Der derzeit verletzte HSV-Neuzugang geht von einem klaren Heimsieg aus

Hamburg. Ivo Ilicevic ist beeindruckt. "Hier war ich noch nie. Der Ausblick ist ja sensationell", sagt der HSV-Neuzugang, als er für einen Gesprächstermin mit dem Abendblatt in dieser Woche erstmals das Stadionrestaurant Die Raute betritt. Bevor sich Ilicevic an den gedeckten Tisch setzt und ein Wasser mit Kohlensäure bestellt, genießt er noch für ein paar Sekunden den Blick ins leere Stadion und auf den grünen Rasen. Zu gerne würde der frühere Lauterer am Sonntag gegen seinen Ex-Verein genau dort auflaufen, wo gerade ein Greenkeeper das Grün pflegt. Doch Ilicevic ist verletzt und muss wohl wieder einmal auf einem provisorischen Stuhl am Spielfeldrand Platz nehmen. "Wenn man gegen seinen Ex-Verein ausfällt, ist das natürlich doppelt bitter", sagt der Kroate und setzt sich.

Auf den allerletzten Drücker wurde Ivo Ilicevic in diesem Sommer vom 1. FC Kaiserslautern verpflichtet. Vier Millionen Euro hat der Königstransfer gekostet, der den zeitgleichen Verkauf Eljero Elias zu Juventus Turin umgehend vergessen machen sollte. "Ivo war unser Wunschspieler, er wird die Lücke schließen", hat damals Sportchef Frank Arnesen frohlockt. Knapp zwei Monate sind seitdem vergangen. Zwei Monate, in denen Ilicevic vor allem lernte, Geduld zu bewahren. "Meinen Start in Hamburg habe ich mir natürlich ein wenig anders vorgestellt", sagt der Offensivallrounder, der insgesamt nur 24 Minuten in Freiburg zum Einsatz kam, dabei allerdings auch gleich sein erstes Tor für den HSV erzielte. Nach einer vierwöchigen Rotsperre setzte den 24-Jährigen zuvor eine hartnäckige Adduktorenverletzung außer Gefecht, jetzt plagt ihn ein Muskelfaserriss. Verheilt die erstmalige Muskelverletzung gut, will er in der kommenden Woche ins Mannschaftstraining einsteigen.

"Meinen Wechsel nach Hamburg habe ich trotz des holprigen Starts keine Sekunde bereut", sagt Ilicevic, "der HSV ist eine große Chance für mich." Er habe auch nicht lange überlegen müssen, als er Ende August das Angebot erhielt. "Kaiserslautern ist eine ganz andere Welt." Seit zwei Wochen haben er und Freundin Olivia eine neue Wohnung in der HafenCity bezogen, von der aus Ilicevic Stück für Stück die Stadt erkundet. "Hier ist alles viel größer, aber auch anonymer. In Kaiserslautern haben sogar Fans für ein Autogramm an meiner Wohnungstür geklingelt. Das wird hier nicht passieren."

Den Kontakt in die alte Heimat hält Ilicevic weiterhin, auch in der Woche vor dem Spiel. Mit Richard Sukuta-Pasu telefoniere er regelmäßig, auch mit Stürmer Itay Shechter steht er noch immer in Kontakt. Auf den Israeli müssen seine neuen Kollegen aufpassen, warnt Ilicevic, er sei ein Klassetorjäger. Beste Erinnerungen habe er auch an Trainer Marco Kurz, dem er viel zu verdanken habe. Überhaupt, Kaiserslautern sei eine tolle Zeit gewesen, "die Stadt ist fußballverrückt", sagt Ilicevic.

Nun aber genug geschwärmt. "Am Sonntag hat Lautern keine Chance", sagt der Neu-Hamburger, der einen 3:0-Heimsieg des HSV prognostiziert. Papa Jozo wird auf der Tribüne sitzen, er selbst auf seinem Stuhl am Spielfeldrand, den er möglichst zum letzten Mal in Beschlag nehmen will. "Auf dem Spielfeld ist es schöner, das sieht man ja sogar von hier."