Der offensive Mittelfeldspieler Bentley Baxter Bahn hat seine Chance genutzt. Trainer Vrabec lobt: „Mir gefällt seine Schlitzohrigkeit“

Hamburg. Wer seinen Namen das erste Mal hört, muss einfach stutzen – Bentley Baxter Bahn. Was anfängt, wie ein Rapper oder cooler Basketballstar aus den USA endet mit dem profanen deutschen Wort Bahn. „Natürlich fragt mich jeder, wie dieser Name zustande kommt“, sagt der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler des FC St. Pauli, der sich jetzt in den Profikader gespielt hat. „Mein eigentlicher Vorname ist Baxter. Aber meine Eltern waren kreativ und haben noch das Bentley davorgestellt“, erzählt er schmunzelnd. Auch seine ältere Schwester trägt einen doppelten Vornamen, der ist allerdings mit Kim Kristin weit weniger ungewöhnlich.

Der Blondschopf mit den eisblauen Augen stammt aus dem 850-Einwohner-Ort Fliegenberg an der Oberelbe, der inzwischen zur Gemeinde Stelle gehört. Mit vier Jahren fing er bei der SG Elbdeich mit dem Fußballspielen an, schon als Neunjähriger wechselte Bahn zum HSV, wurde jahrelang täglich zum Training gefahren, ehe er als 16-Jähriger zum ersten Mal in der Nähe des Trainingszentrums in Ochsenzoll eine eigene Wohnung bezog. „Ich habe dort mit Maximilian Beister lange zusammengewohnt. Später wohnte auch noch Tolgay Arslan übergangsweise bei mir. Mit beiden habe ich auch noch oft Kontakt“, erzählt der offensive Mittelfeldspieler, der vor drei Jahren sein Abitur mit der Note 2,3 bestand.

Beim HSV wurde Bahn gesagt, dass es für das Profiteam nicht reichen werde

Im Sommer vergangenen Jahres gab es die erste Zäsur in Bahns junger Karriere. Der HSV bot ihm zwar einen neuen Vertrag für die U23-Mannschaft an, gleichzeitig aber machte man ihm klar, dass es für eine Profikarriere beim Hamburger Bundesligaclub nicht reichen werde. Hinzu kam, dass er beim HSV zu einem defensiven Mittelfeldspieler umfunktioniert worden war, was nicht unbedingt seinem Naturell entsprach. „Ich mag gern offensiv über die Außenpositionen spielen, links oder rechts ist mir dabei egal“, sagt er.

Ende September vergangenen Jahres entschied sich Bentley Baxter Bahn dann, zum FC St. Pauli zu wechseln. Auch hier spielte er zwar nur in der U23-Mannschaft in der Regionalliga Nord, aber Trainer Thomas Meggle setzte ihn wieder im offensiven Mittelfeld ein, wo er sich insbesondere in der erfolgreichen Rückrunde profilieren konnte. Heute sagt Bahn über seine Entscheidung für den Kiezclub. „Das war ein Glücksfall für mich.“

Bentley Baxter Bahn ist jedenfalls ein Beispiel dafür, dass die immer wieder propagierte Durchlässigkeit beim FC St. Pauli auch praktiziert wird. So hatte Proficheftrainer Roland Vrabec vor dem Trainingsauftakt am 18. Juni entschieden, dass Bahn die sechswöchige Vorbereitung bis zum Start der Punktspielsaison komplett mit dem Zweitligateam absolvieren soll, um dann wieder ins U23-Team einzuscheren. Jetzt aber verkündete Vrabec die Beförderung: „Baxter ist ab sofort ein vollwertiges Mitglied unseres Profikaders. Er wird Einsatzzeiten bekommen, wenn er so weitermacht wie bisher.“

Dem Trainer hat es imponiert, wie Baxter Bahn bisher seine Chance gesucht und genutzt hat. „Er hat sich eine gute Position innerhalb der Mannschaft erkämpft und erspielt. Mir gefällt seine Unbekümmertheit auf dem Platz und seine Schlitzohrigkeit sowie das instinktive Erkennen von Situationen. Er bringt dazu Schnelligkeit und Laufvermögen mit. Das ist ganz wichtig für unser Spiel“, sagte Vrabec.

Gern erinnert man sich beim FC St. Pauli an einen anderen Spieler, der einst am Elbdeich kickte – Max Kruse, 26. Der inzwischen für Borussia Mönchengladbach aktive Nationalspieler spielte wie Bahn in seiner Jugend an der Oberelbe, allerdings schräg gegenüber von Fliegenberg auf der nördlichen Elbseite in Kirchwerder. Weitere Parallelen sind für die Zukunft nicht auszuschließen. Dem FC St. Pauli würde es auf jeden Fall guttun, wenn ein Talent aus dem Hamburger Raum einmal wieder den Durchbruch schafft.