Ein Kommentar von Peter Wenig

Die nächste Dienstfahrt wird Rachid Azzouzi, Sportchef des FC St.Pauli, am Sonnabend zum 1. FC Nürnberg führen. Bei einer Niederlage könnte sein Verein, vor der Saison als Aufstiegskandidat gehandelt, auf einen direkten Abstiegsplatz rutschen.

Von weit größerer Brisanz ist für Azzouzi indes die Jahreshauptversammlung am 16. November. Wird das neue Präsidium um Unternehmer Oke Göttlich wie erwartet inthronisiert, könnte Azzouzis Amtszeit zügig enden. Aufsichtsratschef Marcus Schulz, der sich für Göttlich stark macht, gilt intern als einer der härtesten Kritiker Azzouzis. Umso wichtiger wäre für den Sportchef ein überzeugender Auftritt seines Clubs im DFB-Pokal gegen Dortmund gewesen. Stattdessen zeigte sich beim 0:3 erneut das Kernproblem der Mannschaft: Nach den Abgängen von Haudegen wie Fabian Boll fehlen Führungsspieler, die zumindest physisch Zeichen setzen gegen eine spielerisch überlegene Mannschaft.

Azzouzi zeichnet als Sportchef verantwortlich für den Kader. Seine Transferbilanz ist ernüchternd, von den 21 in seiner Amtszeit verpflichteten Spielern verdienen viel zu wenige das Prädikat „Volltreffer“. Und Stürmer Ante Budimir, mit einer Ablöse von 900.000 Euro zweitteuerster Transfer der Vereinsgeschichte, schmorte gegen Dortmund 90 Minuten auf der Bank. Die ständigen Trainerwechsel, mit Thomas Meggle versucht sich derzeit der vierte Cheftrainer in der Azzouzi-Ära, haben auch nicht zur Stabilität beigetragen.

Ohne Zweifel hat sich der engagierte Sportchef in der Nachwuchsarbeit große Verdienste erworben. Hält die Tristesse an, wird ihm dies nicht viel nützen. Zumal St.-Pauli-Legende Holger Stanislawski bereits öffentlich signalisiert hat, dass er sich ein Angebot seines Vereins immer anhören werde.