Der FC St. Pauli siegte zum Auftakt des Lauftrainingslagers gegen eine aus Oberligaspielern bestehende Göttinger Stadtauswahl mit 5:0.

Göttingen. Mit der Brust stoppt Charles Takyi den Ball, lässt ihn auf den Fuß tropfen und hebt ihn kopfüber über sich und seinen Gegenspieler hinweg, um ihn wenig später wieder weiterzuspielen.

Es folgt Szenenapplaus, der wenig später in Torjubel übergeht, als Marius Ebbers zum zwischenzeitlichen 3:0 einschießt. Der Aufgalopp ist geschafft. Nach der morgendlichen Abfahrt in Hamburg um 7 Uhr und einer kurzen Einheit am Nachmittag im thüringischen Teistungen siegte der FC St. Pauli zum Auftakt des Lauftrainingslagers gegen eine aus Oberligaspielern bestehende Göttinger Stadtauswahl mit 5:0.

Neben Innenverteidiger Markus Thorandt, Mittelfeldspieler Matthias Lehmann und den offensiven Außen Max Kruse und Deniz Naki stand vor allem Neuzugang Nummer fünf unter besonderer Beobachtung der 2000 Zuschauer. Takyi ist wieder da. Und es scheint so, als sei er nie weg gewesen, als hätte es den zwölf Monate dauernden Seitensprung mit der SpVgg Greuther Fürth nie gegeben. "Es ist einfach wunderschön, wieder hier zu sein. Die Stadt, der FC St. Pauli, die Leute im Klub und ich - das passt einfach zusammen", sagt der Mittelfeldspieler, der wie bereits von 2006 bis 2008 die Nummer 13 auf dem braunen Trikot durch das Mittelfeld trägt. Worte, die man ihm abnimmt.

Seine Offenheit und Ehrlichkeit sorgten auch dafür, dass der Kontakt nach Hamburg nie abriss. Die Trennung im vergangenen Sommer verlief sauber und ohne störende Nebengeräusche. Takyi teilte den Verantwortlichen seine Absichten, in Fürth seinen Traum von der Bundesliga realisieren zu wollen, frühzeitig mit. Man konnte sich auch weiterhin in die Augen schauen, der Kontakt mit den ehemaligen Mannschaftskollegen und Trainer Holger Stanislawski hielt.

Und so waren die St. Paulianer über die Situation ihres verlorenen Spielmachers stets bestens informiert. Dass Fürths Trainer Bruno Labbadia, der Takyi von dem Wechsel überzeugt hatte, noch vor Saisonbeginn bereits bei Bayer Leverkusen angeheuert hatte, dass dessen Nachfolger Benno Möhlmann dem sensiblen Techniker nie die erhoffte Wertschätzung entgegenbrachte, dass er sich generell unwohl fühlte - Stanislawski und Co. wussten bescheid und fädelten nach dem wieder einmal auf der Zielgeraden verpassten Fürther Aufstieg die Rückkehr ein. "Als Erfahrung möchte ich das Jahr nicht missen", sagt Takyi in der Retrospektive, "aber wenn man so kurzfristig einen neuen Trainer bekommt, der mich und andere Neue überhaupt nicht kennt, ist das sicherlich nicht gerade glücklich".

Ein Problem, das ihm nun, zurück am Millerntor, nicht droht. Der 24-Jährige wirkt gereift, vor allem aber befreit. Die Freude, wieder mit seinen ehemaligen Mitspielern kombinieren zu können, ist bei jedem Pass spürbar. "Das sind ja nicht bloß Kollegen", sagt Takyi, "viele sind längst zu meinen Freunden geworden."

Dass ihn in Hamburg bei aller Sympathien auch gesteigerte Erwartungen erwarten, weiß er. Die Ablösesumme im mittleren sechsstelligen Bereich soll Rendite abwerfen. "Der Druck ist da, aber das ist gut so", bestätigt Takyi, "schließlich will ich die Mannschaft nach vorne bringen."

Wie beim Test gegen die Göttinger Elite muss Takyi der runderneuerten Offensivabteilung in der neuen Saison Kreativität, Spielwitz und Torgefahr verleihen. Beim 5:0-Sieg klappte das in der ersten Halbzeit bereits sehr ordentlich, in Max Kruse und Deniz Naki weiß er fußballerisch Hochbegabte neben sich.

Takyi ist angekommen und - auch wenn er übergangsweise noch in der Wohnung von Kumpel Guy Demel wohnt. "Ich bin ein Alt-Neuer!", sagt er selbst und grinst. Der Wohlfühlfaktor könnte kaum größer sein.

Tore: 1:0 Schultz (7.), 2:0 Ebbers (13.), 3:0 Ebbers (42.), 4:0 Hennings (51.), 5:0 Schultz (63.).