Beim letzten Spiel vor dem Abriss der Haupttribüne traf neben dem eingewechselten Stürmer auch noch Max Kruse.

Hamburg. Abschiedsgefühle am Millerntor. Selbst eine Viertelstunde nach dem Abpfiff wagten es nur wenige, ihren Sitz zu verlassen. Die Mannschaft begab sich nach dem 2:1-Sieg über Fortuna Düsseldorf auf eine ausgedehnte Ehrenrunde, die Trainer ließen sich feiern und winkten noch einmal in Richtung der Haupttribüne. Wohl am Donnerstag wird das Stadion mit deren Abriss ein Stück Geschichte verlieren. Im Juli 2010 soll dann die neue Tribüne stehen.

Bereits vor der Partie hatte es ein buntes Treiben zu bestaunen gegeben. Im Hintergrund der Gegengerade blitzten die Lichter des Doms immer wieder auf, und auf den Rängen vermischten sich grün-weiße Celtic-Glasgow-Fans, braun-weiße St. Paulianer und die trotz der gelb-grauen Spielertracht in rot-weiß gekleideten Fortuna-Anhänger zu einem farbenfrohen und stimmungsvollen Kollektiv. Gute Atmosphäre und gute Laune, die von den zwei Mannschaften auf dem Feld weiter stimuliert wurde. Von Beginn an entwickelte sich eine rassige Zweitligapartie.

Dem nach drei Siegen erwartet selbstbewusst auftretenden Aufsteiger begegneten die Hamburger mit einer deutlichen Leistungssteigerung. Nach den fast schon chronischen Startproblemen war die Elf von Trainer Holger Stanislawski diesmal von Beginn an hellwach, wie nicht nur der frühe Führungstreffer des wie aufgedreht agierenden Max Kruse dokumentierte. Braun-weiß gewann auf den Tribünen stimmlich deutlich die Oberhand.

Dort hatte sich erstmals auch der Torschütze vom 2:0-Sieg in Rostock einfinden müssen. "Deniz Naki... Einer von uns", war in meterhohen Lettern auf einem Fanbanner vor der Südtribüne zu lesen. Eine Aussage, die auch in den kommenden Wochen noch Bestand haben wird. Naki, der mit Sprechchören gefeiert und dessen Rückennummer 23 zudem von Tausenden Fans auf Zetteln in die Luft gehalten wurde, war nach seinem provokanten Jubel in der DKB-Arena für drei Partien gesperrt worden. "Drei Spiele gesperrt - 1000 Herzen gewonnen", lautete ein weiterer Spruchband-Aufdruck. Der 1000. Punkt in der Zweitligageschichte schien dagegen lange Zeit fraglich, zumal die Fortuna per Elfmeter nach 22 Minuten hatte ausgleichen können.

Die Hamburger mussten dem hohen Anfangstempo anschließend etwas Tribut zollen, die Luft ging aber nur dem neuen Spielgerät aus. Der lila-gelbe Ball musste nach Beanstandungen mehrfach ausgewechselt werden.

Das tat Stanislawski wie gewohnt nach einer Stunde. Der Trainer schickte Rouwen Hennings aufs Feld, und Hennings unterstrich einmal mehr, weshalb sein Wert auf der Bank höhere Zinsen abwirft. Der Joker stach. Als alle Mannschaftskollegen zum Siegtorschützen eilten, drehte Carsten Rothenbach auf halber Strecke um und lief dankend zu jenem Balljungen, der ihm den vorbereitenden Einwurf mit einer schnellen Ballübergabe erst möglich gemacht hatte.

Letztlich der entscheidende Wurf, da St. Pauli die Schlussoffensive der Düsseldorfer schadlos überstand und während der nun folgenden Länderspielpause im Spitzentrio der Liga verbleibt.

St. Pauli : Hain - Rothenbach, Morena, Gunesch, Lechner - Lehmann, Boll - Bruns (82. Schultz), Takyi (62. Hennings), Kruse - Ebbers (87. Sako).

Düsseldorf : Ratajczak, Weber, Anderson, Langeneke, Cakir (81. Caillas) - Costa (84. Gaus) - Lambertz, Christ (75. Zoundi), Fink - Harnik, Jovanovic.

Tore : 1:0 Kruse (4,), 1:1 Langeneke (22., Foulelfmeter), 2:1 Hennings (72.). SR .: Stieler (Obertshausen). Z .: 23 254 (ausverkauft). Gelb : Hain, Boll - Christ, Zoundi.