Bei einem Aus hätte der FC St. Pauli einsparen müssen. Der Kader wird nicht mehr verstärkt. Ian Joy erhält keinen Vertrag.

Hamburg. Was macht man mit 237 500 Euro? Sich einen schicken Sportwagen zulegen vielleicht. Der Lamborghini Murcielago Roadster kostet exakt diese Summe. Ein Einfamilienhaus im Ländlichen kaufen - auch nicht schlecht. Oder doch lieber eine kleine Eigentumswohnung in der Stadt?

Wunschzettel von Fußballklubs lesen sich freilich anders. So wie im Sommer 2008, als St. Paulis Trainer Holger Stanislawski energisch die Verpflichtung eines neuen Innenverteidigers für die bevorstehende Saison forderte. Nach dem Pokalaus in der ersten Runde bei Erzgebirge Aue blieb das benötigte frische Geld allerdings aus. Mit Markus Thorandt konnte der gewünschte Mann für das Abwehrzentrum erst in diesem Sommer geholt werden.

Nun, ein Jahr später, gelang der Sprung in die zweite Hauptrunde bei Oberligaklub FC Villingen mit einem mühsamen 2:0-Sieg in der Verlängerung. 237 500 Euro überweist der DFB nach den 100 000 Euro für die Qualifikation zusätzlich an die Hamburger, die bei ihrer Etatplanung ein Weiterkommen nicht eingerechnet hatten. Doch wo setzt der Klub die willkommene Finanzspritze an? Bis zuletzt hatten es sich die Offiziellen offengehalten, angesichts der Verletzungsprobleme im Angriff - Morike Sako und Marius Ebbers verpassten einen Großteil der Vorbereitung - bei einem Erstrundenerfolg im DFB-Pokal bis zum Ende der Transferperiode am 31. August noch einmal tätig zu werden.

"Wir geben das Geld nicht für Spieler aus", sagt Sportchef Helmut Schulte nun, "wir sind grundsätzlich keine Freunde davon, im personellen Bereich nachträglich noch mal tätig zu werden. Der Spieler müsste bezahlbar sein und uns sofort weiterhelfen. Das gibt es kurz vor Schließung des Transfermarktes aber nur sehr selten. Außerdem sind wir davon überzeugt, mit unserer Mannschaft gut aufgestellt in die Saison zu gehen."

Die Philosophie, den bewährten Kräften zu vertrauen, ist allerdings nur einer von zwei Gründen für die Zurückhaltung. Denn bis zum Pokalspiel am Sonntag standen sich Einnahmen- und Ausgabenseite in leichter Schieflage gegenüber. "Mit der Pokaleinnahme muss ein gewisser Risikobereich im Etat ausgeglichen werden", bestätigt Schulte. Der 51-Jährige hätte sich bei einem erneuten Erstrundenaus gemeinsam mit Geschäftsführer Michael Meeske auf die Suche nach Einsparpotenzialen begeben müssen.

Ursache für die Unterdeckung ist der neue Hauptsponsor. Automobilhersteller Dacia überweist jährlich eine Million Euro an den FC St. Pauli. Vorgänger Congstar hatte noch 1,2 Millionen bezahlt, die Verantwortlichen sogar auf 1,5 Millionen Euro gehofft.

Neuzugänge wird es in diesem Monat keine geben. Ein Engagement von Ex-Spieler und Linksverteidiger Ian Joy, der sich momentan bei St. Pauli fit hält, schließt Schulte ebenfalls definitiv aus. "Und selbst wenn wir im DFB-Pokal noch eine Runde weiterkommen, würden wir im Winter - wenn überhaupt - nur in Abstiegsnot oder bei längerfristigen Verletzungen handeln", sagt Schulte, der für die bei Erreichen des Achtelfinals fälligen 493 500 Euro eine andere Verwendung finden würde. Vielleicht ja zum Ausbau des Trainingsgeländes an der Kollaustraße - oder den Kauf zweier Lamborghini Murcielago Roadster ...

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