Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Die Hamburger Polizei hat dem FC St. Pauli untersagt, Karten für das Zweitligaspiel am 22. April gegen Hansa Rostock dem Gastverein zur Verfügung zu stellen. St. Pauli will die Entscheidung, die der Verein beispiellos nennt, jetzt "aus grundsätzlichen Erwägungen" vor dem Verwaltungsgericht prüfen lassen.

Das Vorgehen der Polizei hat in der Tat eine neue Qualität, weil diesmal verfügt wurde, was vor zwei Jahren noch im Konsens mit dem Klub beschlossen wurde. Damals erhielt der FC Hansa nur 500 Sitzplatzkarten, die ausschließlich zum personifizierten Verkauf freigegeben wurden.

Nun sollten Verbote in einer pluralistischen Gesellschaft das letzte Mittel einer Handlungskette sein, bislang haben aber alle anderen Lösungsversuche Gewaltausbrüche bei dem Aufeinandertreffen dieser beiden Vereine nicht verhindern können. Beim Hinspiel hatten Rostocker Anhänger St.-Pauli-Fans im Stadion mit Leuchtraketen beschossen, worauf der Deutsche Fußball-Bund die Rostocker zu einem sogenannten Geisterspiel gegen Dynamo Dresden verurteilte.

Es ist ohnehin nicht einzusehen, dass Polizeibeamte, Stadionbesucher oder Anwohner um ihre Gesundheit fürchten müssen, weil eine Minderheit unter den Fußballfans nicht gewillt ist, Gesetze einzuhalten - von den Kosten der Einsätze ganz abgesehen. Das Problem ist nur: Der Fußball ist nicht die Ursache dieser Exzesse, er dient ihnen als Bühne. Wer die Konflikte wirklich lösen will, muss ihre gesellschaftlichen Ursachen bekämpfen. Die Fußballvereine versuchen seit Jahren dazu ihren Beitrag zu leisten, es wäre wünschenswert, wenn sie in ihren Bemühungen von allen gesellschaftlichen Kräften stärker unterstützt würden. Das ändert jedoch nichts daran, dass auch alle denkbaren vorbeugenden Maßnahmen ergriffen werden müssen, um Krawalle zu verhindern.