St. Paulis Trainer setzt darauf, dass sein Team auch gegen Sandhausen dem Druck standhält.

Hamburg. Die Älteren können sich noch erinnern. Am 3. März, es war der Rosenmontag, gewann der FC St. Pauli im Millerntorstadion gegen den 1. FC Union Berlin nach einem hart umkämpften Spiel mit 2:1. Fin Bartels erzielte damals in der 88. Spielminute den Siegtreffer, nachdem 22 Minuten zuvor Sebastian Schachten den Ausgleich zum 1:1 erzielt hatte. Es war der bisher letzte Heimsieg des Millerntor-Teams in einem Pflichtspiel.

Wenn an diesem Freitag (18.30 Uhr), also genau 172 Tage später, der FC St. Pauli gegen den SV Sandhausen antritt, soll der Heimfluch von sechs sieglosen Spielen am Millerntor in Folge – vier Unentschieden, zwei Niederlagen – endlich gebrochen werden. Für Cheftrainer Roland Vrabec hätte ein Erfolg auf jeden Fall eine arbeitsplatzerhaltende Wirkung.

Da der 40-Jährige ein sehr realistischer Mensch ist, weiß er, dass eine ähnlich desolate Vorstellung seines Teams wie vor zwei Wochen beim 0:2 in Aalen, seine Position erheblich schwächen würde und zu einer Entscheidung des Vorstandes gegen ihn führen könnte. „Es geht nicht um mich als Person“, betont Vrabec in diesem Zusammenhang. „Ich empfinde das Spiel gegen Sandhausen als ein besonderes für die ganze Mannschaft, aber nicht für mich persönlich. Ich bin mit dem Trainerteam aber ein Teil der Mannschaft. Deswegen versuchen wir es gemeinsam.“

Auch mit ein paar Tagen Abstand dient das mit 3:1 gewonnene und weitgehend souverän geführte DFB-Pokalspiel am vergangenen Sonnabend beim Oberligisten Optik Rathenow als Mutmacher für die anstehende Aufgabe in der Zweiten Liga. Dabei geht es weniger darum, dass der zuletzt lange in der Kritik stehende Stürmer Christopher Nöthe zwei Treffer erzielte und auch der neue Angreifer Ante Budimir nicht nur dank seines Tores bewies, wie wertvoll er für St. Pauli sein kann. „Die Mannschaft hat in Rathenow gezeigt, dass sie mit Druck umgehen kann. Das ist die beste Erkenntnis, die ich aus diesem Spiel mitnehme, und zwar unabhängig davon, dass es ein Fünftligateam war“, sagte Vrabec.

Dem Trainer ist dabei bewusst, dass der Auftritt seiner Mannschaft am Freitag gegen Sandhausen grundsätzlich noch wichtiger sein dürfte als das Spiel in Rathenow. „Wir haben ja trotz des Weiterkommens im DFB-Pokals Druck. Im Raum steht immer noch, dass wir nach zwei Ligaspielen erst einen Punkt haben und zuletzt ein schlechtes Spiel in Aalen gezeigt haben. Ich gehe aber davon aus, dass meine Mannschaft auch diesmal sehr gut mit Druck umgehen wird“, sagte Vrabec am Mittwoch.

Dies wäre im Vergleich zur Schlussphase der vergangenen Saison ein Fortschritt, als die Mannschaft noch nicht einmal dem positiven Druck, um den Bundesliga-Aufstieg mitspielen zu können, standhielt, keines der letzten fünf Spiele (zwei Punkte) mehr gewinnen konnte und die lange Zeit erfreuliche Saison auf dem achten Rang abschloss.

Der schwache Saisonstart ließ die Erinnerung an diese Negativerlebnisse wieder aufleben. Daher war es nur Wunschdenken, die vergangene Spielzeit abzuhaken und unbelastet neu zu starten. Es ist verständlich, dass viele Anhänger die ersten beiden Punktspiele dieser Saison als Fortsetzung der Schlussphase der vorherigen Serie betrachten. Ein Erfolg am Freitag gegen Sandhausen, am besten mit einer überzeugenden Leistung in kämpferischer und spielerischer Hinsicht, könnte diese Einschätzung korrigieren und den Nachweis erbringen, dass Trainer Vrabec die Fähigkeit besitzt, die Mannschaft weiterzuentwickeln.