St. Paulis Sportchef über die Chancen für junge Spieler, die Entwicklung seines Teams und Deniz Naki. Nach neun Tagen Entspannung ist er pünktlich wieder zurück zum Spiel gegen die Fortuna am Montag.

Hamburg. Freie Zeit, das kennt Rachid Azzouzi eigentlich kaum. „Als Sportchef hast du nie frei“, sagt er mit einem Lächeln. In der Länderspielpause gönnte er sich nun dennoch ein paar Tage Auszeit vom Fußballbusiness. Zum zehnjährigen Hochzeitstag überraschte er seine Frau Stefanie mit einer Reise ohne die beiden Töchter. „Wir haben nie eine Hochzeitsreise machen können, deshalb haben wir das jetzt mal nachgeholt“, erklärt der 43-Jährige. Nach neun Tagen Entspannung kribbelte es aber bereits wieder in Azzouzi. „Dann will ich auch wieder arbeiten.“

Nun ist der Sportchef des FC St. Pauli pünktlich vor dem Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf am Montag (20.15 Uhr) zurück an seinem Arbeitsplatz am Millerntor. Als erste Amtshandlung stattete er Nachwuchsspieler Maurice Litka mit einem Profivertrag aus, auch Rechtsverteidiger Andrej Startsev soll in den kommenden Wochen unterschreiben. Die Entwicklung unter Trainer Thomas Meggle, der zahlreiche Jugendspieler an den Profikader heranführt, ist ganz nach seinem Geschmack. „Wenn das Talent da ist, muss man auch mal Vertrauen haben“, sagt Azzouzi. „Unsere U19- und U23-Spieler haben inzwischen eine gute Qualität und müssen Chancen bekommen. Das ist der Weg, der mir am besten gefällt.“

Unter Meggle hatten zuletzt Litka, Startsev und Tjorben Uphoff ihr Debüt gefeiert. Zuvor unter Roland Vrabec auch Bentley Baxter Bahn. Für Azzouzi soll das ein deutliches Zeichen an den Nachwuchs sein: „Wir meinen es ernst, dass beim FC St. Pauli die Möglichkeit besteht, den Sprung zu den Profis zu schaffen. Das ist ein Signal an unsere Jungs, aber auch an alle Talente in Norddeutschland.“

In Düsseldorf werden voraussichtlich mit Startsev und Mittelfeldspieler Okan Kurt wieder zwei junge Talente aus dem eigenen Nachwuchs zur Startformation gehören. Generell erfreut sich Azzouzi nach dem Fehlstart mit dem damit verbundenen Trainerwechsel von Vrabec zu Meggle über die jüngste Entwicklung. „Wir sind auf einem guten Weg, die Tendenz geht klar nach oben.“ Ein Sonderlob hat der Ex-Profi für Dennis Daube übrig. Nach einem Jahr Verletzungspause reüssierte das inzwischen 25 Jahre alte Eigengewächs zuletzt mit tollen Partien gegen Frankfurt und Union Berlin. „Dennis hat auf sich aufmerksam gemacht. Er hat vergangene Saison kein Spiel gemacht, jetzt ist er auf dem Weg, ein gestandener Zweitligaspieler zu werden. Er hat großes Potenzial und kann das jetzt abrufen“, freut sich Azzouzi.

Auch deshalb will er an den vor der Spielzeit formulierten Zielen festhalten. Besser als vergangene Saison, als man nach eigentlich gelungener Runde nur Achter wurde, so lautete die Vorgabe. Aktuell ist St. Pauli Zehnter, hat sich vorerst aus dem Tabellenkeller gekämpft. „Düsseldorf (vor dem Spieltag Tabellendritter/d. Red.) ist gefühlt meilenweit entfernt von uns, aber es sind nur fünf Punkte. Mit einem Sieg wären wir dran. Wir sind träge in die Saison gekommen, aber haben jetzt zum Zwischensprint angezogen. Wir dürfen keinen Zentimeter nachlassen, dann können wir unsere Ziele auch erreichen.“

Dass dazu ab dem Winter wieder Publikumsliebling Deniz Naki beiträgt, hatten sich die Fans und der Profi von Genclerbirligi Ankara am Rande des Abschiedsspiels für Fabian Boll vergangene Woche gewünscht. Generell ausschließen will Azzouzi eine Rückkehr des 25-Jährigen zwar nicht, sagt aber: „Ich kenne ihn nicht so gut wie Meggi oder Timo Schultz. Transfers entscheiden wir generell zusammen, auch mit dem Präsidium. Die Frage stellt sich aktuell aber für uns nicht. Die Planung für den Winter haben wir noch nicht besprochen.“