Der designierte Präsident des FC St. Pauli schlägt seine Stellvertreter vor, die am 18. November in das Präsidium gewählt werden sollen. Mit Joachim Pawlik kandidiert ein ehemaliger Spieler des Vereins.

Hamburg. Als St. Paulis Aufsichtsratschef Marcus Schulz im Juli völlig überraschend verkündete, das Präsidium des Zweitligisten auszutauschen, beschrieb er den Wechsel von Stefan Orth zum designierten neuen Präsidenten Oke Göttlich wie folgt: Orth sei der Aufbauspieler gewesen, eine Art „Sechser“, der auf Abräumer Corny Littmann folgen musste. Nun brauche der Verein für die Zukunft einen „Zehner“, einen Spielmacher, der die Bälle verteilt und vorne auch mal einen reinmacht. So einer sei der Musikunternehmer Göttlich, 38, der bei der Mitgliederversammlung am 16. November im CCH zum neuen Chef des FC St. Pauli gewählt werden soll.

Unklar war bislang, wer Göttlichs Mitspieler werden. Denn die vier Vizepräsidenten Bernd-Georg Spies, Gernot Stenger, Jens Duve und Tjark Woydt scheiden ebenfalls aus. Rund vier Wochen vor der Wahl hat der Kiezclub am Mittwoch die Kandidaten bekannt gegeben, mit denen Göttlich künftig ein Team bilden will: Rechtsanwalt Reinher Karl, Banker Thomas Happe sowie die Unternehmensberater Joachim Pawlik und Jochen Winand. „Ich bin froh, ein starkes Team aus motivierten, kompetenten Menschen vorzuschlagen, die durch ihre Mischung aus Mitgliedsnähe, Netzwerkstärke und fachlicher Expertise dazu beitragen werden, dass unser Verein für die Zukunft stark aufgestellt ist“, sagt Göttlich.

Karl, Happe, Pawlik, Winand – vier Namen, die in der Fußballszene in den vergangenen Jahren nicht sonderlich in Erscheinung getreten sind. Die Biografien der Kandidaten deuten aber an, dass Göttlich sich vor allem im Bereich Wirtschaft, Finanzen und Marketing kompetente Partner ins Boot holt. Er muss es auch, schließlich warten auf den Club in den kommenden Jahren wichtige strategische Entscheidungen. „Der Verein steht vor Herausforderungen, die eine andere personelle Aufstellung erfordern. Der Druck ist groß, die Messlatte liegt für Oke sehr hoch“, sagte Aufsichtsratschef Schulz bereits im Juli. Es gilt, sich mittelfristig auf eine möglicherweise durch die Deutsche Fußball-Liga angeordnete Ausgliederung der Profiabteilung vorzubereiten. Zudem warten Marketingaufgaben, die im Sinne des Selbstverständnisses des FC St. Pauli zu treffen sind.

Mit Joachim Pawlik, 49, kandidiert ein ehemaliger Spieler des Vereins. Unter Michael Lorkowski und Willi Reimann machte Pawlik Anfang der 80er einige Spiele für die Amateure und die Profis. Aufgrund einer Verletzung verlor er aber den Anschluss und gründete mit der Pawlik Consultants GmbH früh seine erste Firma. Ebenfalls als Unternehmensberater ist Jochen Winand, 63, tätig. Seit 2004 ist Winand Vorstandschef der Wachstumsinitiative Süderelbe, seit 1988 leitet der Manager den Wirtschaftsverein für den Hamburger Süden e.V.

Mit Rechtsanwalt Reinher Karl, 45, stellt sich ein echter Fan des Vereins zur Wahl. Der Gründungspartner der Medienkanzlei Beiler Karl Platzbecker & Partner besitzt seit 1992 eine Dauerkarte am Millerntor. Er kennt Göttlich durch die Mitgliedschaft im Verband unabhängiger Musikunternehmen. Komplettiert werden soll das Präsidium durch Finanzexperte Thomas Happe, 50. Der Banker arbeitet seit vielen Jahren als Führungskraft bei der Commerz Real AG, einer Tochtergesellschaft der Commerzbank.

Vier Partner für Spielmacher Göttlich: Am 16. November entscheiden die Mitglieder, ob das Quintett künftig die Bälle reinmacht, so wie es sich der Aufsichtsrat wünscht. Oder ob doch noch ein echter Stürmer hermuss.