Der FC St. Pauli ritt an diesem Freitag gegen den Karlsruher SC an. Entscheidung für Cheftrainer Vrabec steht bevor

Hamburg. Die Voraussetzungen für ein stimmungsvolles Finale des Fußballjahres 2013 könnten für den FC St. Pauli kaum besser sein. Zum Heimspiel unter Flutlicht gegen den Karlsruher SC erwartet der Kiezclub an diesem Freitag (18.30 Uhr, Sky live und Liveticker auf abendblatt.de) erneut ein nahezu ausverkauftes Millerntorstadion, Trainer Roland Vrabec kann auf denselben Kader wie beim 2:0-Sieg am Montag bei 1860 München bauen, und schon mit einem Unentschieden stünde fest, dass die St. Paulianer auf dem dritten Tabellenplatz überwintern werden.

Voller Schwung und Vorfreude sehen denn auch die Spieler der Partie gegen den KSC entgegen. „So wie zuletzt kann es gern weitergehen“, sagt Innenverteidiger Florian Mohr auch angesichts seiner ganz persönlichen Bilanz. Nachdem er seinen Bandscheibenvorfall auskuriert hatte, stand er in den beiden vergangenen Spielen in Aue und in München erstmals in dieser Saison in der Startformation. Beide Partien gewann St. Pauli bekanntlich mit 2:0. „Vor allem beim Spiel in München habe ich mich wieder sehr sicher auf dem Platz gefühlt. Man braucht einfach Spielpraxis auf hohem Niveau“, sagt er.

Ein solches dürfte auch in der Partie an diesem Freitag gegeben sein. Dies liegt zu einem Teil ganz sicher an der Heimmannschaft, die sich in den bisherigen fünf Partien unter ihrem neuen Cheftrainer Roland Vrabec zu einem ernst zu nehmenden Aufstiegsaspiranten gemausert hat. Aber auch der Karlsruher SC hat als Aufsteiger eine in dieser Form unerwartet positive Entwicklung vollzogen. Seit nunmehr acht Spielen ist die Mannschaft von Trainer Markus Kauczinski unbesiegt, hat sich auf den fünften Rang vorgearbeitet und würde mit einem Auswärtssieg am Millerntor dank der besseren Tordifferenz sogar den FC St. Pauli in der Tabelle überholen.

„Das wird eine harte Aufgabe für uns. Der KSC hat sehr viele große Spieler und ist deshalb auch bei Standardsituationen gefährlich. Da müssen wir sehr aufpassen“, sagt Florian Mohr und weiß, dass dies gerade für ihn und seinen Innenverteidiger-Kollegen Markus Thorandt harte Arbeit bedeuten wird. „Es hilft sehr, wenn schon im Mittelfeld viele Bälle abgefangen werden. Dann kommt bei uns hinten gar nicht so viel an“, sagt Thorandt. Vor allem zuletzt in München habe dieses Rezept weitgehend gut funktioniert.

Wenigstens auf einen seiner überdurchschnittlich groß gewachsenen Spieler muss der KSC an diesem Freitag allerdings verzichten. Der 1,93 Meter große Niederländer Koen van der Biezen, mit bisher sechs Saisontreffern erfolgreichster Torschütze seines Teams, ist wegen der fünften Gelben Karte gesperrt. Dabei sein wird dagegen der ehemalige St. Paulianer Rouwen Hennings, der zuletzt auch beim 3:3 gegen den FSV Frankfurt ein Tor erzielte.

St. Paulis Trainer Vrabec spricht mit viel Respekt von den Badenern. „Die Mannschaft hat nach dem Aufstieg zunächst recht einfach und schlicht gespielt. Im Laufe der Saison hat sie sich fußballerisch aber immer weiter verbessert, wird mit viel Selbstvertrauen auftreten, hat nichts zu verlieren und ist deshalb besonders gefährlich. Der große Druck lastet eher auf uns“, sagt er. Es ist auch Vrabec nicht entgangen, dass der am Montag gelungene Sprung auf den dritten Rang im Umfeld zu einem ersten Anflug von Euphorie geführt hat. Im Idealfall könnte St. Pauli gar als Tabellenzweiter in die Winterpause gehen.

„Ich könnte auch gut damit leben, wenn wir Vierter oder Fünfter wären. Dann wären wir weiter in der Rolle des Jägers und nicht des Gejagten“, sagt Vrabec. Aber umgehend stellt der Trainer auch klar: „Natürlich wollen wir dieses letzte Spiel des Jahres gewinnen. Wenn wir dann Zweiter oder Dritter sind, nehmen wir das gern mit und werden lernen, mit der neuen Rolle umzugehen.“

Auch wenn kein vernünftiger Zweifel mehr daran besteht, dass Vrabec diese Entwicklung seines Teams nicht mehr als vorläufiger, sondern als „richtiger“ Cheftrainer begleiten wird, hält er sich in dieser Frage weiter bedeckt. „Wenn das auch unter dem Tannenbaum läge, wäre es ein Bonus“, sagte er am Donnerstag. Aller Voraussicht nach wird er gar nicht mehr bis Heiligabend auf seinen Cheftrainer-Vertrag warten müssen.