Nach Tschauners Verletzung erhält der Ersatztorhüter erstmals eine echte Bewährungschance beim FC St. Pauli und hofft auf einen offenen Konkurrenzkampf im Sommer

Hamburg. Natürlich, es ist eine ganz besondere Woche für Robin Himmelmann. Auch wenn er an seinen Abläufen nichts geändert hat und mit der gleichen Intensität an jede Trainingseinheit herangeht – für den Torhüter endet die Arbeitswoche am Donnerstag mit einem Startelfeinsatz für den FC St. Pauli gegen Energie Cottbus (18.30 Uhr). Und eben nicht mit dem gewohnten Platz auf der Ersatzbank.

Erst zum zweiten Mal in seiner nun 21-monatigen Amtszeit auf St. Pauli darf Himmelmann von Beginn an ran. Seinen ersten Einsatz, am letzten Spieltag der Vorsaison gegen Kaiserslautern (2:1), hatte er als Geschenk für die hervorragende Trainingsarbeit erhalten. Nach dem Ausfall von Stammkeeper Philipp Tschauner, der mit einer Schulterverletzung für unbestimmte Zeit pausieren muss, ist er nun erstmals richtig gefragt. Schon in den 20 Minuten am Freitag gegen den FCK (2:3) stellte der 25-Jährige seine Klasse bei drei starken Paraden unter Beweis. Nun soll der Angriff auf die Nummer eins folgen. „Auf der Torwartposition kann es immer schnell gehen“, sagt Himmelmann, „ich will meine Chance nutzen, dann muss der Trainer entscheiden.“ Sollte der im westfälischen Moers geborene Schlussmann sein Potenzial in Cottbus und möglichen folgenden Spielen abrufen, wird Coach Roland Vrabec vor eine schwere Entscheidung gestellt.

In Testspielen, bei Einsätzen in der U23 und im Training präsentiert sich Himmelmann bisweilen als hartnäckiger Konkurrent. Mit enormer Explosivität und großer Sprungkraft ist der 1,87 Meter große Schlussmann auf der Linie und im Strafraum sehr präsent. Einen entscheidenden Vorteil gegenüber Tschauner hat Himmelmann in seinen starken fußballerischen Fähigkeiten.

Der damalige Trainer Michael Frontzeck hatte sich trotzdem direkt zu Beginn der Sommervorbereitung 2013 auf Tschauner als Nummer eins festgelegt. „Natürlich war das überraschend für mich, und ich hätte mir gewünscht, dass der Konkurrenzkampf länger offen gewesen wäre“, sagt Himmelmann heute. „Es ist selbstverständlich motivierender, wenn man die Chance hat, Nummer eins zu sein.“

Trotz dieses Rückschlags entschied sich der Torhüter bereits im Januar, seinen auslaufenden Vertrag bei St. Pauli um zwei weitere Jahre zu verlängern. Überraschend, gilt Himmelmann doch als wohl bester Ersatzkeeper der Zweiten Liga. „Er würde bei vielen anderen Clubs im Tor stehen“, sagte auch Torwarttrainer Mathias Hain im Winter über seinen Schützling. „Klar, ich hätte pokern und auf den Transfermarkt im Sommer warten können, aber ich hatte das Gefühl, die richtige Entscheidung zu treffen“, erklärt der ehemalige Jugendspieler des FC Schalke 04.

In Hamburg eröffneten ihm die Verantwortlichen offenbar eine sportliche Perspektive über den Status als Nummer zwei hinaus. „Tschaunis Vertrag gilt noch ein Jahr, meiner noch zwei Jahre – mal schauen, was passiert“, sagt der Herausforderer mit einem angriffslustigen Grinsen.

Himmelmanns Blick ist in die Zukunft gerichtet, doch längst hat er auch über die Profikarriere hinaus geplant. Noch im Herbst will er seinen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftspsychologie machen, dann kommt in Zusammenarbeit mit Freundin Anna auch die nächste Auflage des Gutscheinbuchs Café-Glück, das in Hamburg, Berlin und Düsseldorf erscheint, heraus. Doch zuvor nimmt Himmelmann das „Unternehmen Stammtorhüter“ in Angriff. „Meine Leistungen jetzt werden sicher auch schon für die kommende Vorbereitung zählen“, hofft er.