Kölns Torwart Thomas Kessler kommt für zwei Jahre zum FC St. Pauli - Schalkes Carlos Zambrano könnte nächster Leihspieler werden.

Hamburg. Die Verhandlungen waren zäh und zogen sich über mehrere Wochen. Doch gestern konnte der FC St. Pauli endlich verkünden: Thomas Kessler vom 1. FC Köln wird in der kommenden Bundesligasaison am Millerntor spielen. "Ich bin erleichtert, dass ich endlich den Vertrag unterschreiben konnte", sagte Kessler. "Die Verhandlungen haben sich wirklich lang hingezogen. Das war sehr unangenehm für mich, denn ich war im Urlaub und konnte nicht richtig abschalten. Der Deal hätte jederzeit scheitern können."

Dabei waren die Voraussetzungen eigentlich recht einfach. Kessler war zuletzt unglücklich beim 1. FC Köln, weil nie eine faire Chance gegeben worden sei, zur Nummer eins im Tor aufzusteigen. Faryd Mondragon, gerade 39 Jahre alt geworden und längst im Herbst seiner Karriere angekommen, spielt und spielt und spielt. Der FC St. Pauli dagegen suchte händeringend einen neuen Torwart - als Ersatz für Patrik Borger und als potenziellen Nachfolger für Mathias Hain, der seine Profikarriere spätestens 2011 beenden wird.

Das Problem: So ganz will sich der 1. FC Köln nicht von Kessler trennen. Denn dem 24-Jährigen wird großes Potenzial nachgesagt, das er in zwei Bundesligaspielen gegen Werder Bremen in der vergangenen Saison beweisen konnte. St. Pauli war zwar mit einem Leihgeschäft einverstanden, doch Manager Michael Meier vom 1. FC Köln beharrte zunächst darauf, dass Kessler nach einem Jahr an den Rhein zurückkehrt. Darauf ließ sich Helmut Schulte, Verhandlungsführer auf Seiten der Hamburger, nicht ein. Denn dann stünde der Klub nach der Saison vor der Aufgabe, gleich zwei neue Torhüter verpflichten zu müssen.

Die Gefahr besteht immer noch. Das vereinbarte Leihgeschäft läuft zwar über zwei Jahre, doch es gibt "Konstellationen, die ermöglichen, dass Thomas Kessler nach nur einer Saison wieder zurück geht", erklärt Helmut Schulte. Wie genau diese Konstellationen aussehen, sagt der Sportchef nicht. Trotzdem sind sich die Beteiligten sicher, dass der Kontrakt mindestens bis 2012 erfüllt wird. "Die Gespräche mit Thomas sind so verlaufen, dass wir nicht davon ausgehen müssen, dass er nach einem Jahr wieder geht", sagt Trainer Holger Stanislawski, der Leihgeschäfte allgemein nicht als endgültiges Ende der Verhandlungen sieht. "Wenn ein Spieler merkt, dass er sich hier gut fühlt und sich entwickeln kann, dann liegt es doch an ihm, das Sinnvollste zu machen."

Gut möglich also, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Denn auch Kessler kann sich vorstellen, über 2012 hinaus beim FC St. Pauli zu bleiben. Um den Wechsel nach Hamburg perfekt zu machen, musste der "Kölsche Jung" zwar seinen Vertrag in Köln bis 2013 vorzeitig verlängern - eine Prämisse der Kölner, die sich für den Fall der Fälle die Transfersumme nicht entgehen lassen wollen -, aber das Verhältnis zu seinem alten Arbeitgeber ist deutlich abgekühlt. "Ich habe gemerkt, dass man mir hier eine faire Chance gibt. Ich möchte ein Teil dieses Vereins werden und kann mir vorstellen länger zu bleiben", sagt Kessler. Als er sich mit Schulte, Stanislawski und Torwarttrainer KaPe Nemet getroffen hatte, sei ihm klar geworden, dass er nur zu St. Pauli wechseln würde. "Da wurde nicht groß gepokert. Wir waren uns schnell einig. Deswegen habe ich mich auch nur auf diese eine Option gestützt."

Vollzug könnte möglicherweise auch schon bald eine Reihe vor dem Torwart vermeldet werden. St. Pauli scheint die Fahndung in Sachen Innenverteidigung abgeschlossen zu haben. Schalkes Defensiv-Allrounder Carlos Zambrano steht in ernsthaften Verhandlungen mit den Hamburgern, wie gestern auch sein aktueller Trainer bestätigte. "Ja, es gibt Kontakt zum FC St. Pauli", sagt Felix Magath. Der 20 Jahre junge Peruaner, der bereits elf Länderspiele absolvierte und für Schalke in der letzten Saison 16 Ligaspiele machte, war vor vier Jahren nach Gelsenkirchen gewechselt und steht noch bis 2012 bei den Königsblauen unter Vertrag. Gut möglich, dass in den kommenden Tagen bereits das nächste Leihgeschäft fixiert wird. Eine Hängepartie wie im Fall Kessler droht jedenfalls nicht.