Der St.-Pauli-Trainer kann sich vorstellen, den Vorteil der anderen Perspektive zu nutzen.

Hamburg. Thomas Meggle packte am Mittwochmorgen der Ehrgeiz. Nachdem die Profis des FC St. Pauli gemeinsam mit Fitnesstrainer Timo Rosenberg 30-Meter-Sprints absolviert hatten, forderte der Cheftrainer seinen Assistenten Timo Schultz zum Duell heraus. Nachdem Meggle unter der Anfeuerung seiner Spieler vorlegte, zog Schultz nach und ließ anhand seiner Jubelpose keinen Zweifel daran, dass er der Sieger war. „Ich habe das Sprintduell klar gewonnen. Das hat doch jeder gesehen. Ich bin halt eher der stille Genießer“, scherzte Meggle, der momentan ohnehin voller Tatendrang steckt.

Seit der ehemalige Coach der U23-Mannschaft zum Profitrainer befördert wurde, hat Meggle in der Länderspielpause erstmals die Gelegenheit, um in Ruhe und über einen längeren Zeitraum mit seinen Spielern zu arbeiten. Unmittelbar nach seiner Inthronisierung am 3. September folgten fünf Spiele in 21 Tagen. Zudem war konzeptionelles Training ob der vielen Verletzten kaum möglich. Bis zum Spiel am 20. Oktober bei Fortuna Düsseldorf wird sich das Lazarett weiter lichten, dem Trainer so mehr Möglichkeiten geben. Meggle stellte aber auch klar, dass die jungen Spieler wie Andrej Startsev und Okan Kurt nicht automatisch ins zweite Glied weichen müssen, nur weil arrivierte Profis wie Sebastian Schachten zurückkehren. „Die Jungs haben auf sich aufmerksam gemacht“, sagte Meggle, der keinen Hehl daraus macht, wie gelegen die Länderspielpause kommt. „Die Jungs haben am Anschlag gespielt, jedes Spiel 100 Prozent gegeben. Da ist es gut, jetzt mal die Kräfte zu bündeln und an ein paar Lösungen für die Zukunft zu arbeiten“, sagte Meggle.

Eine äußerst interessante Lösung verriet Meggle in Bezug auf die künftige Analyse der Gegner während der Spiele. Assistenzcoach Schulz weilt ab sofort die ersten 15 bis 20 Minuten auf der Tribüne, um so Auffälligkeiten im taktischen Bereich festzustellen und anschließend dem Chefcoach zu übermitteln. Die Idee entstand, als Meggle seine Zwei-Spiele-Sperre nach einem Zwist mit einem vierten Schiedsrichter absaß. „Ich würde auch gerne selbst einmal wieder auf der Tribüne sitzen. Andere Perspektiven bringen andere Erkenntnisse“, sagte Meggle, der damit auf den Spuren von Berti Vogts wandeln würde. Als Trainer von Bayer Leverkusen saß der heute 67-Jährige in der Saison 2000/01 auf der Tribüne, erntete dafür aber medial viel Häme. Auch aus diesem Grund zögert Meggle noch, seine Idee in die Tat umzusetzen.

Es sind Gedanken wie diese, die deutlich machen, dass der 39-Jährige alles dafür tun will, um den Club aus dem Tabellenkeller zu führen. Trotz zuletzt sieben Punkten aus drei Spielen warnt der Trainer davor, zu euphorisch zu sein. „Die Zweite Liga ist eine brutale Liga. Wir dürfen uns nicht in eine Komfortzone bewegen. Man muss den Blick in dieser Liga auch immer nach unten richten. Gewinnt man drei Partien, ist man oben dabei, verliert man sie, steckt man unten fest“, sagte Meggle.