Beim Stresstest gegen FSV Frankfurt fehlen dem FC St. Pauli acht Spieler - und dem Rasen bei vier Partien in 13 Tagen die nötige Pause.

Hamburg. André Schubert brauchte diesmal etwas länger als gewöhnlich, um die Personallage zu sortieren. Die Gefahr, bei der Aufzählung seiner verletzten Spieler den Überblick zu verlieren, ist gestiegen. "Und Carsten Rothenbach klagt über leichte Achillessehnenbeschwerden", lieferte Trainer Schubert auf der Medienkonferenz in der Haupttribüne noch einen Nachsatz und versuchte der angespannten Situation dennoch umgehend ihre dramatischen Züge zu nehmen: "Wir haben gute Alternativen, die sich in dieser Woche im Training allesamt aufgedrängt haben." Draußen surrten währenddessen die Laubbläser, mit denen drei Arbeiter abgetrennte und entwurzelte Grashalme vom Platz des Millerntor-Stadions pusteten. Vor dem Spiel gegen den FSV Frankfurt (Sonntag, 13.30 Uhr/ Sky und Liveticker auf Abendblatt.de) sind sie beim FC St. Pauli bemüht, das Übriggebliebene zu schützen und zu pflegen - auf dem Rasen wie auch im Kader. Der zwölfte Spieltag wird zum Stresstest für Platz und Personal.

Mit den am Montag wegen Muskelfaserrissen ausgefallenen Angreifern Marius Ebbers und Rouwen Hennings verlängerte sich die Verletztenliste auf sieben Patienten. Die Abwehrspieler Moritz Volz, Carlos Zambrano und Lasse Sobiech fehlen ebenso wie die Nachwuchskräfte Petar Filipovic und Deniz Herber seit Wochen und werden größtenteils erst im neuen Jahr zurück erwartet. Hinzu kommt die Sperre von Innenverteidiger Markus Thorandt, der nach seiner Gelb-Roten Karte gegen Düsseldorf am Sonntag auf der Tribüne Platz nimmt. Der 18er-Kader nominiert sich von selbst, die U 23 war zum Regionalligaspitzenspiel am Freitag beim Tabellenführer RB Leipzig (1:1) zwangsläufig ohne professionelle Unterstützung aufgebrochen. Zumal mit Jan-Philipp Kalla, Charles Takyi und Deniz Naki gleich drei Spieler im Kader stehen dürften, deren letzte Einsätze acht, zehn und 13 Wochen zurückliegen.

Das Trio darf auf ein Comeback hoffen. "Bei Kalla ist noch nicht abzusehen, ob es für einen Einsatz über 90 Minuten reicht", sagt Schubert, und auch bei Rothenbach soll erst das heutige Abschlusstraining genauere Aufschlüsse liefern, ob und wie lange er gegen den auswärts bislang mit sieben Punkten in fünf Spielen erfolgreichen und defensiv erwarteten Gegner mitwirken kann.

Ungewissheit, die den Verantwortlichen auch beim Blick auf den Rasen des Millerntor-Stadions die Sorgenfalten in die Stirn gräbt. "Wir müssen hoffen, dass es trocken bleibt. Ansonsten erhöht sich die Chance, dass wir 100 000 Euro anfassen müssen", sagt Sportchef Helmut Schulte. Zwar befindet sich der Untergrund in einem insgesamt durchaus zufriedenstellenden Zustand, doch die Heimspiele am vergangenen Montag gegen Fortuna Düsseldorf und nun gegen die Frankfurter sind erst der Anfang einer Überstrapazierung, an deren Ende der von Schulte angedeutete Tausch stehen könnte. Bereits am Mittwoch messen sich die Frauenfußball-Nationalmannschaften Deutschlands und Schwedens auf dem Grün, das sich durch das aus Sicherheitsgründen ans Millerntor verlegte Regionalligaspiel der U 23 am 29. Oktober gegen Holstein Kiel dann endgültig ins Braune verfärben könnte. Verträgt der Rasen vier Spiele in 13 Tagen? "Grundsätzlich ist der Platz dafür da, dass man darauf Fußball spielt", sagt Schulte, "und die Durchführung von Länderspielen war auch ein Argument für den Stadionneubau."

Hoffnung gibt der Wetterbericht, der für die kommende Woche keine Niederschläge prognostiziert, und vielleicht leistet die Mannschaft mit einer frühen, komfortablen Führung ihren eigenen Beitrag. "Die Attraktivität hängt vor allem vom Spielverlauf ab", so Schubert zum Spiel. Eine Aussage, die am Sonntag auch für den Rasen gilt.

Die aktuelle Folge des FC-St.-Pauli-Video-Podcasts "Pommes braun-weiß" exklusiv mit dem Modell der Wellentribüne und des nicht geschlechtsneutralen Spitznamens von Spieler Ralph Gunesch: www.abendblatt.de/pommes