Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Der FC St. Pauli hat einen neuen Trainer für seine Zweitligafußballer gefunden. Das klingt nach einer guten Nachricht. Dass Michael Frontzeck erst am Montag seine Arbeit am Millerntor oder an der Kollaustraße aufnimmt, befremdet dagegen. Der verspätete Dienstantritt kann nur zwei Gründe haben: Entweder ist die Lage doch nicht ganz so prekär, wie der Absturz der Mannschaft auf Platz 15 und die blutleeren Auftritte gegen Aalen (0:1) und in Regensburg (0:3) vermuten lassen. Dann muss die Trennung von André Schubert, den das Präsidium in später Einsicht wohl ohnehin loswerden wollte, im Nachhinein als Aktionismus eingestuft werden. Oder der angenommene Zustand des Teams ist wiederum derart desaströs, dass Frontzeck erst einmal tief Luft holen will, um den Spielern gegenübertreten zu können.

Nun belegen Statistiken, dass der Effekt eines Trainerwechsels eher ein kurzfristiger denn ein langfristiger ist, weil er vor allem psychologische Wirkung entfaltet, Verhaltensänderungen aufgrund neuer äußerer Einflüsse. Wenn das wirklich so sein sollte, vergibt St. Pauli die Chance, den Bock schon am Freitag gegen Union Berlin umzustoßen. Frontzeck aber darf nun hoffen, dass in seiner Trainerbiografie stehen wird, St. Pauli am Montag auf einem Abstiegsplatz übernommen zu haben. Das mag später helfen, mögliche weitere Misserfolge zu erklären.

Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen, fordert der Volksmund. Der hat bekanntlich immer recht, schließlich bauen seine Weisheiten auf jahrhundertelange Erfahrungen. Dass bei einem Neuanfang jeder Tag zählt, scheint sich beim FC St. Pauli nicht herumgesprochen zu haben. Aber der Klub ist ja auch der etwas andere Verein, wenigstens noch in diesem Punkt.