Robin Himmelmann empfiehlt sich mit starken Trainingsleistungen für höhere Aufgaben. Für die Karriere nach dem Sport sorgt er bereits vor.

Hamburg. Nur einen Spalt breit öffnet Robin Himmelmann zunächst die Tür und will wissen, ob er denn richtig sei. "Hier war ich nämlich noch nie", gesteht der 23-Jährige, als er etwas schüchtern in den Presseraum an der Kollaustraße tritt. In der Tat steht St. Paulis Ersatztorhüter bislang selten im Fokus. Seit er im Sommer von Schalkes U23 nach Hamburg wechselte, kam Himmelmann lediglich sechsmal in der zweiten Mannschaft und in Testspielen der Profis zum Einsatz. Dennoch fühlt er sich im Verein wohl. "Ich habe mich hier schnell an das Niveau gewöhnt und wurde super aufgenommen", sagt er.

Trotz der Reservistenrolle darf sich der im Ruhrgebiet aufgewachsene Schlussmann als Gewinner in der abgelaufenen Hinrunde fühlen. Unter Trainer Michael Frontzeck sitzt Himmelmann stets im Zwei-Wochen-Rhythmus bei den Profis auf der Bank. Von der Nummer drei hinter Philipp Tschauner und Benedikt Pliquett hat er sich schon auf Augenhöhe zu St.-Pauli-Urgestein Pliquett gearbeitet. "Er hat auf jeden Fall auch die Chance, Tschauner zu verdrängen. Wir leben hier in einer Leistungsgesellschaft", sagt Torwarttrainer Mathias Hain.

Dass Himmelmann das Zeug zur Nummer eins im Profifußball hat, davon können sich meist nur die Trainingskiebitze ein Bild machen. Blitzartige Reflexe und Glanzparaden gehören da zum Tagesgeschäft. Im Sommer brachte der 1,87 Meter große Schlussmann im Testspiel Wolfsburgs Torjäger Bas Dost zur Verzweiflung. "Er verfügt über eine herausragende Sprungkraft", lobt Hain. Himmelmann, der Oliver Kahn und Edwin van der Sar seine Vorbilder nennt, gilt als moderner Torwart. Stark auch mit dem Ball am Fuß und bereits um den Spielaufbau bemüht. "Das habe ich selten so gesehen", sagt Hain, "er ist ein sehr kompletter Torwart."

Dennoch musste Himmelmann im Sommer um einen Vertrag im Profigeschäft kämpfen. Auf Schalke war sein Weg zu Ende, weil er für die U23 zu alt geworden war und in Lars Unnerstall, Timo Hildebrand und Ralf Fährmann bereits drei Torhüter im Profi-Kader standen. Zuvor stand Himmelmann im Oktober 2011 vor dem Sprung ins Bundesliga-Aufgebot. Fährmann und Unnerstall hatten sich verletzt, doch dann riss sich auch Himmelmann das Außenband. Fünf Tage später wurde Ex-Nationaltorwart Hildebrand verpflichtet. "Als Torwart bewegst du dich in Deutschland in einem schwierigen Markt", weiß Himmelmann angesichts der Vielzahl an jungen Konkurrenten.

Deshalb hat er vorgesorgt: Der Abiturient studiert BWL und Wirtschaftspsychologie, plant für 2013 seinen Abschluss. Seine Zukunft sieht er dennoch zunächst im Fußballzirkus - und beschäftigt sich auch mit Alternativen zum Reservistendasein auf St. Pauli. "Fakt ist, dass du als Torwart nicht dauerhaft auf der Bank sitzen kannst", sagt er, weshalb auch das Ausland eine Option sei. "Der nächste Schritt muss Stammspieler sein, so viel steht fest", weiß der Musterprofi. Beim FC St. Pauli zeigt man sich mit seiner Entwicklung äußerst zufrieden. Hain würde gerne über den im Juni auslaufenden Vertrag hinaus mit Himmelmann arbeiten.

Doch Himmelmann wird den Markt genauestens sondieren. Mit wirtschaftlichen Zusammenhängen kennt er sich schließlich bestens aus. Nach dem Besuch im Presseraum schlägt er im Mannschaftstrakt wieder die BWL-Bücher auf. Zwischen den Trainingseinheiten büffelt Himmelmann nämlich schon für die nächsten Prüfungen abseits des Rasens.