In seinem ersten Punktspiel als Cheftrainer hatte Meggle sein Team personell kräftig durcheinandergewirbelt. Anschließend musste St. Paulis neuer Cheftrainer beim 1:2 gegen 1860 München in der hitzigen Schlussphase auf die Tribüne.

Hamburg. Freude, Enttäuschung, Hoffnung, Ärger und Wut – Thomas Meggle erlebte in seinem ersten Spiel als Cheftrainer des FC St. Pauli fast alle Gefühle, die der Fußball bereithält. Nur Siegesjubel war am Sonntag im Heimspiel gegen den TSV 1860 München nicht dabei. Am Ende eines emotionalen Spiels vor 27.892 Zuschauern hieß es 1:2 (1:2).

Dabei erlebte Meggle den Abpfiff des später hart kritisierten Schiedsrichters Robert Kampka (Mainz) von der Gegengeradentribüne aus. In der Nachspielzeit war er nach heftigen Protesten von Kampka von der Trainerbank verwiesen worden. Auf dem Weg zur Tribüne gab es dabei noch ein Zusammentreffen mit dem vierten Offiziellen Florian Heft. Den Verdacht, er habe den Unparteiischen in dieser Szene bewusst gerempelt oder gar gecheckt, wies Meggle zurück. „Ich bin an ihm nur vorbeigegangen, etwas anderes ist mir nicht bewusst“, sagte er. Zuvor hatte er auf dem Rasen noch Kampka klargemacht, was er von dessen Leistung hielt.

Wichtiger als die Meinungsverschiedenheiten mit dem Schiedsrichter war für Meggle aber, seine Gefühle in Bezug auf das Spiel seiner Mannschaft zu sortieren und richtig einzuordnen. Rein statistisch war es im fünften Zweitligaspiel dieser Saison die dritte Niederlage. Mit nur vier Punkten belegt das Team vom Millerntor jetzt nur noch den 16. Tabellenplatz. Dennoch ist es keine Schönrednerei, wenn Trainer und Spieler aus der insbesondere in der ersten Halbzeit gezeigten Leistung Mut und Hoffnung schöpfen.

In seinem ersten Punktspiel als Cheftrainer hatte Meggle sein Team personell kräftig durcheinandergewirbelt. Im Vergleich zum 0:3 in Fürth standen gleich sechs andere Akteure in der Startelf. Dies lag zwar zum einen daran, dass einige Spieler wie Kapitän Sören Gonther wegen Verletzungen nicht zur Verfügung standen. Zum anderen aber verzichtete Meggle auch auf einige Profis, die zuletzt einen Stammplatz sicher hatten, zum Beispiel Christopher Buchtmann und der erst im August verpflichtete Stürmer Ante Budimir.

Von diesem Wechselspiel profitierte auch Routinier Florian Kringe, der unter Meggles Vorgänger Roland Vrabec keine Rolle mehr gespielt hatte. „Flo hat beim Testspiel in Leverkusen eine gute Leistung gezeigt. Das honoriere ich. Er soll die Truppe anführen“, sagte Meggle vor dem Spiel. Tatsächlich konnte Kringe in seiner Rolle als verkappter Stürmer einige Akzente setzen.

Bis dahin hatten die St.-Pauli-Profis hinsichtlich Laufbereitschaft und Engagement viel von dem gezeigt, was Trainer Meggle eingefordert hatte. Auf diese Weise kamen auch einige sehenswerte Spielzüge zustande, die es in den bisherigen Saisonspielen kaum einmal zu sehen gab. Nachdem John Verhoeks Tor per Seitfallzieher (15.) wegen gefährlichen Spiels aberkannt worden war und Christopher Nöthes Kopfball (18.) von Münchens Torwart Stefan Ortega pariert wurde, kam 1860 zum glücklichen 1:0. Wojtkowiak nahm es dabei dankend an, dass Tom Trybull ihn im Strafraum am Fuß berührte. Er fiel, und Schiedsrichter Kampka entschied auf Strafstoß. Unmittelbar zuvor aber befand sich Leonardo im Abseits, so dass es zu dieser Situation gar nicht hätte kommen dürfen. Dies störte Leonardo wenig, er verwandelte den Strafstoß sicher (21.).

Zehn Minuten später belohnten sich die St. Paulianer für ihren Aufwand, als sich Verhoek nach einer Kopfballablage von Michael Görlitz mit Kraft und Willen gegen seinen Gegenspieler durchsetzte und den Ball zum 1:1 (31.) ins Münchner Tor drosch.

Auf den Rängen brach schon der Jubel über das vermeintliche Führungstor aus, als Florian Kringe (43.) den Ball per Kopf im hohen Bogen ins Münchner Tor bugsierte. Doch Schiedsrichter Kampka hatte dabei eine Regelwidrigkeit entdeckt und entschied auf Freistoß für 1860. Es war eine jener Entscheidungen, über die sich Meggle und auch Sportchef Rachid Azzouzi ärgerten. „Ich erwarte nicht, dass der Schiedsrichter für uns pfeift. Aber es hat sich hier eingebürgert, dass gegen uns entschieden wird“, sagte Azzouzi.

Als wäre der aberkannte Treffer nicht genug gewesen, gab es durch das nach einem Konter durch Yannick Stark erzielte 2:1 für 1860 unmittelbar vor dem Pausenpfiff den nächsten Nackenschlag. In der zweiten Halbzeit konnten die St. Paulianer an ihre ansprechende Spielweise nicht mehr ganz anknüpfen. Am Einsatzwillen mangelte es nicht, doch die zuvor noch gezeigten Spielzüge blieben jetzt Mangelware.

„Die Münchner haben zweimal aufs Tor geschossen, davon einen Elfmeter. Wir haben vom Auftreten her einen klaren Schritt in die richtige Richtung gemacht. Die ganze Truppe hat trotz der Ausfälle stark gespielt, wir haben nur einige große Torchancen ausgelassen. Ich bin sicher, dass wir so am Freitag in Aue drei Punkte gewinnen werden“, sagte Torwart Philipp Tschauner.

„Wir haben so gespielt, wie es Meggi vorgegeben hat. Zum Schiedsrichter sage ich lieber nichts, dann würde ich als schlechter Verlierer dastehen“, sagte Torschütze John Verhoek, dessen Kopfball in der 88. Minute Münchens Torwart Ortega über das Tor lenkte.