Zum Abschiedsspiel für Fabian Boll sind frühere St. Paulianer aus allen Teilen der Welt angereist

Hamburg. Für 90 Minuten habe er keine Puste. „Ich konnte in den vergangenen Wochen gar nicht trainieren“, sagte Thomas Meggle, nachdem er die Kontrahenten am Freitagmittag noch angeleitet hatte. „Aber bei dem Gegner sollte es reichen“, schickte der Trainer des FC St. Pauli dann mit einem breiten Grinsen hinterher. Denn wenn Meggle beim Abschiedsspiel für Fabian Boll am Sonnabend am Millerntor (15.30 Uhr) noch einmal aufläuft, wird er gegen sein eigenes Team, die aktuellen Profis des Kiezclubs, antreten müssen.

Diese werden dann jedoch ausnahmsweise von den Haupt- zu Nebendarstellern degradiert. Denn auf und neben dem Platz wird Ex-Kapitän Boll auf den Tag genau fünf Monate nach seinem Abschied vom Profifußball unter dem Motto „Bollzen“ noch einmal für zwölf Jahre auf St. Pauli gefeiert. Dazu hat er mit den „Höllenhunden“ ein All-Star-Team, bestückt mit jeder Menge ehemaliger Publikumslieblinge und Aufstiegshelden, um sich versammelt.

Seit Tagen schreiben sich die einstigen Kiezgrößen in einer Chatgruppe Nachrichten, frotzeln sich, erzählen Anekdoten oder tüfteln bereits die Taktik aus, um auf dem Rasen für den großen Coup zu sorgen. Ralph Gunesch postete auf seiner Facebook-Seite im Tagesrhythmus Bilder aus Regionalligazeiten und von den Aufstiegen. „Vor vielen Jahren war es immer mal unser Traum, hier noch einmal mit allen Leuten zusammenzukommen und vor den vier neuen Tribünen zu spielen. Nun sind es zwar nur drei neue Tribünen, aber nichtsdestotrotz wollen wir das Stadion noch einmal gebührend voll machen“, sagt der Profi des FC Ingolstadt, der wegen eines Kreuzbandrisses nur am Seitenrand dabei sein wird.

Viel Nostalgie und Erinnerungen an die erfolgreichsten Zeiten der Vereinsgeschichte sollen bei dem Spiel zu Gunsten der Kiezhelden und des Weißen Rings e.V. im Vordergrund stehen. Gecoacht wird das Team standesgemäß von Vereinsikone Holger Stanislawski, André Trulsen und KaPe Nemet. Dazu sind Bolls Weggefährten aus allen Himmelsrichtungen nach Hamburg gereist. Die weiteste Anreise nahm Ian Paul Joy, der von 2005 bis 2008 für St. Pauli gespielt hatte, auf sich. Der frühere Verteidiger arbeitet inzwischen in Miami als TV-Experte und weilt bereits seit einigen Tagen in Hamburg, um alte Freunde zu treffen. „Sir“ Charles Takyi ist aus den Vereinigten Arabischen Emiraten eingeflogen, auch Deniz Naki hat aus Ankara einige Flugkilometer auf sich genommen.

Aus Graz ist auch Bolls einstiger Zimmerkollege Benedikt Pliquett angereist. „Was wir mit unseren limitierten Möglichkeiten damals hinbekommen haben, war einmalig. Deshalb freue ich mich wahnsinnig auf das Wiedersehen. Das ist noch viel mehr als ein Klassentreffen“, macht der Torhüter die Bedeutung des Spiels klar. Bereits am Vormittag werden sich die „Höllenhunde“ zum gemeinsamen Brunch treffen, anschließend noch einmal für Gänsehaut-Momente auf dem Rasen sorgen. Nach der Partie findet im Ballsaal der Südtribüne eine Aftershow-Party statt, bei der auch die Hamburger Musikgrößen Thees Uhlmann und Fettes Brot auftreten sollen. Meggles Co-Trainer Timo Schultz, der auch für Bolls Team auflaufen wird, kündigte bereits an: „Meine Stärken liegen bekanntlich in der dritten Halbzeit. Boller, wenn du nicht mehr kannst: Ich schließe den Laden ab.“

Ein Testspiel gegen den Landesligisten SC Harsum gewann St. Pauli am Freitagabend mit 11:1. Die Tore erzielten Budimir (3), Buchtmann (3), Trybull (2), Kringe, Nöthe und Rzatkowski..