Die Hamburger präsentierten sich nur anfangs dominant. Der Anschlusstreffer kam bei Schnee und Minusgraden zu spät.

Paderborn. Ob Verlierer oder Gewinner, ob Spieler, Trainer, Fan, Funktionär oder Medienvertreter - als Schiedsrichter Peter Gagelmann das Zweitligaspiel zwischen dem SC Paderborn und dem FC St. Pauli nach 92 Minuten beim Stand von 2:1 abpfiff, waren nahezu alle Beteiligten froh, dass es vorbei war. Bei Minusgraden im zweistelligen Bereich, böigen Winden und dauerhaftem Schneefall hatte sich der Gang in die Energieteam Arena angefühlt, als sei man nur mit einer Badehose bekleidet in einen Gefrierschrank gesperrt worden.

Die Symptome von Unterkühlungen oder Erfrierungen waren allgegenwärtig sichtbar. 80 Personen, davon 59 Kinder, mussten vom Deutschen Roten Kreuz im Stadion behandelt, zwei sogar in ein Krankenhaus gebracht werden. "Selbst wir Spieler haben auf dem Platz gefroren", sagte Innenverteidiger Ralph Gunesch, "obwohl wir uns durchaus bewegt hatten."

Vor allem in der ersten Halbzeit arrangierten sich die Hamburger bestens mit den klimatischen Ausnahmebedingungen, ließen den orangefarbenen Ball flach und bestmöglich laufen. Von Trainer Holger Stanislawski taktisch im 4-1-4-1-Schema eingestellt, diktierte St. Pauli Tempo und Spiel. Maßgeblich beteiligt waren die beiden "Solisten": Während Matthias Lehmann als einziger defensiver Mittelfeldspieler - Fabian Boll und Dennis Daube hatten auf der verschneiten Ersatzbank Platz genommen - mit überragenden 116 Ballkontakten die Schaltzentrale bediente, war es in der Offensive vor allem Sturmspitze Marius Ebbers, der mit seinen Kollegen Doppelpass, den Gegner schwindelig und sich im dichten Schneetreiben zum auffälligsten Akteur aufspielte. "So schlecht war der Platz gar nicht", fand Lehmann und zollte den Paderborner Mitarbeitern Respekt.

Um 9.30 Uhr hatte eine Platzkommission das Spiel für durchführbar erklärt, Hunderte Helfer versuchten, das dank der Rasenheizung weiche, aber seifige Geläuf zu verbessern. Zufrieden war Lehmann dennoch nicht: "Wir hatten bestimmt zehn, 15 Torschüsse. Aus 20 Metern, aus 16 Metern, aus fünf Metern, von rechts, links, zentral. Aber einer muss dann auch mal drin sein!"

War er aber nicht. St. Pauli betrieb hohen Aufwand, kam in der ersten Hälfte zu mehr als 70 Prozent Ballbesitz, verpasste aber die Belohnung und geriet im zweiten Abschnitt nach einem Missverständnis zwischen Lehmann und Gunesch sogar auf die Verliererstraße. "Weil wir kämpferisch und spielerisch nicht mehr so dagegengehalten haben", analysierte Carsten Rothenbach. "Diese Niederlage müssen wir uns selbst zuschreiben. Der Abschluss passt leider nicht zu der Vorrunde, die wir hinter uns gebracht haben."

Schon im vergangenen Jahr hatte St. Pauli mit einer unnötigen 0:1-Niederlage beim Schlusslicht FSV Frankfurt leichtfertig den Sprung in die Spitzengruppe vergeben. Ein Jahr später verlief der Abschluss ebenfalls unbefriedigend: nur einer statt sechs durchaus möglicher Punkte gegen Greuther Fürth und Paderborn. Die Chance, sich nach den Patzern der Konkurrenz aus Bielefeld, Düsseldorf, Duisburg und Berlin, die allesamt nicht gewinnen konnten, im oberen Tabellendrittel weiter abzusetzen, wurde vergeben. "Deshalb kann ich mich auch nicht über unsere gute Hinrunde freuen. Der Ärger über diese Niederlage ist einfach zu groß", sagte Gunesch. Aber auch er wirkte irgendwie froh, dass es vorbei war.

Paderborn : Masuch - Wemmer, Gonther, Strohdiek, Schachten - Guie-Mien, Alushi, Krösche, Brückner - Saglik (89. Zedi), Manno (65. Brandy).

St. Pauli : Hain - Rothenbach, Morena, Gunesch, Kalla - Lehmann - Naki, Bruns (80. Daube), Takyi (62. Sako), Kruse (80. Boll) - Ebbers.

Tore : 1:0 Saglik (69., Foulelfmeter), 2:0 Brandy (76.), 2:1 Sako (90.+1). Schiedsrichter : Gagelmann (Bremen). Zuschauer : 13 041. Gelbe Karten : Brandy - Bruns, Morena, Lehmann.

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