Mit einem neuem System und neuen Spielern ist der FC St. Pauli in vorderster Front deutlich torgefährlicher und weniger abhängig geworden.

Bad Lippspringe. Trainingsspiel auf der Anlage des BV Bad Lippspringe: Auf der einen Seite sind es die Stürmer Marius Ebbers und Daniel Ginczek, die sich durch den Strafraum kombinieren, vor dem anderen Tor stiftet das Duo Mahir Saglik/Lennart Thy Unruhe. Akustisch begleitet von Maschinengewehr-Salven auf dem nahen Truppenübungsplatz Senne wird nun auch das Kleinfeld zum Schießplatz. Zwei gegen zwei - ein Konkurrenzkampf, der sich auf hohem Niveau durch die Vorbereitung zieht. St. Pauli, 2011/2012 allein aus dem Mittelfeld konstant torgefährlich, hat eine Sturmwarnung für die Zweite Liga ausgegeben.

Mit Marius Ebbers, Mahir Saglik sowie den Neuzugängen Daniel Ginczek und Lennart Thy bewerben sich vier Stürmer für die Startelf, die seit diesem Sommer zwei statt einer Planstelle ausweist. Nach dem Abgang von Spielmacher Max Kruse hat Trainer André Schubert wie angekündigt vom 4-2-3-1- auf ein 4-4-2-System umgestellt. "Für einen Stürmer ist ein Nebenmann sehr angenehm", sagt Ebbers, mit seinen 34 Jahren der erfahrenste innerhalb des Quartetts. "In das alte System passte ich nicht rein. Im 4-4-2 aber weiß ich, wie stark ich sein kann", versteht Saglik die Umstellung nach einem unbefriedigenden Jahr als große Chance. Eine Einschätzung, die der 29-Jährige mit Taten stützt. Und auch Ebbers, nach einem Jahr mit vielen Verletzungen bislang ohne gesundheitliche Probleme, präsentiert sich abschlussstark. Er dosiert sein Trainingspensum neuerdings in Absprache mit dem Trainerteam: "Entscheidend ist, dass ich fit bin. In den 21 Spielen der letzten Saison habe ich neun Tore gemacht. Ich denke, man weiß, was man an mir hat."

Schubert verfolgt die aktuelle Entwicklung mit Wohlwollen: "Wir sind im Angriff gut besetzt, haben vier gute Stürmer, die ja auch schon einige Tore gemacht haben." 19 der 31 Testspieltreffer gingen auf das Konto des Quartetts, was einem Anteil von 61,3 Prozent entspricht und eine deutliche Steigerung zur vergangenen Saison (23,7) bedeutet. Keine Frage, der wuchtige Ginczek (acht Tore), Routinier Ebbers (sechs), der wendige Saglik (drei) und Arbeitstier Thy (zwei) konnten allesamt überzeugen, und das nicht allein als Vollstrecker. Die entscheidende Frage ist daher, wer am besten als Tandem harmoniert. Ginczek und Thy standen von den 540 Testspielminuten lediglich 34 Minuten gemeinsam im Angriff, ansonsten wurden alle möglichen Konstellationen mehrfach ausprobiert. "Es ist für mich die erste Erkenntnis der Vorbereitung, dass wir vorne in jeder Kombination spielen können", sagt Schubert, "das hatte ich nicht erwartet. In der letzten Saison war die Paarung Ebbers/Saglik wegen des Defensivverhaltens noch problematisch. Aber selbst die beiden schließen sich nicht mehr aus."

Der Trainer sieht alle vier auf Augenhöhe. Eine Entscheidung aber ist dennoch gefallen: Es soll nun doch kein weiterer Stürmer kommen. "Ich sehe da überhaupt keinen Handlungsbedarf", freut sich Schubert.