Nach der 1:2-Niederlage bei der SpVgg Greuther Fürth rückt das Erreichen des Relegationsplatzes drei für die Hamburger wieder in weite Ferne.

Fürth. Es war wie beim letzten Mal. Menschen hüpften und sprangen ausgelassen auf den Tribünen, klatschten in die Hände, blickten ungläubig in den Himmel oder weinten. Es waren die Bilder einer Aufstiegsfeier, St. Paulianern und Fürthern hinlänglich bekannt vom vergangenen Aufeinandertreffen in Franken am 2. Mai 2010 - nur das diesmal die Fürther die Party starteten. 2:1 statt 1:4. Das Ergebnis lieferte den entscheidenden Unterschied und stört die Hoffnungen der Hamburger auf die Teilnahme an den Relegationsspielen zur Ersten Liga empfindlich.

"Ich glaube, jeder im Stadion hier hat gesehen, dass die Spielvereinigung Greuther Fürth dieses eine Tor besser gewesen ist und mitbekommen, weshalb die so stark hier auf ihrem Platz sind", gab sich Sportchef Helmut Schulte nach dem 14. Sieg im 16. Saisonheimspiel der Fürther als fairer Verlierer und verkniff sich einen Hinweis auf die jüngste Vergangenheit. Physisch zwar im Vollbesitz der Kräfte, hatte seine Mannschaft es an der nötigen Gedankenschnelle vermissen lassen, wirkte nicht mehr so frisch und zielstrebig wie zuletzt. Das Pflichtspiel-Stakkato der zurückliegenden englischen Woche war für St. Pauli von besonderem Tempo gewesen. Am 2. April das 0:0 in Düsseldorf, viereinhalb Tage später ein 3:3 beim FSV Frankfurt, 76 Stunden darauf das 2:1 gegen Berlin, nun also das 1:2. Zwölf Tage, vier Spiele, drei davon auswärts, so die Zahlen. Und nach drei Kraftakten mit einem trotz 20-minütiger Unterzahl beim direkten Konkurrenten Fortuna Düsseldorf erkämpften Remis, dem erfolgreichen Wettmachen eines 0:3-Rückstands beim FSV und dem in der Nachspielzeit erzwungenen Sieg am Dienstag blieb das vierte Ausrufezeichen aus. Stattdessen steht das große Fragezeichen: Müssen die Hamburger den Aufstieg abhaken?

+++ Lakritzschnecke Bartels fand kein Ende im Fürther Trolli-Stadion +++

+++ Der FC St. Pauli in der Einzelkritik +++

"Wir müssen jetzt abwarten und schauen, wie unsere beiden Konkurrenten aus Paderborn und Düsseldorf spielen", vertagte Schulte die Entscheidung. "Wir werden uns das Montag anschauen. Und wir haben noch drei Spiele, und die wollen wir alle gewinnen", holte auch Marius Ebbers den Strohhalm für die nun folgenden Hoffnungsläufe heraus. Über dessen Stärke wird wie auch über den konkreten Zeitpunkt des Fürther Aufstiegs am Montag in Dresden entschieden. Das von der Vereinsführung verlangte Saisonziel für die kommenden Jahre, ein Platz unter den Top 25 des deutschen Fußballs, hatte die Mannschaft bereits gesichert, viel mehr dürfte es aber auch nicht mehr werden. Es scheint, als werde das Rennen zur Bundesliga drei Spieltage vor dem Saisonende ohne die Schubert-Elf auf seine Zielgerade gehen.

Passenderweise war es auch das Tempo, das vor 15 500 Zuschauern in der ausverkauften Trolli-Arena den Ausschlag gab. Während bei St. Pauli mit zunehmender Geschwindigkeit auch die Fehlerquote im Passspiel stieg, genügte den Fürthern in der ersten Halbzeit eine ihrer bekannten schnellen Kombinationen, um erfolgreich zum Abschluss zu kommen. Nach sehenswertem Direktspiel über die linke Angriffseite beförderte der überragende Außenverteidiger Schmidtgal den Ball bereits in der sechsten Minute technisch versiert ins Tor. St. Pauli fand mit zunehmender Dauer zwar immer besser den Zugang zum Spiel, konnte den Offensivmühen aber zu keiner Zeit jene Durchschlagskraft, die der Gegner immer wieder andeuten konnte, verleihen. "Wir hatten bis zum Strafraum eigentlich ganz gute Lösungen, aber im Sechzehner zu wenige klare Aktionen, und der Anschlusstreffer kam dann einen Tick zu spät", analysierte Schubert. Sagliks Abstauber nach einem Eckball war erst die zweite Tormöglichkeit gewesen, die erste hatte Deniz Naki kurz nach Wiederanpfiff kläglich aus sieben Metern vergeben. Ein Zeitpunkt, zu dem St. Pauli die Zweikämpfe dominierte, nach Ballgewinnen schneller umschaltete und präziser in die Spitze spielte. Es sollte ein Strohfeuer bleiben, das Ex-St.-Paulianer Asamoah bereits nach 66 Minuten mit seinem Kopfballtor zum 2:0 löschte. Das Spiel war entschieden, St. Pauli fehlten die Mittel.

Wie nun auch im Aufstiegsrennen, in dem die Hoffnungen auf den Gegnern der Konkurrenz ruhen. Und so ließ es sich Schubert auch nicht nehmen, Fürths-Trainer für dessen Tritt auf die Euphoriebremse zu loben und um Schützenhilfe für den 33. Spieltag zu werben, wenn Fortuna Düsseldorf am Ronhof anzutreten hat. Wenn die Hoffnung bis dahin überhaupt Bestand hat.