Der FC St. Pauli sollte in der ersten Runde des DFB-Pokals auf der Hut sein. Auf den FC 08 Villingen trifft das alte Sprichwort vom angeschlagenen, aber besonders gefährlichen Boxer zu.

Hamburg/Villingen. Der Oberliga-Verein aus dem Schwarzwald kämpft ums finanzielle Überleben - ein Sieg gegen den FC St. Pauli und der Einzug in die zweite Hauptrunde würde alle Sorgen in Luft auflösen.

Schuld an der Misere war kurioserweise der 100. Geburtstag 2008. Der Klub hatte zuvor alles darangesetzt, um zum Jubiläum in der Regionalliga zu spielen - und dabei innerhalb von zwei Jahren über 400 000 Euro Schulden angehäuft. Vor ein paar Wochen erklärte sich der Vorstand für handlungsunfähig, und es sah ziemlich düster aus. Doch dann qualifizierte sich die Mannschaft von Trainer Reiner Scheu durch einen Sieg im südbadischen Pokalfinale gegen Offenburg für den DFB-Pokal.

Bei der Auslosung träumten Spieler und Verantwortliche von einem Erstligaverein, dass es "nur" der FC St. Pauli geworden ist, stört mittlerweile niemanden mehr. Über 4000 Karten sind bereits verkauft, 8000 Zuschauer werden am Sonntag (14.30 Uhr) im "Friedengrund", einem reinen Fußballstadion, erwartet. Zusammen mit den Fernsehgeldern rechnet der Verein mit Einnahmen um die 140 000 Euro.

In der Region hat der FC 08 einen ähnlichen Status wie St. Pauli in der Republik. "Viele Villinger würden für den FC ihr letztes Hemd geben", sagt Werner Feißt, Redakteur des "Südkuriers". Seine Zeitung ist Medienpartner des Pokalspiels und hat sich etwas Besonderes ausgedacht. Um den Fans Mut zu machen, ließ der Verlag T-Shirts drucken mit dem Spruch: "Weltpokalsieger-Besieger-Besieger. Ich glaub' dran."

Von einer finanziellen Krise wie beim nächsten Gegner ist der FC St. Pauli weit entfernt. Nach dem Kredit für die neue Haupttribüne wird der Verein heute offiziell den Autohersteller Dacia als Hauptsponsor vorstellen. Im Vergleich zu Congstar, das 1,2 Millionen Euro bezahlte, fließt dieses Jahr nur eine Million Euro in die Kasse - plus etwaige Prämien. Ursprünglich hatte der Klub auf Einnahmen von 1,5 Millionen gehofft.