Beim 2:0 gegen Eintracht Frankfurt gelingt dem FC St. Pauli im fünften Anlauf der erste Sieg über einen Aufstiegskonkurrenten in der Zweiten Liga.

Hamburg. Es war die große Befreiung. Spieler und Betreuer klatschten sich beherzt ab und klopften sich auf die Schultern, Trainer André Schubert tänzelte wie einst Diskuswerfer Lars Riedel bei seinem Olympiasieg mit gereckter Faust über den Rasen. Mit einem 2:0-Sieg im Topspiel gegen Eintracht Frankfurt feierten die Hamburger zum Start in die Weihnachtswoche vorzeitige Bescherung - es war im fünften Anlauf der lang ersehnte erste Sieg gegen einen Großen der Liga - und spitzten die ohnehin schon spannende Situation an der Tabellenspitze der Zweiten Liga weiter zu.

"Wir wollten zeigen, dass wir auch in der Spitzengruppe mitspielen können", sagte Offensivmann Max Kruse, "jetzt freuen wir uns über die Pause." Ein Feuerwerk gab es am Millerntor zunächst allerdings nur auf den mit 24 487 Zuschauern vollzählig besetzten Rängen zu bestaunen. Neben einem weihnachtlichen Lichtermeer aus Wunderkerzen im gesamten Stadion und zehn bengalischen Leuchtfeuern im Frankfurter Fanblock stellte der Anhang beim Protest gegen den ungeliebten Wochenspieltag einmal mehr seine Kreativität unter Beweis. "Montag weghaschen" war unter einem sechs Meter hohen Kopf mit überdimensionalem und sogar qualmendem Joint zu lesen.

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Lethargie, die sich zwar nicht auf den Platz übertrug, doch sowohl die Frankfurter als auch die Mannschaft von Trainer André Schubert ließen in der temporeichen Anfangsphase zu oft die Genauigkeit vermissen. Überhastet und unruhig leistete sich St. Pauli zu viele leichte Ballverluste. Der agile und frei stehende Sebastian Schachten wurde auf der linken Seite in der ersten halben Stunde konsequent übersehen. Nicht zufällig war es in der 22. Minute dann auch der fehlenden Koordination geschuldet, dass Schachten und Matmour im Zweikampf an der Außenlinie zusammenrasselten und der Frankfurter verletzt das Feld verließ. Schuberts Ansage vor der Partie, gegen Frankfurt noch mal "einen raushauen" zu wollen, war - wenngleich in völlig anderem Zusammenhang - befolgt worden.

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Schuberts Pendant Armin Veh wartete kurioserweise zwei Minuten, bis er sich zu einem Wechsel entschied und Theofanis Gekas bedeutete, sich seines Trainingsanzugs zu entledigen. Der lautstarke Applaus der Frankfurter Zuschauer spiegelte die Hoffnungen in den griechischen Torjäger wider, während die Unmutsäußerungen der St.-Pauli-Fans eher dem Pfeifen im Walde gleichkamen. Allein in den beiden siegreichen Duellen gegen die Hamburger hatte der Angreifer in der vergangenen Saison vier Treffer erzielt.

Und tatsächlich dauerte es keine acht Minuten, bis der Ball im Netz lag. Allerdings waren es etwas überraschend die Braun-Weißen, die jubelnd abdrehten. Zweimal hatte Schachten unfreiwillig das 1:0 auf der Torlinie verhindert, ehe Fabio Morena aus kurzer Distanz seinen erst zweiten Zweitligatreffer erzielte. Zuletzt hatte der Kapitän am 2. März 2008 bei der 3:4-Niederlage in Offenbach getroffen.

Das Führungstor als individueller Seltenheitswert, für die Schubert-Elf im Topspiel dagegen schon fast Routine. Sowohl im Hinspiel bei der Eintracht als auch gegen Düsseldorf war den Hamburgern das erste Tor gelungen, gegen Fürth hatten sie bis in die Nachspielzeit mit 2:1 in Front gelegen. Der ersehnte Sieg gegen einen Aufstiegskonkurrenten war St. Pauli bislang verwehrt geblieben.

Anders als bei den Unentschieden gegen Frankfurt, Fürth und Paderborn und der 1:3-Niederlage gegen Düsseldorf wiesen die St. Paulianer den erhofften Lerneffekt nach. Dank eines defensiv stabilen Kollektivs wurden der mit Idrissou, Gekas, Köhler und Meier prominent besetzten Eintracht-Offensive die Optionen genommen und die erste eigene Kontermöglichkeit im zweiten Abschnitt ebenso sehenswert wie eiskalt ausgenutzt wurde.

Dass einem Fan von der Südtribüne mit einer Kassenrolle gegen Schwegler der zweite Treffer des Abends gelang (48.), wollte nicht so recht zur allgemeinen Jubelstimmung passen. "So ein Fanverhalten ist echt traurig - vor allem, weil das Publikum eigentlich toll ist", sagte Schwegler. St. Pauli droht nun ein juristisches Nachspiel.

Dass es mit Fin Bartels und Kruse St. Paulis dann den zwei effektivsten Akteuren der Hinrunde gelang, das 2:0 sehenswert herauszuspielen, machte den Jahresabschluss 2012 aber perfekt. Am ersten Februarwochenende geht es nach Aachen, dann allerdings zunächst ohne Bartels und auch Schachten, die beide ihre fünfte Gelbe Karte sahen.