Laktattest des FC St. Pauli in der Leichtathletikhalle. Mitarbeiter des Instituts für Sport- und Bewegungsmedizin der Uni Hamburg übernehmen die Durchführung und Auswertung.

Hamburg. Laurynas Kulikas hatte sich den Sonderapplaus seiner Kollegen redlich verdient. Beim Laktattest des FC St. Pauli in der Leichtathletikhalle an der Krochmannstraße hatte er am Dienstag als einziger die 1000-Meter-Strecke im Tempo von 20 Kilometern pro Stunde bis zum Ende bewältigt und wagte sich ganz allein auch noch im 22er-Tempo auf die Rundbahn. Nach 300 Metern hatte der bullige Stürmer der U23-Mannschaft, der langsam an das Profiteam herangeführt werden soll, dann aber auch genug.

Nicht nur mit der Top-Leistung des 19 Jahre alten Kulikas war St. Paulis Athletik-Trainer Timo Rosenberg zufrieden. „Es hat mir auch diesmal gefallen, wie alle Jungs an diesen Leistungstest herangegangen sind und ihn bewältigt haben“, sagte er. „Sie wissen ja, was sie erwartet, und dass es am Ende Überwindung kostet und weh tun wird.“

Viermal im Jahr findet der Laktattest für die St.-Pauli-Profis statt. Mitarbeiter des Instituts für Sport- und Bewegungsmedizin der Uni Hamburg übernehmen dabei die Durchführung und Auswertung. Am Dienstag beobachtete auch der Institutschef und Dekan des Fachbereichs Sportwissenschaft, Klaus-Michael Braumann, das Geschehen. „Dieser standardisierte Test ist eine sinnvolle, ja sogar unverzichtbare Maßnahme, um den körperlichen Zustand der Spieler festzustellen und daraus die individuellen Trainingspläne zu erstellen“, sagt Braumann.

Konkret müssen die Spieler zunächst 500 Meter im Tempo von zehn Kilometern pro Stunde zurücklegen. Auf der Rundbahn sind alle 50 Meter rot-weiße Hütchen postiert. Ein schriller Ton gibt das Tempo vor. Im Idealfall passieren die Spieler die Hütchen in dem Moment, wenn das akustische Signal ertönt. In den Läufen danach wird die Strecke um jeweils 100 Meter verlängert und gleichzeitig das Tempo um je zwei Kilometer pro Stunde erhöht. Zwischen den Läufen wird die einminütige Pause genutzt, um aus den Ohrläppchen ein Tropfen Blut abzuzapfen und den Laktatwert zu messen.

Die Leichtathletikhalle bietet dabei ideale Voraussetzungen, um jeweils vergleichbare Werte zu ermitteln. „Es gibt hier keine äußeren Einflüsse wie Regen, Wind, Kälte oder zu weichen Boden, die die Ergebnisse beeinflussen würden“, sagt Rosenberg. In den kommenden Tagen wird er anhand der ermittelten Laktatwerte und der gleichzeitig gemessenen Pulsfrequenz die individuellen Trainingspläne für die am 21. Dezember beginnenden Winterpause erstellen.

Mittlerweile muss Rosenberg keine größere Überzeugungsarbeit mehr für derartige Maßnahmen leisten. „Gerade junge Spieler, die in den Nachwuchsleistungszentren ausgebildet wurden, sind von Anfang an mit solch komplexen Trainingsmethoden konfrontiert worden und empfinden es nicht mehr als etwas Außergewöhnliches, sie fordern es sogar“, sagt Rosenberg.