Nach dem 2:2 gegen Greuther Fürth hat Holger Stanislawski seiner Mannschaft einen Vortrag in Sachen taktischer Grundordnung gehalten.

Hamburg. Er hatte es angekündigt. Viele taktische Trainingseinheiten werde es diese Woche geben, "das wird nicht angenehm", hatte Holger Stanislawski gesagt. Der Trainer war äußerst verärgert gewesen, dass sich seine Mannschaft gegen Greuther Fürth (2:2) nicht an den "Matchplan" gehalten hatte, dass sie in der Endphase kopflos und euphorisch nach vorne gelaufen war und die Ordnung völlig verloren hatte. Deshalb hielt es Stanislawski gestern, beim ersten Training nach der "gefühlten Niederlage", für notwendig, seiner Mannschaft noch einmal deutlich zu machen, wie die taktische Grundordnung auszusehen hat, wie vernünftig verschoben und umgeschaltet wird und wer wann welchen Weg zu laufen hat.

Fußballspielen leicht gemacht, erste Lektion: Verschieben.

Oberlehrer Stanislawski stellte seine Mannschaft in der Grundformation, dem 4-2-3-1-System, auf und dirigierte sie wie ein Fluglotse, der einem Flugzeug den Weg weist, über den Platz. Vor, zurück, nach links, nach rechts. "Achtet auf die Abstände", hallte es über den Kunstrasenplatz an der Feldstraße und es mutete wie eine militärische Übung an, wie sich alle Spieler, stets die Formation haltend, ohne Ball hin und her bewegten.

Zweite Lektion: Pressing.

Mit dem Kommando "Ballgewinn" forderte Stanislawski die Offensivspieler auf, den gegnerischen Außenverteidiger, in diesem Fall Co-Trainer André Trulsen, unter Druck zu setzen. Wichtig: Alle müssen mitmachen, wenn der zentrale Stürmer aus der Mitte kommend den ballführenden Verteidiger ansteuert. Der Kreis wird enger gezogen, alle schieben Richtung Ball.

Dritte Lektion: Umschalten.

Stanislawski hatte bemängelt, dass die Umschaltbewegung aus der Offensive in die Defensive zuletzt überhaupt nicht funktioniert habe. Deshalb ließ er es wieder und wieder üben. Besonders für die Außenspieler eine laufintensive Übung, da sie oft den weitesten Weg zurückzulegen haben, um sich wieder in die Grundordnung einzugliedern. Fehlt einer der Außenspieler, ist es an den defensiven Mittelfeldspielern, die Passwege zu schließen und einzurücken. Die ganze Formation schiebt sich dementsprechend auf die Seite, auf der der Ball verloren gegangen ist.

Matthias Lehmann, der am Sonntag völlig frustriert und wortlos das Millerntor verlassen hatte, sagte nach dem Training: "Wir haben heute sicher nichts Neues gelernt, aber es ist wichtig, diese taktischen Dinge immer wieder durchzugehen." Lehmann ist in kürzester Zeit einer der ersten Ansprechpartner des Trainers auf dem Platz geworden. Er trägt eine gewisse Verantwortung dafür, dass die Mannschaft ihre Ordnung behält. "Wir hatten in bestimmten Situationen Schwierigkeiten mit der Umkehrbewegung", sagt Lehmann. "Gegen Paderborn müssen wir kompakt stehen und aus der Ordnung heraus schnell nach vorne spielen. Wir wollen einen guten Abschluss." Theorie bestanden, nächste Praxisprüfung in Paderborn.

Nutzen Sie unseren St. Pauli SMS-Dienst und seien Sie immer auf dem Laufenden bei News und Ergebnissen rund um den Kultverein.