Er strahlte über das ganze Gesicht. Im Laufschritt verließ Deniz Naki am Morgen das Trainingsgelände an der Kollaustraße.

Hamburg. "Ich kann spielen", frohlockte der 20-Jährige, ballte beide Hände kurz zu Fäusten und schwang sich derart behände in seinen BMW, dass Zweifel am Fitnesszustand mit einem Sprung ausgeräumt waren. Die beim 4:0-Sieg in Karlsruhe zugezogene Knöchelprellung hatte Nakis erste Reise zur U-21-Nationalelf nur um zwei Tage hinauszögern, nicht aber verhindern können.

Seit Montag bereitet der neue Trainer Rainer Adrion die deutschen Junioren in Köln auf die beiden EM-Qualifikationsspiele gegen San Marino (morgen, 18 Uhr/DSF live) und Tschechien (8. September) vor. Und welche Bedeutung dem Offensivspieler des FC St. Pauli bereits bei seiner Premiere im Kreis von Badstuber (Bayern München), Höwedes (Schalke 04), Kroos (Bayer Leverkusen) und Co. zuteil wird, zeigt die Nachhaltigkeit, mit der sich Adrion nach der Gesundheit des gebürtigen Düreners erkundigt und auf dessen Abstellung gedrängt hatte. Bereits gegen San Marino dürfte Naki zum Einsatz kommen - und seinen neuen Klub damit acht Jahre nach Christian Rahn erstmals wieder vollwertig in der U 21 vertreten. St. Paulis Rouwen Hennings (2008/09) war bei seinen Abstellungen als HSV-Leihspieler zum DFB gereist.

"Für mich ging bereits mit der Nominierung ein Traum in Erfüllung", sagt Naki, dessen Entwicklung seit vier Monaten rasant fortschreitet. Vier Tore gelangen ihm für Rot Weiss Ahlen an den letzten fünf Spieltagen der vergangenen Saison. Bei St. Pauli hat er nun eine neue Qualitätsstufe erreicht. Der trickreiche, schnelle Dribbler stand beim Tabellenführer an allen vier Spieltagen in der Startelf, provozierte viele Freistöße, einen Elfmeter, traf einmal ins Tor und bereitete drei Treffer vor. "Trotz seines jungen Alters ist er für uns schon sehr wichtig. Wir profitieren alle von ihm", sagt Kapitän und Routinier Fabio Morena (29), "Deniz ist ein Typ Straßenfußballer, frisch und unverbraucht, jung und wild. Er sucht immer wieder die Eins-gegen-Eins-, oder auch Eins-gegen-Zwei-Situationen und bringt eine gewisse Lockerheit rein. Deniz tut uns gut."

Nakis Spiel lebt von seiner Naivität und jugendlichen Leichtigkeit. Er liebt das Spiel, will immer gewinnen. Ob im Training oder vor großer Kulisse in der Liga. Nach dem 2:2 gegen Duisburg, als er die große Chance auf den Sieg vergeben hatte, liefen ihm Tränen über die Wangen. Auch diesmal sind die Emotionen groß. Die Vorfreude auf Freitag könnte größer kaum sein.