Sportchef Rachid Azzouzi darf sich über reges Interesse freuen. Kontakt soll es bereits zu Michael Frontzeck gegeben haben.

Hamburg. Ein schönes Wochenende, das habe Rachid Azzouzi nicht gehabt. Zu sehr beschäftigte ihn die sportliche Bankrotterklärung beim 0:3 in Regensburg, der dritten Niederlage binnen nur sieben Tagen. Zu viel Arbeit lag und liegt nach der Entlassung von Trainer André Schubert und dem Absturz auf Tabellenplatz 15 vor dem Sportchef des FC St. Pauli. Telefonieren ist wie schon in der Sommerpause, als Spielertransfers getätigt wurden, zum Kerngeschäft seiner Arbeit geworden.

Gesucht wird diesmal ein neuer Übungsleiter, der neben der sportlichen Qualifikation in diesen Tagen wohl auch psychologische Fähigkeiten mitbringen sollte. "Wir führen fortlaufend Gespräche", bestätigte Azzouzi, "doch ich mache nur das, wovon ich absolut überzeugt bin. Da lasse ich mich von niemandem unter Druck setzen", erklärte der 42-Jährige. Nach der Trennung von Schubert am vergangenen Mittwoch erstellte Azzouzi eine Kandidatenliste, die seither mit Hochdruck abgearbeitet wird. Im Anforderungsprofil mit höchster Priorität versehen ist eine Spielphilosophie, die auf junge Nachwuchskräfte ausgelegt ist.

Trotz der Talfahrt bleibt der Klub für viele Trainer eine interessante Adresse. Neben dem ehemaligen HSV-Coach Michael Oenning (Abendblatt berichtete) sollen auch Michael Frontzeck, Stefan Böger, Thomas Wolter und Friedhelm Funkel in den Überlegungen der Hamburger eine Rolle spielen. Frontzeck, der im Februar 2011 in Mönchengladbach nach einer 1:3-Pleite gegen St. Pauli entlassen worden war, soll nach Abendblatt-Informationen bereits von Azzouzi kontaktiert worden sein. Der 48-Jährige war für eine Stellungnahme am Montag nicht erreichbar. Böger, mit dem Azzouzi einst für den MSV Duisburg und Fortuna Köln auflief, passt ins Anforderungsprofil der Hamburger. Seit 2008 ist der 46-Jährige Jugendtrainer des Deutschen Fußball-Bundes, betreut aktuell den U17-Nachwuchs und kennt sich in Hamburg bestens aus: Von 1997 bis 2001 war er als Spieler beim HSV aktiv. Beste Kontakte in die Hansestadt pflegt auch der gebürtige Hamburger Thomas Wolter, der die zweite Mannschaft von Werder Bremen betreut. "Ich habe in Bremen noch einen Vertrag bis 2015. Dass ich eine besondere Beziehung zum FC St. Pauli habe, ist aber ja bekannt", sagte Wolter, der in Bremen auch die aktuellen St.-Pauli-Profis Kevin Schindler und Lennart Thy ausbildete. Kontakt zur sportlichen Leitung am Millerntor soll es aber noch nicht gegeben haben.

Dies trifft auch auf den langjährigen Bundesliga-Coach Friedhelm Funkel, 58, zu. "Ich verfolge die Bundesliga und die Zweite Liga intensiv und bin bereit, wieder eine Aufgabe zu übernehmen", bekräftigte Funkel sein Interesse. Ob der neue Coach bereits bis zum Heimspiel am Freitag (18 Uhr) gegen Union Berlin präsentiert werden kann, ist offen. "Entscheidend ist, dass wir alle zusammenstehen und den Jungs Mut machen", sagte Azzouzi. "Egal, wer dann auf der Trainerbank sitzt, wir müssen die Kurve kriegen."

Mittelfeldspieler Dennis Daube musste das Training am Montag mit Knieproblemen abbrechen. Nur eine individuelle Einheit absolvierte Florian Kringe aufgrund eines grippalen Infekts. Wieder dabei war Mannschaftskapitän Fabian Boll.