Trainingslager. Ein Begriff, der nach Schweiß schmeckt. Schuften im roten Drehzahlbereich, Quälen bis zur Verausgabung. Doch der tägliche Kampf gegen den inneren Schweinehund ist für Fußballer noch steigerungsfähig.

Teistungen. Am Freitag machte sich St. Paulis Team auf ins sogenannte Lauftrainingslager. Bereits die Abfahrtszeit um 7 Uhr in Hamburg schien anzudeuten, dass die sechs Tage im thüringischen Teistungen länger werden würden.

Trügerische Vorzeichen. "Wir wollen die Zeit bis zum Mittwoch nutzen, um uns kennenzulernen", sagt Trainer Holger Stanislawski, der nach Auswertung des Laktat-Tests vor einer Woche erkannte, dass seine Spieler in der Sommerpause ausreichend an ihrer körperlichen Konstitution gefeilt hatten. Und so passte es ins Bild, dass der Mannschaftsbus am Freitagmittag die Pension "Knochenmühle" an der Bundesstraße 27 links liegen ließ, um erst zwanzig Kilometer weiter, direkt hinter der ehemaligen innerdeutschen Grenze, seine Türen zu öffnen. Victor's Residenz-Hotel Teistungenburg klingt auch gleich netter.

Zwar fließt auch auf dem wenige Meter entfernten Sportplatz des FC Wacker Teistungen 04 bei den täglichen Lauf- und Kräftigungseinheiten jede Menge Schweiß, doch das Hauptaugenmerk der Trainer liegt auf dem Zusammenwachsen ihres auf fünf Positionen veränderten Kaders. "Aufgrund der kurzen Winterpause bereiten wir uns schon auf die gesamte Saison vor", erklärt Stanislawski, "da muss man die Belastungen dosieren."

Neben teambildenden Maßnahmen wie dem gemeinsamen Verfolgen des U-21-EM-Finales oder einem Wettbewerb, wer am schnellsten die Rutsche des Hotel-Schwimmbads herunterkommt, arbeiteten die Spieler vor allem im taktischen Bereich. Laufwege, kollektives Verschieben in Offensive wie Defensive sowie das Einüben des 4-1-4-1-Systems - drei weitere werden noch folgen - standen auf der Agenda. Der Vergleich zum knüppelharten Lauflager von Lüchow 2008 hinkt gewaltig.

Entsprechend gut ist die Laune aller Beteiligten, zumal die Hamburger im Eichsfeld perfekte Bedingungen vorfinden - und das zum Nulltarif! Dank der vom Hotel in Kooperation mit dem ehemaligen Hamburger Fußball-Manager Coppy Beck veranstalteten zwei Testspiele gegen eine Göttinger Stadtauswahl (5:0) und Drittligaklub Rot Weiss Erfurt (2:3) logiert der braun-weiße Tross kostenlos in der Teistenburg. Die Ersparnis beträgt 23 000 Euro. "Noch nie zuvor habe ich von der Mannschaft so ein positives Feedback bekommen", bestätigt St. Paulis Reiseleiter Siegfried Dous den Eindruck.

Daher gilt es auch bereits jetzt als ausgemacht, dass St. Pauli im nächsten Jahr wieder kommen wird. Zumal sich der Teistungen für die kommende Saison als Glücksbringer bewirbt. Die deutsche U-19-Nationalelf bereitete sich 2008 im gleichen Hotel auf die EM vor, an deren Ende der Titel gefeiert wurde.