es nicht einmal zum Unentschieden reichte, sondern dass in der 86. Minute nach Fahrlässigkeiten und Fehlern der entscheidende Treffer zur erneuten Niederlage führte. Am Ende nutzte Darmstadts Fabian Holland die unverhoffte Chance zum Darmstädter Siegtreffer und verschärfte die Not des FC St. Pauli. „Es ist symptomatisch, dass so ein Murmelball ins Tor fällt“, sagte Meggle.

Damit beschrieb er allerdings nur die direkte Szene vor dem Treffer. Zu dieser konnte es aber nur kommen, weil Mittelfeldspieler Sebastian Maier zuvor auf der rechten Abwehrseite versucht hatte, einem Gegenspieler den Ball durch die Beine zu spielen und die Kugel so auf fahrlässige Weise verlor. Im Anschluss blockte St. Paulis Innenverteidiger Lasse Sobiech einen harmlosen Schuss von Florian Jungwirth unglücklich, versuchte den Ball noch im Fallen weiterzuspielen und legte ihn Gegenspieler Holland damit vor, der sich diese Chance nicht entgehen ließ.

„Es war mein Fehler. Das muss ich auf meine Kappe nehmen“, sagte Sobiech später. Einige Mitspieler allerdings hatten durchaus Maier als Mitverursacher dieser entscheidenden Szene ausgemacht. Kurz zuvor schon hatte Außenverteidiger Sebastian Schachten auf dem Platz einen Rüffel an Maier verteilt, als dieser den Ball ins Aus rutschen ließ und danach stehen blieb, anstatt nach hinten zu eilen.

„So haben wir uns das nicht vorgestellt“, sagte Meggle hinterher zur schwachen Offensivvorstellung seines Teams. „Wir waren nach vorn zu mutlos. Und wenn der Ball einmal vorn war, dann hatten wir einen Zitterfuß“, beschrieb Mittelfeldspieler Dennis Daube das Dilemma. „Wer so nach vorn spielt, wird kein Tor erzielen. Aber dann darf man eben keinen mehr reinbekommen“, sagte Meggle, der auch angesichts der Verletztenmisere mit einem 0:0 „gut hätte leben“ können. „Aber im Moment ist das Team gerade sehr instabil und findet nicht die nötige Balance zwischen Defensive und Offensive.“ Nach Abschluss einer desaströsen Hinrunde folgen in dieser Woche noch zwei Spiele. Nach der Partie am Mittwoch (17.30 Uhr) beim Tabellenführer FC Ingolstadt kommt am Sonnabend der Tabellen-15. VfR Aalen, der drei Punkte mehr aufweist, ans Millerntor. „Dieser Platz ist unser Ziel für diese Saison“, sagte Meggle.

„Wir haben nur eine Chance, dieses Ziel zu erreichen, wenn wir die Nerven bewahren“, sagte Meggle weiter. „Wenn einmal wieder alle Mann an Bord sind, reicht auch die Qualität unserer Mannschaft.“ Mit dem „einen oder anderen“ neuen Spieler solle zudem in der Winterpause nachjustiert werden. „Es macht aber keinen Sinn, fünf oder sechs zu holen.“ Zur Situation, dass zuletzt bis zu 14 Spieler im Training fehlten, sagte er: „Ich bin nur damit beschäftigt, Brände zu löschen.“ Unter den Feuerwehrmännern an der Südtribüne wurde er allerdings nicht gesichtet.