St. Paulis Spielmacher Charles Takyi über Ambitionen, Entwicklungen und einen Aufstieg von Gottes Gnaden.

Hamburg. 2007 verließ Charles Takyi den FC St. Pauli und ging zu Greuther Fürth, um sich seinen Traum von der Bundesliga zu erfüllen. Doch die Franken scheiterten am Aufstieg - und der Spielmacher im neuen Umfeld. Seit dem Sommer ist der 24-jährige Ghanaer zurück am Millerntor und darf wieder träumen.

Abendblatt: Herr Takyi, nach zehn Spieltagen steht der FC St. Pauli auf dem dritten Tabellenplatz. Herzlichen Glückwunsch.

Charles Takyi: Eine Momentaufnahme. Am Saisonende würde ich die Gratulation vielleicht annehmen.

Abendblatt: Vielleicht?

Takyi: Ja. Wenn wir unser volles Potenzial abrufen und eine super Saison hinlegen, dann wäre selbst der dritte Platz für mich enttäuschend. Sollten wir alles versucht haben und es dennoch zwei bessere Teams geben, dann nehme ich ihn allerdings gern.

Abendblatt: Der Aufstieg als Ziel?

Takyi: Die Bundesliga ist mein Traum. Und das sollte auch der Traum der gesamten Mannschaft sein. Es kann für uns nur nach oben gehen, das Ziel kann nur der Aufstieg sein. Ob uns dieser schon im nächsten Jahr gelingt, wird sich zeigen.

Abendblatt: Viele Beobachter halten St. Pauli für die stärkste Mannschaft der Liga. Sie auch?.

Takyi: Wir haben großes Potenzial. Daran erinnern uns die Trainer immer wieder. Wichtig ist, dass wir es auch konstant abrufen.

Abendblatt: Ihnen persönlich mangelte es zuletzt daran. Sie wurden in Oberhausen und gegen Cottbus vorzeitig ausgewechselt.

Takyi:

Das stimmt. Die letzten beiden Spiele liefen nicht so gut.

Abendblatt:

Stecken Sie in der Formkrise?

Takyi: Es muss keiner Angst haben, dass ich in ein Loch falle. Ich habe leichte muskuläre Probleme, musste im Training immer wieder aussetzen. Aber das sollten wir in den Griff bekommen.

Abendblatt: Wie wichtig ist Charles Takyi für die Mannschaft?

Takyi: Ich merke schon, dass mir eine besondere Erwartungshaltung entgegengebracht wird, ich spiele in einer Schaltzentrale. Aber wir können nur als Team funktionieren. Und dazu gehören auch nicht nur elf Spieler.

Abendblatt: Sind Sie unersetzbar?

Takyi: Nein, in der Offensive sind wir schwer auszurechnen, viele Spieler können Tore schießen. Im Übrigen ist es ist eine unserer Stärken, dass wir in der Breite viele gute Spieler haben.

Abendblatt: Sie gingen 2008 für ein Jahr nach Fürth. Was hat sich seitdem noch verändert?

Takyi: Wir haben eine viel höhere Qualität. Das erkennt man schon daran, dass sich die Gegner jetzt auf uns einstellen. Die Mannschaft hat sich enorm weiterentwickelt, der Trainerstab ebenso. Alles ist gewachsen, hier entsteht etwas. Aus unserer Aufstiegsmannschaft von 2007 sind ja immer noch sehr viele Spieler da. Das ist enorm wichtig.

Abendblatt: Sie sprechen das Trainerteam an. Ist Chefcoach Holger Stanislawski anders als damals?

Takyi: Das Papier spricht für sich. Er hat den Trainerlehrgang trotz Doppelbelastung als Bester abgeschlossen. Vor dieser Leistung habe ich riesigen Respekt.

Abendblatt: Sein Zeugnis macht ihn zu einem besseren Trainer?

Takyi:

Naja, er hat da schon sehr viel mitgenommen. Ein Kumpeltyp war er früher auch schon. Aber er geht jetzt noch mehr auf einzelne Spieler ein, hat sich fachlich entwickelt.

Abendblatt: Wie beschreiben Sie Ihre eigene Entwicklung?

Takyi: Ich bin mit den Jahren gewachsen. Und Fürth war ein ganz entscheidendes Jahr für mich. Ich habe neue Eindrücke gewonnen, ein neues Blickfeld erhalten. Ich sehe die Dinge jetzt mit anderen Augen. Ich möchte diese Erfahrungen nicht missen.

Abendblatt: Hat Ihre Wertschätzung gegenüber dem FC St. Pauli dadurch jetzt eine neue Qualität?

Takyi: Ich habe den Verein auch damals enorm geschätzt. Aber ja, ich genieße es mehr, hier zu spielen. Die Heimspiele vor unseren Fans, die Abläufe im Umfeld. Ich denke aber auch, dass es eine gegenseitige Wertschätzung ist.

Abendblatt: Wenn St. Pauli 2010 nicht aufsteigt, Sie aber ein Angebot aus der Bundesliga bekämen - würden Sie trotzdem bleiben?

Takyi: Ich will es so sagen: Mir ist der Wechsel 2007 schon sehr schwer gefallen. Und es würde mir noch deutlich schwerer fallen, jetzt zu wechseln. Vielleicht stellt sich die Frage gar nicht.

Abendblatt: Dann vervollständigen Sie folgenden Satz: St. Pauli steigt am Ende auf, wenn...

Takyi: ... wir alle gesund bleiben und Gott uns gnädig ist.

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