Es ist der negative Höhepunkt der Saison: Seit dem Sieg bei Alemannia Aachen, wartet der FC St. Pauli auf einen Dreier.

Hamburg. Die Mannschaft droht eine gute Saison auf der Zielgeraden zu verspielen. Sogar die tabellarische Verbesserung zur Vorsaison (Platz neun) ist mittlerweile ernsthaft in Gefahr. Eine Entwicklung, die Gründe hat.

Das Defensiv-Verhalten bei Standardsituationen ist einer Zweitligamannschaft unwürdig. 25 Treffer musste Torwart Mathias Hain nach Freistößen und Eckbällen hinnehmen. "Fast die Hälfte aller Gegentore", überschlägt Trainer Holger Stanislawski, "ich will gar nicht daran denken, wo wir stehen würden, wenn wir auch nur annähernd die gute Quote aus der letzten Saison hätten." Auch im Training funktioniert die Zuteilung zu selten, selbst direkte Wiederholungen führen oftmals zum gleichen, unbefriedigenden Ergebnis.

Im laufenden Spiel zeigt das Team ebenfalls zu häufig Konzentrationsmängel: leichtfertige Ballverluste im Aufbau führen zu Gegentoren, während in der Offensive zu viele Chancen für einen eigenen Treffer benötigt werden. Mentale Schwächen, die eng mit physischen Defiziten verbunden sind. Bis zu zehn Spieler fielen in den letzten Wochen zeitgleich aus. Die Mannschaft stellte sich von selbst auf. "Da sind dann auch mal Spieler dabei, die vielleicht noch nicht hundertprozentig fit sind", sagt Stanislawski, der an seinem laufintensiven Offensivspiel dennoch festhält.

Für den neutralen Zuschauer ein Segen. Doch die torreichen Spektakel führen immer seltener zum gewünschten Erfolg. St. Pauli versteht es nicht, eine Führung zu nutzen. Nimmt man das zu Unrecht wegen Abseits aberkannte 1:0 von Marius Ebbers in Nürnberg hinzu, lag St. Pauli in den letzten sechs Spielen jedes Mal in Front. Es fehlt an Cleverness, an Reife. "Wir sind in einem Lernprozess, es fehlt an Kaltschnäuzigkeit", sagt Stanislawski. Letztlich auch eine Frage der Qualität.

Zudem hat der Trainer für seine offensive Ausrichtung nur bedingt das richtige Spielermaterial beisammen. Die Qualität der Außenverteidiger sinkt bei Überschreiten der Mittellinie drastisch. Auch in der defensiven Mittelfeldzentrale stehen eher giftige Zweikämpfer parat. Ein Problem, wenn im 4-1-4-1-Schema die Fähigkeiten eines strategischen Ideengebers gefragt sind.

"Wir werden nicht müde, unseren Offensivfußball fortzuführen, sagt Stanislawski, "und werden uns das Glück wieder erspielen." Ein Prozess, der dann auch die erhofften Resultate bewirken soll. Mittelfristig.