Die Überraschung ist zweifelsohne gelungen. “Fußballlehrer 2009“ stand in großen Buchstaben mit Tapeband auf der Heckscheibe von Holger Stanislawskis BMW-Kombi geschrieben.

Hamburg - Wo normalerweise Teenager das Ende ihrer Schulzeit mit der Bezeichnung "Abi" in Verbindung mit der jeweiligen Jahreszahl bekannt geben, ließen es sich St. Paulis Physiotherapeut Peter Ott und Teammanager Christian Bönig nicht nehmen, auf das Ende von Stanislawskis Trainerausbildung hinzuweisen. Denn seit diesem Donnerstag ist amtlich, worauf der Coach des Kiezklubs seit elf Monaten hingearbeitet hatte: Stanislawski ist "staatlich anerkannter Fußball-Lehrer".

Wirklich überraschend war für den 39-Jährigen am Freitag Mittag nach eigener - etwas scherzhaft gemeinter - Aussage aber nur eines: Weder der VfL Wolfsburg noch der FC Bayern München hätten sich bislang bei ihm gemeldet. Dabei könnten doch beide Vereine einen erstklassigen Fußballlehrer gut gebrauchen - behauptete jedenfalls der nicht angefragte Stanislawski, grinste und ergänzte dann ganz im Ernst: "Ein bisschen stolz bin ich dass Erreichte schon." Denn als Jahrgangsbester ist St. Paulis Trainer seit dieser Woche sogar ganz offiziell ein erstklassiger Fußballlehrer.

Bereits am Donnerstag hatte der Cheftrainer des FC St. Pauli als einer von 24 neuen Fußball-Lehrern seine Prüfungsurkunde von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer und Ausbildungsleiter Frank Wormuth erhalten. "Bislang hatte ich noch gar keine Zeit, das Alles so richtig zu verarbeiten", sagte Stanislawski, der als einziger von fünf Profitrainern den Lehrgang im Amt überstanden hatte. "Die Doppelbelastung war für mich schon sehr anstrengend und ich bin mehr als froh, dass diese Pendelei zwischen Hamburg und Köln nun ein Ende hat", bilanzierte der Coach, der beim gestrigen Training seinen Spielern mit Applaus begrüßt wurde.

Erste Bewährungsprobe für den diplomierten Übungsleiter ist die Partie am Sonntag bei Rot-Weiss Ahlen (14 Uhr/Premiere), die Stanislawski nach fünf sieglosen Spielen in Folge unbedingt gewinnen will. "Wir müssen zeigen, dass wir in der Lage sind, gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel genauso effektiv zu spielen, wie es Teams aus dem oberen Drittel zuletzt gegen uns gemacht haben", gibt der "Lehrgangs-Streber" die Zielsetzung für das Auswärtsspiel an. Ob bei einem Erfolg in Ahlen auch die Heckscheibe des Mannschaftsbusses beklebt werden soll, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. (ks)