Torjäger Marius Ebbers ist der 15. Spieler im Hundert-Tore-Club der Zweiten Liga. Es war ein langer Weg dorthin.

Hamburg. Marius Ebbers hat in seiner Karriere schon viele entscheidende Tore erzielt und Spiele allein gewonnen, wie man so schön sagt. Hätte er es sich aussuchen dürfen, dann wäre wohl auch sein Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 am Freitagabend gegen Union Berlin ein besonderer gewesen oder hätte zumindest in Verbindung mit einem Sieg gestanden. So muss er damit leben, dass in der Statistik für das Spiel, in dem der Stürmer sein 100. Tor in der Zweiten Bundesliga erzielt hat, eine 2:4-Niederlage gegen Union Berlin aufgeführt wird. Man kann es sich eben nicht immer aussuchen.

"Natürlich hätte ich das Spiel lieber gewonnen und auf das Tor verzichtet", sagte Ebbers, der dennoch ein "kleines Bier" darauf trinken wollte, dass er nun in den Hunderter-Club aufgenommen wurde, wie es vor ihm bislang nur 14 andere geschafft haben. Ebbers steht nun in einer Riege mit Dieter Schatzschneider, Franz Gerber und Bruno Labbadia. Es war ein langer Weg dorthin, nicht nur in den vergangenen 18 Partien, in denen der 35-Jährige immer wieder damit konfrontiert wurde, dass es doch diesmal klappen könnte. Ebbers, der seinen 99. Treffer am 4. Spieltag gegen Sandhausen erzielte, war ein wenig erleichtert, "dass das Thema jetzt ad acta gelegt werden kann".

Ein langer - und manchmal nicht ganz geradliniger - Weg war es auch insgesamt. Seinen ersten Einsatz im Profifußball erlebte Marius Ebbers im Alter von 20 Jahren beim MSV Duisburg. Friedhelm Funkel trainierte die Zebras und schickte den jungen Stürmer für zwei Kurzeinsätze aufs Feld. "Er hatte sich das damals verdient, weil er im Training gute Leistungen brachte", sagt Funkel, der Ebbers knapp fünf Jahre später wieder in die Bundesliga holte, diesmal zum 1. FC Köln. "Er war immer in der Lage, Tore zu machen", sagt Funkel. "In der Zweiten Liga war und ist er einer der Besten überhaupt. Vor dem Tor eiskalt und sehr kopfballstark. Für die Bundesliga hat es nicht ganz gereicht, vielleicht war er dafür ein bisschen zu langsam." Auf drei Spielzeiten in der höchsten deutschen Spielklasse kann Ebbers zurückblicken. Mit Duisburg, Köln und Alemannia Aachen. Jedes Mal stieg seine Mannschaft ab, Ebbers erzielte insgesamt sechs Tore. Er ist ein Mann der Zweiten Liga.

Sein erstes Zweitliga-Tor erzielte der gebürtige Essener am 15. Dezember 2000 für Duisburg gegen den SSV Ulm. Es war sein erstes Spiel im Unterhaus, Ebbers traf 23 Minuten nach seiner Einwechslung - und stand fortan in jedem Spiel von Beginn an auf dem Rasen. Seppo Eichkorn hatte den Stürmer, der zuvor an Wattenscheid 09 in die Regionalliga ausgeliehen war, wo er in 50 Spielen 37-mal traf, zur Rückrunde zurückgeholt. Ebbers dankte es ihm mit Toren. In seinem dritten Spiel schaffte er gleich einen Hattrick innerhalb von 24 Minuten. Die erste Saison des neuen Jahrtausends war der Durchbruch für Ebbers, der nicht unbedingt als pflegeleicht galt. "Er war immer jemand, der das Leben zu genießen wusste", sagt Funkel. "Er liebte die Musik, spielte ja in einer Band und nahm seinen eigentlichen Beruf, das Fußballspielen, zu Anfang nicht immer ganz so ernst."

Trotzdem setzte Funkel auf den Blondschopf und traute ihm auch die Bundesliga zu. In Köln traf er auf Florian Kringe, der ihm am vergangenen Freitag seinen 100. Treffer per Flanke auflegte und den Ebbers persönlich zu Saisonbeginn zum FC St. Pauli gelotst hatte, und auf Lukas Podolski. Ebbers erlebte den kometenhaften Aufstieg des Nationalspielers mit und hatte es schwer, sich an der Seite des Kölner Lieblings in Szene zu setzen. Nach Abstieg und Wiederaufstieg musste Ebbers den Verein verlassen.

In Aachen werden ihn die Fans vor allem aufgrund zweier Ereignisse in Erinnerung behalten: Bei einem 4:2-Erfolg der Alemannia in Offenbach schoss Ebbers alle vier Tore - in einer Halbzeit. Und einige Monate später verschrottete er mit seinem Mannschaftskollegen Jan Schlaudraff dessen Porsche auf der Autobahn in Richtung Lüttich - nach Geschwindigkeitsüberschreitung und mit Alkohol im Blut.

2008 verschlug es Ebbers an die Elbe, wo er in seinem zweiten Jahr seinen dritten Bundesligaaufstieg feiern durfte. Mit 20 Toren, seiner persönlichen Bestmarke in einer Saison, hatte der Stürmer beträchtlichen Anteil am Erfolg der Hamburger. Sein 100. Zweitliga-Tor vom Freitag war gleichzeitig sein 41. Treffer für St. Pauli. Dennoch wird nach seiner fünften Saison Schluss sein bei den Kiezkickern, der Vertrag des Routiniers wird nicht verlängert. "Ich hoffe, dass er noch weitermacht", sagt sein erster Profi-Trainer Friedhelm Funkel. "Ich glaube, dass er noch zwei, drei Jahre lang in der Zweiten Liga eine Bereicherung sein kann." Ebbers würde jedoch gerne in Hamburg bleiben. Das hat er sich selbst so ausgesucht: Im vergangenen Jahr eröffnete er hier ein Modegeschäft.