Beim FC St. Pauli geht das Gerangel um die Plätze in der Startelf los. Chef-Trainer Holger Stanislawski hat die Qual der Wahl.

Hamburg. Am Sonnabend war Timo Schultz gezwungen, das Testspiel seiner Mannschaft gegen Hertha BSC Berlin (2:2) von der Tribüne aus zu verfolgen. Eine Bänderdehnung am Knöchel machte dem Mittelfeldspieler des FC St. Pauli zu schaffen. "Ein blöder Zeitpunkt", sagt der 31-Jährige, der um einen Platz in der Startelf kämpft, "aber die Vorbereitung ging fünf Wochen, da wird ein Spiel wohl nicht den Ausschlag geben."

Sicher ist: Das Gerangel um die Plätze in der Startelf ist in dieser Saison härter denn je. Gerade im Mittelfeld hat Trainer Holger Stanislawski eine große Auswahl an Spielern, die variabel einsetzbar sind und alle ihre individuellen Vorzüge und Stärken haben. Beispiel Matthias Lehmann: Der Neuzugang aus Aachen ist ein klassischer Allrounder, spielte gegen Hertha in der ersten Hälfte zeitweilig sogar in der Spitze, nach der Pause sorgte er als Sechser vor der Abwehr für Ordnung. Ebenso vielseitig zeigte sich auch Schultz. Er erzielte in der Vorbereitung ungewöhnlich viele Tore und machte gleichzeitig einige gute Spiele im defensiven Mittelfeld.

Manager Helmut Schulte ist mit der Situation sehr zufrieden: "Wir haben viele gleichwertige Spieler, es gibt für jeden eine echte Alternative. Das bedeutet, dass es keine klassische Eins-A-Mannschaft geben wird." Das bedeutet auch, dass der Trainer auf Verletzungen, Sperren oder Formschwächen viel besser reagieren kann. Die Spieler müssen sich wohl auf viel Rotation einstellen. Oft wird die Aufstellung vom Gegner und dem daraus resultierenden Spielsystem abhängen. "Es ist doch eine komfortable Situation, wenn der Trainer auch nach einem guten Spiel durchwechseln und ein anderes System spielen kann", sagt Schultz. Davon könne die Mannschaft nur profitieren.

Konkurrenzkampf wirkt sich positiv auf die Leistung aus, kann aber auch zu negativer Stimmung führen. Schultz rät seinen Mannschaftskameraden davon ab: "Sicher wird der eine oder andere auch mal knurrig, wenn er drei, vier Spiele nicht eingesetzt wird, aber wenn hier jemand quertreibt, wird er Probleme bekommen." Er selbst bleibt gelassen und vertraut dem Urteil seines Trainers. "Ich bin nicht so blauäugig zu sagen: 'Ich mache jedes Spiel!'. Aber ich bereite mich so vor, als wäre es der Fall."

Sicher sein darf sich niemand im braun-weißen Dress. Erst die Saison wird zeigen, wer sich in die Stammelf spielen kann und wer zu den "echten Alternativen" gehört. (bhe)

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