Die Jahresbilanz des Zweitligisten verrät, dass das durchschnittliche Grundsalär der Spieler und Trainer überraschend niedrig ist und nur im Mittelfeld der Liga liegt.

Hamburg. Der Etat für die Spieler und Trainer der Profimannschaft gilt beim FC St. Pauli Jahr für Jahr als großes Geheimnis. Präsidiumsmitglieder und Sportdirektor Rachid Azzouzi haben es bisher immer kategorisch abgelehnt, das Budget zu beziffern. Aus der jetzt vorgelegten, detaillierten Bilanz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung sind diese bemerkenswerten Beträge zumindest für das abgelaufene Geschäftsjahr, also für die Zweitliga-Saison 2013/14, abzulesen. Diese geben gleichzeitig einen aussagekräftigen Anhaltspunkt für die aktuelle Saison.

Für die 24 Spieler des Profikaders der vergangenen Saison und die fünf Trainer wurden an Grundgehältern 5,399 Millionen Euro ausgegeben. Das sind pro Person rund 186.000 Euro brutto pro Jahr oder 15.500 Euro pro Monat. Zum Vergleich: Als Top-Verdiener der Bundesliga sollen Mario Götze und Franck Ribéry vom FC Bayern München ein Jahresgehalt von zwölf Millionen Euro pro Jahr beziehen. Beim deutschen Meister erhalten also die beiden am besten bezahlten Spieler jeweils mehr als das Doppelte dessen, was beim FC St. Pauli alle Spieler und Trainer zusammen verdienen.

Zusätzlich zu den Grundgehältern zahlte der FC St. Pauli in der vergangenen Saison, in der es immerhin 13 Siege und neun Unentschieden in 34 Spielen gab, 1,368 Millionen Euro an Sieg- und Punktprämien, also durchschnittlich 47.172 pro Person. Dadurch erhöhte sich das Monatseinkommen eines St.-Pauli-Profis im Schnitt auf 19.431 Euro. Hinzu kamen Sozialabgaben von insgesamt 1,097 Millionen Euro.

Derzeit gehören 28 Spieler offiziell zum Profikader des FC St. Pauli

Somit belief sich der gesamte Etat für Spieler und Trainer auf 7,865 Millionen Euro. Für die aktuelle Saison dürfte sich dieser Posten nicht grundlegend verändert haben. An die Stelle des Topverdieners der vergangenen Spielzeit, des zu Werder Bremen gewechselten Fin Bartels, dürfte nun Stürmer Ante Budimir (900.000 Euro Ablöse) gerückt sein. Zudem ist der Kader von 24 Spielern in der Vorsaison auf jetzt offiziell 28 gestiegen, wobei Kyoung-Rok Choi und Bentley Baxter Bahn derzeit nur in der U23-Mannschaft eingesetzt werden. Da diese beiden Talente sowie der erst unter Trainer Thomas Meggle in den Profikader aufgerückte Andrej Startsev nur ein Einstiegssalär bekommen, könnte sich das durchschnittliche Gehalt eines St.-Pauli-Profis sogar noch ein wenig nach unten entwickelt haben.

Im Normalfall würde der für ein Jahr vom HSV ausgeliehene Abwehrspieler Lasse Sobiech seine derzeitigen Teamkollegen in Sachen Gehalt recht deutlich übertreffen. Doch sein Stammverein aus dem Volkspark trägt noch einen Teil seiner Bezüge, zudem hat Sobiech selbst auf einen weiteren Teil des im HSV-Vertrag vereinbarten Gehalts verzichtet, um beim FC St. Pauli regelmäßig spielen zu können.

Etatmindernd wirkt sich aus, dass im Vergleich zur Vorsaison, als die fünf Trainer Michael Frontzeck (bis November ), Roland Vrabec, Timo Schultz, Mathias Hain und Timo Rosenberg auf der Gehaltsliste standen, die Zahl der fest angestellten Coaches reduziert wurde. Jetzt sind es nur noch Meggle, Schultz, Hain und Rosenberg.

Mit seinem Brutto-Budget von knapp acht Millionen Euro für das Personal der Profimannschaft liegt der FC St. Pauli in dieser Saison nur im Mittelfeld der Zweiten Liga und nicht im oberen Drittel, wie in der jüngeren Vergangenheit häufiger von der Vereinsführung erklärt worden ist. Die beiden Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg und Eintracht Braunschweig, der kommende Gegner RB Leipzig, der 1. FC Kaiserslautern, Fortuna Düsseldorf, 1860 München, Tabellenführer FC Ingolstadt 04 und überraschend auch Union Berlin geben mehr Geld als der FC St. Pauli für ihre Lizenzspieler aus. Der Club aus der Hauptstadt hatte am Montag dieser Woche seine Gewinn- und Verlustrechnung vorgelegt und darin einen Betrag von immerhin 9,55 Millionen Euro für das Profifußballteam ausgewiesen. In etwa gleichauf mit St. Pauli liegen die SpVgg. Greuther Fürth und der Karlsruher SC. Als Low-Budget-Team der Liga gilt mit nur vier Millionen Euro der SV Sandhausen.

Mindestens zehn Millionen mehr TV-Gelder bei Aufstieg

Insofern kommt der FC St. Pauli der zuletzt geltenden Maßgabe, zu den Top 25 in Deutschland gehören zu wollen, auch finanziell nicht ganz nach, denn dafür müsste er mindestens an siebter Stelle der Zweiten Liga liegen. Sportlich hinkt das Team derzeit als Tabellen-17. allerdings weit hinter den Ansprüchen und auch seinen finanziellen Möglichkeiten hinterher. Das Gegenbeispiel dazu lieferte in der vergangenen Saison der SC Paderborn. Mit einem Gehaltsbudget von nur 6,2 Millionen Euro stieg das Team aus Ostwestfalen direkt in die Erste Bundesliga auf.

Dort hat der Club seinen Profiteam-Etat rund verdoppelt. Dies ist trotz des nur 15.000 Zuschauer fassenden Stadions allein aufgrund der deutlich höheren Fernsehgelder leicht möglich. Selbst die schlechteste Erstliga-Mannschaft erhält rund zehn Millionen Euro mehr als der beste Zweitligist. Hier kam St. Pauli im vergangenen Geschäftsjahr auf 7,97 Millionen Euro und wird in dieser Saison noch knapp 200.000 Euro mehr erhalten. Dies steht schon fest, weil erstmals die Platzierung der laufenden Spielzeit nicht mehr in die Berechnung einbezogen wird.