Trainer Stanislawski kritisiert die vorgezogene Anstoßzeit - und warnt vor dem MSV-Sturmduo.

Hamburg. Mittagessen um 10.30 Uhr, ein zweites Frühstück oder doch lieber ein leerer Magen? Wie sich St. Paulis Spieler auf das Spiel gegen den MSV Duisburg (13 Uhr, Millerntor/Sky live) ernährungstechnisch vorbereiten, bleibt ihnen selber überlassen. "Das muss jeder individuell entscheiden. Ich habe jedenfalls keine Vorgaben gemacht. Allerdings müssen es auch nicht gleich drei Croissants zum Frühstück sein", sagt Trainer Holger Stanislawski, der mit seiner Mannschaft heute erstmals zur frühen Stunde um 13 Uhr anzutreten hat - die Begehrlichkeiten des TV erfordern Opfer.

Nicht ausgeschlossen daher, dass dem einen oder anderen der bislang so erfolgreichen Kicker bei der Mannschaftsbesprechung um 11.30 Uhr der Magen knurren wird. "Das ist eine seltsame, eine schwierige Anstoßzeit. Diese eine Stunde kann ganz schön unangenehm werden", kritisiert Stanislawski, der als Profi auch vor Nachmittagsspielen stets auf ein Mittagessen verzichtete: "Jeder Spieler muss seinen eigenen Rhythmus finden."

Die Freude auf das Topspiel kann die Anstoßzeit indes kaum schmälern. "Es kribbelt, ich bin positiv angespannt, irgendwie anders als sonst", beschreibt der Trainer seine Emotionen. Wen wundert's? Heute kann Geschichte geschrieben werden, mit drei Siegen startete St. Pauli noch nie in eine Zweitligasaison. Drei weitere Punkte würden nach den beiden Auftaktsiegen zum Start die erfolgreiche Verteidigung der Tabellenführung bedeuten - und dem Umfeld frischen Stoff für Aufstiegsträumereien liefern. "Wer sich am zweiten oder dritten Spieltag Gedanken macht, was am 9. Mai passiert, der ist fehl am Platz", sagt Stanislawski, dem die Euphorie nach dem 5:0-Triumph von Aachen nicht verborgen geblieben ist.

Allerdings hat der Auftritt auch bei ihm seine Spuren hinterlassen. Der beim Personal wie auch bei der taktischen Ausrichtung äußerst wechsel- und experimentierfreudige Trainer wird wieder die Startelf vom Montag aufbieten, erneut im 4-2-3-1-System. Einzig das weiße Trikot wird gegen das braune Jersey getauscht. Kontinuität als Überraschung gegen einen Gegner, dem mit gehörigem Respekt begegnet wird.

Mit dem MSV stellt sich nun ein echtes Topteam am Millerntor vor. St. Paulis Frühform wird zu früher Stunde einem Härtetest unterzogen. Denn anders als die Alemannia haben die Duisburger ihre Aufstiegsambitionen bislang auch durch gute Leistungen rechtfertigen können. Dem 2:1-Sieg beim FSV Frankfurt folgte ein hochklassiges 2:2 gegen Bundesliga-Absteiger Energie Cottbus. Duisburg vereint die Stärken von St. Paulis bisherigen Gegnern. Wie bereits gegen passive Ahlener mahnt Stanislawski zu Geduld, weiß allerdings auch um die Offensivqualitäten. Die Elf von Peter Neururer wird auf Sieg spielen (siehe Text unten). So wie am Montag die Aachener, die sich bei der 0:5-Pleite gegen die Hamburger durchaus einige Torchancen herausgespielt hatten, dabei allerdings die Absicherung vergaßen. Darauf wird St. Pauli heute nicht hoffen können, wie Stanislawski erklärt: "Der MSV steht kompakt im 4-3-1-2-Schema, und hat vorne im Angriff dank Wagner und Kouemaha mit die höchste Qualität in der Zweiten Liga. Duisburg wollte bereits in der letzten Saison unbedingt aufsteigen, die sind hungrig."

Bleibt nur zu hoffen, dass heute kein St. Paulianer einen Hunger-Ast erleidet. Die letzte Chance zur Nahrungsaufnahme besteht übrigens bei der Mannschaftsbesprechung. Es wird trockenes Gebäck gereicht.