St. Paulis Sebastian Maier kann sein Potenzial noch nicht abrufen. Der Youngster arbeitet gegen das Image als „schlampiges Genie“

Hamburg. Sebastian Maier musste für einen Moment in sich gehen, als er vom Abendblatt mit einem für ihn eigentlich besonderen Datum konfrontiert wurde. „Was war am 16. März dieses Jahres?“, fragte sich der Mittelfeldspieler des FC St. Pauli selbst. Auch nach gut einer halben Minute Hirnzermartern wollte es nicht so richtig Klick machen. Dabei hatte der 21-Jährige an jenem Sonntagnachmittag im Frühjahr sein wohl bestes Spiel seit seinem Wechsel von 1860 München im Trikot des Kiezclubs absolviert.

Beim 2:0-Sieg bei Fortuna Düsseldorf überragte Maier im Mittelfeld mit Spielwitz, Kreativität und einem Treffer. „Ah, richtig. Wir haben alle super gespielt, mussten dabei viele Leistungsträger ersetzen. Dass ich am Ende auch noch getroffen habe, war umso schöner“, erinnerte sich der gebürtige Landshuter dann doch und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

In dieser Saison ist dem schussgewaltigen Rechtsfuß bisher ein Treffer versagt geblieben. Ohnehin ist die Spielzeit 2014/15 noch nicht die des Supertalents. Die Bilanz bisher: fünf Einsätze, einmal in der Startelf, und eine Torvorlage. Nach seiner starken Premierensaison am Millerntor mit vier Treffern und zwei Vorlagen hatten Fans und Verantwortliche die Hoffnung, dass der ehemalige Juniorennationalspieler unmittelbar vor seinem Durchbruch im Profifußball steht. „Mit dem Wort Durchbruch bin ich immer etwas vorsichtig. Ich will konstanter in meinen Leistungen werden. Der nächste Schritt ist dann, Stammspieler zu werden“, sagte Maier mit einer für sein Alter ungewöhnlichen Abgeklärtheit.

Er macht natürlich keinen Hehl daraus, wie gern er mehr Spielzeit erhalten würde. Öffentlich eine größere Rolle einfordern ist aber nicht die Sache des Offensivspielers. Er will Taten sprechen lassen. Im Training ist Maier häufig auffällig, immer wieder lässt er seine unglaubliche Schusstechnik aufblitzen. Maier hat von der Veranlagung alles, um beim FC St. Pauli perspektivisch eine tragende Rolle einzunehmen. Das Problem: Schon bei seinem ehemaligen Club 1860 München galt der Freistoßspezialist als „schlampiges Genie“, in dem deutlich mehr Potenzial steckt, als er häufig abruft.

Gegen dieses Image arbeitet er an und wartet auf seine Chance. Trainer Thomas Meggle hält große Stücke auf den Edeltechniker, der sich aber im Mittelfeld großer Konkurrenz erwehren muss. Derzeit sind auf den Außenpositionen Marc Rzatkowski und Stürmer Christopher Nöthe gesetzt, auch in der Zentrale herrscht nach dem Transfer von Enis Alushi aus Kaiserslautern großer Konkurrenzkampf. „Ich bin nicht der geduldigste Mensch, weiß aber, dass Geduld, gerade als junger Spieler, wichtig ist. Hier gilt es für mich ruhig zu bleiben, weiter Gas zu geben und mich anzubieten. Ich werde aber mit Sicherheit keine schlechte Stimmung verbreiten, das ist nicht meine Art“, sagte Maier, der betonte, dass Einzelschicksale keine Rolle spielen und es zunächst wichtig sei, erst einmal als Team insgesamt stabiler zu sein.

Am Montag geht es für Maier und seine Teamkollegen erneut zum Traditionsclub am Rhein. Gegen eine Wiederholung der Ereignisse vom 16. März hätte der Youngster nichts einzuwenden. Sollte das gelingen, wird der 20. Oktober 2014 dann auch nachhaltig einen Platz im Gedächtnis des Spielmachers finden.