Beim 1:0-Sieg beim VfB Lübeck testete Trainer Stanislawski verschiedene Abwehrformationen. Die Plätze sind noch lange nicht vergeben.

Lübeck/Hamburg. Trainer Holger Stanislawski (39) ist voll in seinem Metier. Als ehemaliger Abwehrchef des FC St. Pauli muss sich der Trainer besonders um seine Defensive kümmern. 59 Gegentore in der abgelaufenen Saison sprechen Bände. Und sie offenbaren die Baustelle. Eine Baustelle, die bereits gut bis sehr gut bearbeitet wurde. Mit Markus Thorandt wurde ein weiterer Innenverteidiger verpflichtet, der als Soforthilfe den Kader deutlich verstärkt. Zudem sind nach der beschwerlichen Schlussphase 2008/09 endlich alle Verteidiger fit. Jetzt steht noch der taktische Feinschliff an.

Stanislawski probierte gestern beim 1:0-Sieg im Test bei Regionalligaklub VfB Lübeck eine neue Variante im defensiven Mittelfeld aus. Mit Dennis Daube und Matthias Lehmann besetzte er die Sechserposition vor der Viererkette doppelt - eine Variante, die vor allem gegen offensiv starke Gegner denkbar ist. Gegen Lübeck reichte es nicht zu viel mehr als eben dieser Erkenntnis. Nach der Pause wechselte Stanislawski fast die komplette Elf durch, hielt jedoch am taktischen Konzept fest. Auf der Doppelsechs versuchten fortan Fabian Boll und Timo Schultz das Spiel zu ordnen. Auch in der Viererkette schaute sich der Trainer zwei verschiedene Varianten an. Zunächst ließ er das Innenverteidigerpaar Marcel Eger und Thorandt ran, nach dem Seitenwechsel spielten Fabio Morena und Ralph Gunesch. Die Plätze sind noch lange nicht vergeben.

"Alle wissen, es wird Härtefälle geben", sagt Marcel Eger. "Das wird eine Saison, die dem einen oder anderen sehr viel Nerven kosten wird, weil er auf der Bank sitzt." Probleme befürchtet er dennoch nicht: "Im Gegenteil, das ist ein gutes Zeichen, weil wir als Mannschaft maximalen Erfolg wollen und demnach immer schon maximal gut besetzt sein wollten. Jetzt sind wir es."

Ein Umstand, den Stanislawski zu nutzen weiß. Im Training unterbricht er immer wieder, artikuliert gestenreich, wie die Defensivbewegung auszusehen hat. Selbst Trockenübungen werden penibel und ausdauernd absolviert. Allein gestern mussten Eger und Co. vor dem Spiel noch 45 Minuten Taktiksitzung über sich ergehen lassen. "Der Trainer will, dass wir unsere Defensivbewegung und alle dazugehörigen Abläufe automatisch abrufen. Wir sollen Fußball beherrschen wie Autofahren."

Bis es soweit ist, hat Stanislawski noch einige taktische Arbeit zu verrichten. Die Abstimmungsschwierigkeiten im neuen System waren in Lübeck nicht zu übersehen. St. Pauli produzierte gerade im Mittelfeld zu viele Fehlpässe und fand nur selten den direkten Weg in die Spitze. Erst Rouwen Hennigs traf - fünf Minuten vor Schluss.

St. Pauli: Pliquett - Drobo-Ampem (46. Kalla), Thorandt (46. Gunesch), Eger (46. Morena), Rothenbach (46. Lechner) - Daube (46. Boll), Lehmann (46. Schultz) - Kruse (46.Pichinot), Takyi (46. Hennings), Bruns (46. Biermann) - Naki.

Tor: 1:0 Hennings (85.).