FC St. Pauli verliert in der siebten Minute der Nachspielzeit 2:3 gegen 1. FC Kaiserslautern. Somit ist der Aufstieg endgültig abgehakt.

Hamburg. Mehr Emotionen und Wechselbäder von Gefühlen kann es in einem Fußballspiel kaum geben. Das 2:3 (1:1) des FC St. Pauli gegen den 1. FC Kaiserslautern war das aufregendste Heimspiel der Kiezkicker in dieser Saison – allerdings mit einem traurigen Ende. Schon vor dem Spiel hatte St. Paulis Trainer Roland Vrabec das Thema Aufstieg als „abgehakt“ bezeichnet. Nach dieser erneuten Heimniederlage, die erst in der 97. Minute zustande kam, sind wohl auch die letzten Hoffnungen verflogen, zumal Konkurrent SC Paderborn 2:1 in Ingolstadt gewann.

„Es ist bitter, so zu verlieren, aber für die Zuschauer war das sicher ein Highlight“, meinte St. Paulis Abwehrrecke Markus Thorandt. „Wir hatten einen Punkt in der Hand und haben ihn durch einen Sonntagsschuss verloren. Wir sind am Anfang besser ins Spiel gekommen, dann aber passiver geworden und zu zögerlich in die Zweikämpfe gegangen. Nach dem Ausgleich hatten wir uns gefangen. Und dann so was. Die Enttäuschung ist unfassbar groß, aber wir werden jetzt nicht jammern.“

Im Vergleich zum 3:2-Sieg vergangenen Sonnabend in Sandhausen hatte Vrabec sein Team auf zwei Positionen verändert. Anstelle des gelbgesperrten Stürmers Christopher Nöthe rückte Lennart Thy in die Startelf. Zudem musste im Mittelfeld Sebastian Maier für den defensiv stärkeren Tom Trybull Platz machen. In der Mittelfeldraute übernahm Marc Rzatkowski die Position des zentralen, offensiven Spielers.

Erstmals seit Ende September vergangenen Jahres gehörte auch Fabian Boll, 34, zum 18-Mann-Kader. Schon als sein Name bei der Bekanntgabe der Aufstellung erwähnt wurde, bekam der Kapitän mehr Applaus als alle anderen Spieler des Kiezclubs. Ein Innenbandriss im Knie und Rückschläge im Aufbautraining hatten ihn monatelang außer Gefecht gesetzt.

Von Beginn an war zu erkennen, dass beiden Teams nur ein Sieg im Kampf um den Bundesliga-Aufstieg helfen konnte. Kaiserslauterns Trainer Kosta Runjaic ließ folgerichtig mit Simon Zoller, Srdjan Lakic und Mohamadou Idrissou drei Mann stürmen, sodass St. Paulis rechter Außenverteidiger Philipp Ziereis praktisch Manndecker gegen Idrissou spielen musste.

So entwickelte sich nicht nur ein sehenswertes, sondern sehr früh auch ein emotionales Spiel. Bereits in der neunten Minute sah Kaiserslauterns Torwart Tobias Sippel Gelb, als er mit dem Ball in der Hand St. Paulis Stürmer Johan Verhoek rüde attackierte. Der Niederländer blieb kurzzeitig auf dem Rasen liegen, doch die Aktion schien seine Motivation nur gesteigert zu haben. Nach einer Flanke Marc Rzatkowskis von der Grundlinie reckte er sich am Torraum dem Ball entgegen und drückte ihn mit dem Kopf an die Unterkante der Latte. Von dort sprang dieser Sippel ans Bein und zum 1:0 (14.) ins Netz. Für Verhoek endete damit eine monatelange Torflaute. Zuletzt hatte er Mitte September beim 2:1 gegen den FSV Frankfurt getroffen. Jetzt konnte er seinen fünften Saisontreffer feiern.

Dem verdienten 1:1 (31.) ging ein Foul Christopher Buchtmanns an Chris Löwe voraus. Lakic schoss den Freistoß aus 18 Metern rechts unten ins Torwarteck. Philipp Tschauner hatte darauf spekuliert, dass Lakic die Kugel über die Abwehrmauer schlenzen würde, wurde auf dem falschen Fuß erwischt und zeigte keine Reaktion. Und Lautern blieb am Ball, ergriff nach dem Ausgleich weiter die Initiative, doch auch St. Pauli hatte seine Chancen. Die beste: Marcel Halstenberg traf zwei Minuten vor der Pause aus 16 Metern den linken Pfosten. Sippel wäre chancenlos gewesen.

Als Kaiserslautern nach einer Stunde 2:1 in Führung ging, war dies angesichts des Offensivdrucks konsequent. Mehrere Versuche der St. Paulianer, den Ball aus dem eigenen Strafraum zu befördern, scheiterten, und so nutzte Markus Karl die Verwirrung zu seinem Kopfballtor aus fünf Metern. Kurz zuvor war bei Tschauner während einer Abwehraktion eine Sehne in der Schulter herausgesprungen, nach der nächsten Parade (70.) ging es für St. Paulis Nummer eins nicht mehr weiter. Robin Himmelmann ersetzte ihn.

Weil Kaiserslautern danach einige vielversprechende Angriffe nicht zu Ende spielte, kam St. Pauli zurück. Nach einem Freistoß von Sebastian Maier prallte der Ball vom Pfosten in den Fünfmeterraum, von wo der eingewechselte Florian Kringe zum 2:2 (88.) einköpfte. St. Pauli drängte nun in Überzahl – Orban hatte Gelb-Rot gesehen – auf das Siegtor. Das erzielte auf der anderen Seite Ruben Jenssen. Dessen Linksschuss ins linke obere Toreck beendete ein aufregendes Fußballspiel.

Fazit von St. Paulis Manager Rachid Azzouzi: „Vor dem Freistoß zum 1:1 wird Ziereis weggeschubst. Da muss es Freistoß für uns geben. Am Ende werden Rzatkowski und Maier weggeräumt. Da muss es auch Freistoß für uns geben, direkt vor der Strafraumgrenze. Und es gibt den Angriff zum Siegtor nicht. Ich bin stolz auf unsere Truppe. Diese Niederlage hat das Team nicht verdient.“