Eine Niederlage am Sonntag beim FC St. Pauli könnte Ex-HSV-Coach Ricardo Moniz den Job kosten. Lediglich zwei Zähler konnte 1860 München in den ersten vier Spielen der Saison nach Hause bringen.

Hamburg. Es waren große Worte, die Ricardo Moniz vor der Saison in den Mund genommen hatte. Der Trainer von 1860 München sprach in einem Interview mit dem „Kicker“ ganz offen von der Zweitligameisterschaft. Nun, knapp zwei Monate später, haben den 50-Jährigen diese markigen Worte längst eingeholt. Die Bayern hinken vor dem Duell beim FC St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr, Sky live und Ticker auf Abendblatt.de) den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher.

Aus der Aufbruchstimmung der Vorbereitung ist längst eine erhöhte Alarmbereitschaft geworden. Lediglich zwei Zähler konnte der in dieser Saison noch sieglose Traditionsclub aus den ersten vier Partien holen. Da überrascht es nicht, dass sich die Kritik vor allem gegen Moniz, der von 2008 bis 2010 beim HSV als Interimstrainer und Technikcoach im Amt war, richtet. Die Vorwürfe: Zu intensives Training, zu häufiger Kontakt mit den Münchner Medien und eine zu offensiv ausgerichtete Taktik, die nicht zu den im Kader vorhandenen Spielertypen passt. Zuletzt schien der Niederländer sogar vor dem Aus bei 1860 zu stehen. Mit Sportdirektor Gerhard Poschner gab es vor Kurzem einen Krisengipfel, bei dem eine Kursänderung beschlossen wurde. Künftig will Moniz weg vom zuletzt wenig ertragreichen Hurrafußball hin zu einem eher defensiveren Stil. Über allem steht für den ehrgeizigen Rotterdamer aber vor allem eines: Erfolg.

„Fußball ist in vielen Facetten ein Tagesgeschäft, und es gibt nie Garantien“, sagte Poschner. Präsident Gerhard Mayrhofer räumte ein, dass ein Coach natürlich nach seinem Erfolg bemessen werde und dass das Moniz auch bewusst sei. „Aber es ist ja nicht so, dass bei uns immer sofort eine Trainerdiskussion stattfindet.“

Dabei wäre es aber zu einfach, den Fehlstart einzig und allein an der Person Moniz festzumachen. Vor der Saison leitete der neue Sportdirektor Gerhard Poschner einen großen personellen Umbruch ein. Neun Profis, darunter die Identifikationsfiguren Daniel Bierofka und Benjamin Lauth mussten gehen. Dafür kamen zehn neue Profis. Der ehemalige Spanien-Legionär Poschner nutzte bei seinen Transfers Kontakte in die Primera Division. Stürmer Rodri sowie die Mittelfeldspieler Edu Bedia und Ilie Sanchez kamen aus der zweiten Mannschaft des FC Barcelona, Linksaußen Valdet Rama von Real Valladolid. Spieler mit Qualität, aber ohne Zweitligaerfahrung in Deutschland.

Vor dem Spiel gegen St. Pauli versuchen die „ Löwen“ dennoch eine gewisse Lässigkeit zu demonstrieren: „Wir müssen die Arschbacken locker lassen und auf dem Gas bleiben“, sagte Mayrhofer. „Denn selbst wenn wir uns manchmal denken: Boah, Ricardo, musste das nun wieder sein? – Man muss doch nicht immer alles so ernst nehmen. Es geht um Fußball, nicht um eine Herztransplantation.“ Ob diese pragmatische Haltung auch im Fall einer Niederlage am Millerntor Bestand haben wird, ist fraglich.