Stimmung gut, alles gut - die Haupttribüne ist noch nicht ganz fertig, die Fans sind aber zufrieden

Hamburg. Es war noch nicht alles so, wie es einmal sein soll auf der neuen Haupttribüne des Millerntor-Stadions. Von außen ein mit Blumen geschmücktes Prunkstück, im Inneren des neuen Bauwerks fehlte es beim Premierenspiel gegen Hoffenheim allerdings noch am Feinschliff. Der rohe Beton hat zwar einen Charme, wie er zum FC St. Pauli passt, wird aber sicher zum nächsten Heimspiel gegen den HSV noch einen neuen "Anstrich" bekommen. Es fehlt noch an Farbtupfern. Auch der Geruch des Neuen, der den Besuchern am Sonnabend beim Betreten des Gebäudes entgegenschlug, wird sich bis dahin wohl verzogen haben. Und dann weiß auch jeder Besucher, wie er am einfachsten und schnellsten auf seinen Platz gelangt. Selbst St. Paulis Präsident Stefan Orth fand sich nicht sofort zurecht und fragte per Zuruf über eine Etage hinweg seinen Vize Bernd Georg Spieß, wie er denn aus dem VIP-Bereich auf den darunter liegenden Rang gelangen könne.

Der Stimmung tat das keinen Abbruch. Vor dem Spiel hatte eine Fan-Gruppierung Handzettel an die Haupttribünen-Besucher verteilen lassen, auf denen um bunte, laute und faire Unterstützung gebeten wurde. Mit Erfolg. Als Mitte der ersten Halbzeit die Fans der Südtribüne die gesangliche Unterstützung von der Haupttribüne einforderten, brandete im ganzen Stadion Jubel auf, und die Lautstärke stieg auf einen Pegel, der im Millerntor-Stadion zuvor wohl noch nicht erreicht wurde.

Richie Goßmann, der Stimmungsmacher von der alten Haupttribüne (das Abendblatt berichtete), ist jedenfalls schon sehr zufrieden mit seiner neuen Heimat. "Die Tribüne ist natürlich viel größer und höher, und das macht es schwer, richtig Stimmung da reinzukriegen. Da muss man schon richtig Party machen, aber ich denke, wir können einiges bewegen." Wir, das sind Richie und eine Gruppe von rund 50 Anhängern, die HT-Oltras (zusammengesetzt aus Oldies und Ultras), die den "Stimmungsblock" auf der neuen Tribüne gründeten und diesen mit braun-weiß-roten Blumen schmückten. "Insgesamt bin ich sehr zufrieden", sagt Goßmann. "Es waren viele alte Gesichter da, und diejenigen, die neu sind, wirken nicht aufgesetzt oder abgehoben."

Baumeister Walter Hellmich, der sich die Premiere nicht entgehen ließ, wies darauf hin, welche Leistung der Verein und die vielen Bauarbeiter in den letzten neun Monaten vollbracht haben. "Wir bauen immer schnell, aber das hier hat was von einem Weltrekord." Den gilt es 2012 beim Bau der Gegengerade zu wiederholen.