Der Torschütze verdutzt seine Mitspieler und verhängt sich später einen Maulkorb

Hamburg. "Ich wusste gar nicht, wo er hin will. Er lief und lief und lief", rätselte Gerald Asamoah noch weit nach Spielende über den Torjubel seines Mannschaftskollegen. Nachdem Fabian Boll das Zuspiel Asamoahs gewinnbringend zum 1:0 für den FC St. Pauli hatte verwerten können, sprintete der 31-Jährige in Richtung Eckfahne zwischen Südtribüne und Gegengerade. Er wurde geherzt und geküsst, und irgendwann befand sich die braune Spielertraube - nur noch Torwart Thomas Kessler stand auf dem Platz, die Ersatzbank war leer - fast schon im Spielertunnel. "Vielleicht dachte er, das Spiel sei vorbei", so Asamoahs Erklärungsansatz, den auch Florian Bruns vertrat: "Ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich wollte er gleich mit uns allen in die Kabine."

Dort saß Boll auch noch 70 Minuten nach dem Abpfiff, allerdings nicht gemeinsam mit seinen Kollegen und dazu auch noch im falschen Raum. Der Mittelfeldspieler war für die Dopingkontrolle ausgelost worden. Und während es auf dem Platz wie schon zum Auftakt beim SC Freiburg mit einem Tor hervorragend klappte, wollte es trotz mehrer Liter Wasser nicht so recht flüssig laufen. Zum Unmut von Boll, zum Unmut aber auch der wartenden Medienvertreter. Die harrten in den Katakomben aus und warteten auf den Mann, dem erst Petrics später Treffer den Zusatz "des Tages" genommen hatte. Als er 78 Minuten nach Spielschluss dann ein zweites Mal erleichtert traf, wurden die Journalisten mit dem Hinweis auf dringende Körperpflege vertröstet. Eine Ansage, bei der es blieb. Boll kam nicht mehr zurück, wollte nicht kommen, wollte nicht reden. Dabei gab es so viel zu besprechen für den sonst so redseligen und stets eloquenten Barmbeker, der die letzten Derbys noch aus St. Paulis Fanblock verfolgt hatte.

Das Tor seines Lebens aber wollte er nicht kommentieren. "Wo will er denn jetzt hin", fragte ein Pressevertreter in die verdutzte Runde, als Boll mit einem Teller voll Lasagne und Erbsen um 18.51 Uhr grußlos in die Mannschaftskabine abbog. Bolls Wege waren an diesem Tag nicht nur für seine Mannschaftskollegen unergründlich gewesen.