St. Paulis Taktgeber appelliert vor dem Heimspiel am Sonntag gegen 1860 München ans Verantwortungsbewusstsein seiner Mitspieler. Trainer Thomas Meggle musste beim Training auf sieben Spieler verzichten.

Hamburg. Die letzten Tage vor dem ersten Spiel unter Thomas Meggle als neuem Cheftrainer stehen beim FC St. Pauli nicht gerade unter einem günstigen Stern. Wie schon am Dienstag fehlten auch am Mittwoch wieder sieben Spieler des Profikaders wegen Verletzungen oder Krankheit beim Mannschaftstraining. Schlimmer noch: Seit Mittwoch steht fest, dass Innenverteidiger Lasse Sobiech für das Heimspiel am Sonntag (13.30 Uhr) gegen 1860 München ausfallen wird. Der 23 Jahre alte, vom HSV ausgeliehene Abwehrhüne hat sich vor geraumer Zeit eine Rippenverletzung zugezogen, die sich jetzt als Rippenanbruch erwiesen hat.

Noch beim 0:3 in Fürth, das zur Ablösung von Roland Vrabec als Cheftrainer geführt hatte, war Sobiech mit dieser Verletzung ins Spiel gegangen. Danach war zunächst offiziell von muskulären Problemen die Rede, um zu verhindern, dass im nächsten Match Gegenspieler gezielt versuchen könnten, die verletzte Stelle zu treffen.

Neben Sobiech konnten am Mittwoch auch Sebastian Schachten (Bauchmuskelzerrung), Marcel Halstenberg (muskuläre Probleme) und Bernd Nehrig (Muskelfaserriss) sowie Ersatztorwart Robin Himmelmann (Sehnenreizung) nicht am Training teilnehmen. Philipp Ziereis, der zuletzt mit einem grippalen Infekt zu Hause geblieben war, absolvierte immerhin schon wieder ein individuelles Laufprogramm mit Athletiktrainer Timo Rosenberg.

Dagegen verließ Kapitän Sören Gonther nach einem Kurzbesuch am Morgen das Trainingszentrum an der Kollaustraße bereits wieder, als seine gesunden Kollegen auf dem Platz noch dem Ball nachjagten. „Ich habe seit einiger Zeit eine Reizung im Leistenbereich, die jetzt auch die Adduktoren in Mitleidenschaft gezogen hat. Es ist zwar nichts kaputt, aber die Reizung muss jetzt behandelt werden. Es ist keine Lösung, ständig mit Tabletten zu spielen. Dafür ist die Saison noch zu lang“, sagte er und begab sich zum Arzt. An diesem Donnerstag will er zudem in Berlin den auf derartige Verletzungen spezialisierten Mediziner Jens Krüger aufsuchen. „Wenn es gut läuft, könnte ich am Freitag das Training wieder aufnehmen und am Sonntag doch für das Spiel gegen 1860 München zur Verfügung stehen“, sagte Gonther.

Mitschuld an Vrabecs Ablösung

Doch ganz gleich ob auf dem Platz oder nur am Rande, spürt Sören Gonther seine Verantwortung als Kapitän des FC St. Pauli in der aktuellen Situation ganz besonders. Nach dem Trainerwechsel ist die Mannschaft noch mehr gefordert, im Heimspiel gegen die Münchner eine zufriedenstellende, besser noch eine mitreißende Vorstellung zu bieten. „Wir müssen einfach eine Reaktion zeigen. Es ist uns bewusst, dass wir eine Mitschuld daran haben, dass es zu Rolands Ablösung gekommen ist. Wir haben es als Mannschaft nicht geschafft, in den Spielen seine Vorstellungen umzusetzen“, sagte Gonther im Gespräch mit dem Abendblatt.

Thomas Meggle habe als neuer Trainer andere Vorstellungen von dem Fußball, den das Team zeigen soll. „Ich denke, dass wir schon beim Testspiel in Leverkusen, obwohl wir davor nur eine Einheit und eine Ansprache hatten, einiges umgesetzt haben“, sagt Gonther.

Im täglichen Training habe es auch unter Roland Vrabec nicht am nötigen Zug gemangelt. „Jetzt ist bei Meggi auch wieder der Spaß und die Lockerheit dabei. Dazu muss sich jetzt wieder jeder Spieler im Kader zeigen. Ein Wechsel ist immer für jeden eine neue Chance, sich zu profilieren“, sagt Gonther.

In den vergangenen Tagen, so berichtet der Kapitän weiter, habe es schon etliche Gespräche mit dem neuen Trainer und dem Mannschaftsrat gegeben. Zudem spreche er als Kapitän oft mit einzelnen Spielern. „Falls ich am Sonntag spielen sollte, werde ich auch die letzte Ansprache halten, bevor wir auf den Platz gehen. Wenn nicht, dann werde ich aber auf jeden Fall in der Kabine sein. Ob ich dann das Wort ergreife, werde ich spontan entscheiden“, kündigt Gonther an.