St. Paulis Coach reagiert gelassen auf die 0:1-Pleite in Düsseldorf. Doch unter dem Strich ist der Kiezclub Letzter in der Auswärtstabelle

Hamburg. Thomas Meggle hätte allen Grund dazu gehabt, missmutig und schlecht gelaunt dreinzublicken. Mit 0:1 hatte sein FC St. Pauli am Vorabend in der 2. Fußball-Bundesliga bei Fortuna Düsseldorf verloren und war im fünften Anlauf in dieser Saison erneut ohne Auswärtssieg geblieben. Auf der Heimfahrt am Dienstagvormittag geriet der Mannschaftsbus dann auch noch in einen Stau, sodass das Team erst um 15.37 Uhr zum Auslaufen an der Kollaustraße aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt eintraf. Zu allem Überfluss begrüßte die Spieler bei der Ankunft das nasskalte Regenwetter. „Der Auftritt war erfreulich“, sagte jedoch ein äußerst positiv gestimmter Trainer Meggle gegenüber den Hamburger Journalisten.

Dass St. Pauli den Gegner phasenweise durch leichtfertige Fehler zu Torchancen eingeladen hatte, konnte Meggles Eindruck von einer „willigen und präsenten Mannschaft“ nicht trüben. Auch dass Lennart Thy den Ball vor dem Gegentreffer nicht hatte ins Aus rollen lassen, ihn stattdessen der Fortuna vorgelegt hatte, lobte der 39-Jährige sogar. „Ich bin heilfroh, Spieler im Kader zu haben, die um jeden Ball kämpfen. Das ist mir lieber als unmotivierte Spieler“, erklärte er. Nicht nur bei ihm überwogen trotz fehlender Punkte die positiven Ansätze. Auch Mittelfeldregisseur Dennis Daube meinte: „Wenn man sieht, welchen Prozess wir durchlaufen, dann ist das schon gut. Wir sind auf dem richtigen Weg.“

Unter dem Strich bleibt St. Pauli jedoch in der Auswärtstabelle auf dem letzten Platz. So musste auch Meggle dann konstatieren, dass seine Elf weiterhin große Probleme hat, in der Fremde Tore zu erzielen. Nur in Frankfurt traf St. Pauli dreimal, blieb in allen vier weiteren Partien ohne Torerfolg. Ante Budimir, Enis Alushi und John Verhoek hatten in Düsseldorf teilweise hochkarätige Möglichkeiten liegen gelassen. Sechsmal schoss St. Pauli aufs Tor, vier Versuche waren äußerst aussichtsreich, doch nur bei Verhoeks Abseitstreffer landete der Ball im Netz. „Wenn du in 90 Minuten vier einhundertprozentige Chancen hast und kein Tor schießt, kannst du natürlich nichts mitnehmen“, gab der Trainer zu.

Innenverteidiger Lasse Sobiech erkannte das zu hektische Spiel von sich und seinen Kollegen als Mangel im Vorwärtsgang. „Wir haben in der zweiten Hälfte den Faden verloren, weil wir vogelwild gespielt haben“, übte der 23-Jährige überraschend deutliche Kritik. „Wir müssen dahin kommen, dass wir alle an einem Strang ziehen und nicht, dass jeder unbedingt das Tor machen will. Da müssen wir einfach besser zusammenspielen“, sagte er. Meggle, der schon in den vorangegangenen Testspielen die Chancenverwertung als Problem erkannt hatte, will dort nun den Hebel ansetzen. „Da fehlt ein bisschen die Kaltschnäuzigkeit. Wir müssen dranbleiben, das trainieren und die Jungs darauf hinweisen.“

Dass ihm auch die lange Busfahrt nicht die Laune verderben konnte, lag vordergründig daran, dass der Coach die Reise für das Erstellen der Videoanalyse genutzt hatte. „Ich freue mich schon auf die schönen Sequenzen, die ich der Mannschaft präsentieren kann“, sagte Optimist Meggle – immer noch mit einem Lächeln.