Die Stanislawski-Elf setzt den Negativlauf zunächst fort, findet durch Rothenbachs 1:0 dann aber in die Erfolgsspur zurück.

Hamburg. Es war ein Mix aus Erleichterung und Glückseligkeit, der in den Worten der Spieler mitschwang. "Wir wollten den Sieg unbedingt, um jetzt mal wieder Ruhe zu haben", sagte Fabio Morena. Der Kapitän hatte seine Mannschaft zuvor zu einem mit Blick auf die nun folgende Länderspielpause vor allem psychologisch wichtigen 3:1-Erfolg über den TSV München 1860 geführt. Nach drei Niederlagen gegen Kaiserslautern (1:2), Werder Bremen (1:2) und Arminia Bielefeld (0:1) gelang dem FC St. Pauli mal wieder ein Sieg. "Nach unserer Null-Woche waren die Erwartungen groß", umschrieb der 29-jährige Abwehrchef die Drucksituation.

Diese schien anfangs allerdings mehr zu lähmen denn zu großen Leistungen zu motivieren. Die in der Zweiten Liga am Millerntor noch sieglosen Münchner bestimmten die Partie von Beginn an, kombinierten sich schnörkellos in die Hälfte der Hamburger, die fast ausnahmslos damit beschäftigt waren, die zahlreichen Torschüsse zu blocken und abzulenken. Als Ergebnis stand nach 10:51 Minuten ein Eckenverhältnis von 0:6! Der erste Satz ging überraschend deutlich verloren, das Match aber war noch lange nicht entschieden, da es die Münchner nicht schafften, eine der sämtlich vom ehemaligen St. Paulianer Alexander Ludwig getretenen Standards, zu denen in den ersten zwölf Minuten auch noch vier Freistöße zählten, zu verwerten. "Da hatten wir unheimliche Schwierigkeiten", gestand auch Trainer Holger Stanislawski ein und sprach von "gefühlt 400 Eckbällen. Normalerweise liegst du dann zwangsläufig hinten."

Nach dem fulminanten Saisonstart, einer mäßigen Vorstellung gegen Kaiserslautern und dem schwachen Auftritt in Bielefeld setzte sich St. Paulis Abwärtstrend nahtlos fort. Die Hereinnahmen von Florian Lechner, Max Kruse und Deniz Naki sowie dem Wechsel von Florian Bruns vom offensiven ins defensive Mittelfeld - Fabian Boll hatte sich beim Abschlusstraining einen Muskelfaserriss zugezogen -, machten sich zunächst nicht bemerkbar. Die ersten 25 Minuten gegen Münchner, denen in den vergangenen 18 Partien nur zwei Siege gelungen waren, bedeuteten den vorläufigen Tiefpunkt. Fehlpässe, fehlende Struktur und mangelhaftes Defensivverhalten im Mittelfeld sorgten für Ernüchterung beim Großteil der 23 188 Zuschauer, unter denen auch der vor sieben Wochen in Aachen schwer gestürzte Fan "Mini" weilte. In der Anwesenheit eines Arztes schaute sich der Reha-Patient das Spiel aus einer Loge der Südtribüne an.

Jubeln konnte er wenig später dennoch. Nach 25 Minuten erhöhte sein Team Passgeschwindigkeit und -genauigkeit. Charles Takyi und Matthias Lehmann, die Schlüsselfiguren im Mittelfeld, zogen nun die Fäden, diktierten das Tempo und initiierten einige Angriffe. In der Konsequenz fiel das 1:0, das sich das Team in der Folge immer mehr verdiente. Nach dem 2:0 (58.) machte St. Pauli die zweite Halbzeit zum Verwaltungsakt. Fußend auf der souveränsten Abwehrleistung der Saison stand am Ende ein verdienter 3:1-Erfolg und damit rechtzeitig vor der zweiwöchigen Pause die Trendwende zum Guten, was auch Morena erfreut zur Kenntnis nahm: "Jetzt haben wir uns oben festgebissen."

St. Pauli: Hain - Rothenbach, Morena, Gunesch, Lechner - Bruns, Lehmann - Kruse (73. Daube), Takyi (77. Hennings), Naki - Ebbers (83. Sako).

München: Kiraly - Rukavina, Felhi, Hoffmann, Holebas - Ignjovski, Beda - Kaiser (63. Mlapa), Camdal (46. Pappas) - Cooper (63. Lauth), Ludwig.

Tore: 1:0 Rothenbach (28.), 2:0 Ebbers (58.), 2:1 Mlapa (89.), 3:1 Naki (90.). SR.: Welz (Wiesbaden). Zuschauer: 23.188. Gelb: Rukavina, Felhi.

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