St. Paulis Neuzugang: „Ich bin kein ruhiger Typ.“ Nur 24.000 Plätze beim Pokalhit gegen Dortmund

Hamburg. Die erste Sightseeing-Tour durch Hamburg hat Enis Alushi schon hinter sich. „Ich bin schon seit Dienstag hier und hatte am Mittwoch Zeit, durch die Stadt zu schlendern. Es erleichtert mir den Einstieg, dass ich hier private Freunde habe“, sagte Enis Alushi, 28, am Donnerstag, nachdem er seine erste Trainingseinheit beim FC St. St. Pauli absolviert hatte.

Der vom Liga-Konkurrenten 1. FC Kaiserslautern gekommene Mittelfeldspieler deutete im abschließenden Trainingsspiel auch schon Durchsetzungsvermögen, Ball- und Passsicherheit an, also jene Qualitäten, mit denen er dem FC St. Pauli die zuletzt arg vermisste Spielkultur zurückbringen soll. Dazu fühlt er sich bereit, und zwar auch schon im Hinblick auf das nächste Punktspiel, das sein neues Team am Montag (20.15 Uhr, Sky und Sport1 live) bei der SpVgg. Fürth zu bestreiten hat. „Ich wäre fit für einen Einsatz am Montag“, sagte Alushi. Zunächst aber werde es noch ein Gespräch mit Trainer Roland Vrabec darüber geben, wie und wann er mit ihm plant. Im besagten Trainingsspiel kickte Alushi noch in der zweiten Garnitur, die allerdings als Sieger den Rasen verließ.

Enis Alushi beschreibt sich selbst als einen Menschen, der „nicht mit einem Schloss vor dem Mund herumläuft“. „Ich bin kein ruhiger sondern eher ein emotionaler Typ“, sagt der insgesamt sehr reif und fokussiert wirkende Alushi. Seine favorisierte Position im zentralen Mittelfeld bringe es ja mit sich, dass er auch auf dem Spielfeld viel spricht und seine Mitspieler dirigiert.

In den vergangenen Wochen hat Alushi, der seinen vor acht Wochen erlittenen Unterarmbruch inzwischen auskuriert hat, die Spiele der Zweiten Liga und auch speziell die des FC St. Pauli verfolgt. Dabei sei die Bilanz mit vier Punkten und dem Weiterkommen im DFB-Pokal doch gar nicht so schlecht. „Von außen hatte ich den Eindruck, dass es im Verein eine schlechte Stimmung gibt. Dies habe ich innerhalb der Mannschaft jetzt gar nicht feststellen können“, sagte Alushi.

Der in Titova Mitrovica geborene Alushi ist kosovarischer Abstammung, flüchtete mit seinen Eltern 1992 vor dem Krieg auf dem Balkan nach Deutschland, wurde nach abgelehntem Asylantrag wieder in die Heimat geschickt, ehe er 1993 erneut nach Deutschland kam und zunächst ein halbes Jahr in einem Aufnahmelager in Bergkamen lebte. Schon 1995 ging er vom TV Oberhundem in die Jugend von Borussia Dortmund und drei Jahre später zu den Sportfreunden Siegen. Seine bisher beste Zeit als Fußball-Profi hatte Alushi in den vier Jahren (2008 bis 2012) beim SC Paderborn.

Unterdessen wird an diesem Freitag St. Paulis das Präsidium über die Konsequenzen aus dem Pokallos Borussia Dortmund entscheiden. Im Raum stand die Überlegung, den Abriss der 5000 Zuschauer fassenden Nordtribüne des Millerntor-Stadions um knapp vier Wochen zu verschieben, um das attraktive Pokalspiel am 28./29. Oktober vor der größtmöglichen Kulisse (29.063 Zuschauer) auszutragen. Inzwischen zeichnet sich jedoch die Tendenz ab, auf eine weitere Verzögerung des Abrisses und Neubaus zu verzichten, da sich die Mehreinnahmen nach Abzug der Mehrkosten auf bestenfalls nur 20.000 Euro belaufen. Dafür besteht aber das Risiko, beim Anlegen des Betonfundaments in eine Frostperiode zu geraten. Daher wird mit dem Abriss voraussichtlich nach dem Heimspiel gegen Union Berlin Anfang Oktober, begonnen.