Der FC St. Pauli will in Cottbus die theoretische Möglichkeit zum Aufstieg erhalten. Energie könnte am Abend bereits abgestiegen sein

Hamburg. Für Sören Gonther ist das Thema abgehakt. An den Aufstieg in dieser Saison glaubt St. Paulis Innenverteidiger nicht mehr. „Paderborn und Fürth punkten zu konstant, und sie haben es auch verdient“, sagt der 27-Jährige. Gleichwohl soll beim Auswärtsspiel gegen Energie Cottbus an diesem Donnerstag (18.30 Uhr) zumindest die Chance auf den Klassensprung erhalten werden. „Wir setzen uns nicht sechs, sieben Stunden in den Bus, um Punkte zu verteilen“, kündigt Gonther an.

Gewinnt das Team in der Lausitz, könnte St. Pauli am Osterwochenende wieder auf drei Zähler an den Tabellendritten Paderborn heranrücken. Und zwar dann, wenn die Ostwestfalen am Sonntag ihr Duell gegen den Tabellenzweiten Fürth verlieren sollten. Um Platz vier zurückzuerobern, müsste jedoch auch Kaiserslautern gegen Frankfurt Punkte lassen. Die Hoffnungen sind angesichts der Konstellation mit mehreren Unbekannten eher theoretischer Natur. „Natürlich will jeder von uns Bundesliga spielen, und die Enttäuschung, dass wir es wohl nicht schaffen, werden wir auch in die Sommerpause mitnehmen“, gibt Gonther zu. „Aber trotzdem wäre ein vierter Platz nach der Vorsaison ein toller Erfolg.“

Cottbus-Fan klagt erfolgreich gegen Aussperrung von Dauerkartenbesitzern

Wenn Schiedsrichter Robert Kempter die Partie im Stadion der Freundschaft gegen 20.20 Uhr beenden wird, könnte für Gegner Cottbus, bei dem Präsident Ulrich Lepsch Ende Mai zurücktreten wird, indes der Abstieg besiegelt sein. Bei einer Niederlage des Tabellenletzten und zeitgleichem Erfolg von Dynamo Dresden (16.) in Aue ist der Klassenerhalt für das Team von Interimstrainer Jörg Böhme nicht mehr möglich. Das DFB-Sportgericht hatte vergangene Woche für das Spiel gegen St. Pauli wegen des Fehlverhaltens einiger Fans eine Blocksperre für die stimmungsvolle Nordwand verhängt. Ausgerechnet dann, wenn Cottbus erstmals seit 1997 in die Drittklassigkeit zu stürzen droht, wird das Stadion nicht ausverkauft sein. Ein Fan hatte gegen das Urteil vor dem Amtsgericht Cottbus geklagt und bekam recht. Energie darf die Dauerkarteninhaber der Nordwand nicht aussperren, muss sie auf andere Tribünen umsiedeln.

„Cottbus wird hoch motiviert, bissig und am Limit ins Spiel gehen“, glaubt St. Paulis Trainer Roland Vrabec dennoch. „Es wird sehr hitzig und turbulent werden, wir müssen uns wehren und im Laufe des Spiels unsere Qualität zeigen.“ Verzichten muss Vrabec auf gleich acht seiner Profis. Neben den langzeitverletzten Fin Bartels und Dennis Daube, die seit Montag wieder individuell mit dem Ball trainieren, stehen auch Fabian Boll (Kapselzerrung in der Hüfte), Philipp Tschauner (Schulterverletzung), Florian Mohr (Magen-Darm-Infekt), Michael Gregoritsch (Knieprellung) und die gelbgesperrten Marcel Halstenberg und Sebastian Schachten nicht zur Verfügung.

Vrabec berief dafür die Nachwuchsspieler Okan Kurt und erstmals auch den 19-jährigen Südkoreaner Kyong Rok Choi ins Aufgebot. Erste Option für die verwaiste linke Abwehrseite, auf der mit Halstenberg und Schachten beide nominellen Kräfte fehlen, ist für Vrabec Jan-Philipp Kalla. Der wiedergenesene Bernd Nehrig könnte ebenfalls den Posten übernehmen.

Auch wenn Sören Gonther den Traum von der Bundesliga vorerst auf Eis gelegt hat, befürchtet er keinen Spannungsverlust im Saisonfinale. „Keiner hat etwas zu verschenken, jeder will sich noch einmal zeigen, denn die Leistungen sind schon ein Fingerzeig für die neue Saison“, glaubt er.

St. Pauli: Himmelmann – Ziereis, Thorandt, Gonther, Kalla – Buchtmann – Rzatkowski, Trybull – Kringe – Thy, Verhoek.