Am Freitag absolviert der HSV-Rückkehrer den Medizincheck. Die Fans sind begeistert

Hamburg. Am Donnerstagabend ging plötzlich alles ganz schnell: Erst sickerte durch, dass sich der VfL Wolfsburg für eine Summe von rund 30 Millionen Euro die Dienste des deutschen Nationalspielers André Schürrle vom FC Chelsea gesichert hat, kurz darauf bestätigten die Niedersachsen, dass Ivica Olic gegen den FC Bayern München am Freitag nicht im Kader steht. Und das hatte nur einen Grund: Der kroatische Angreifer kommt tatsächlich zurück zum HSV! Das bestätigte der Direktor Profifußball Peter Knäbel dem Abendblatt um 19.45 Uhr: „Ja, wir haben uns geeinigt. Ivica wird am Freitag noch den Medizincheck absolvieren und kann dann schon gegen den 1. FC Köln auflaufen.“ Die Ablösesumme soll knapp zwei Millionen Euro betragen. Bis 2016 soll der 100-fache Nationalspieler für den HSV Fußball spielen, danach könnte er im Club in anderer Funktion weiterbeschäftigt werden.

Wenn alles glatt läuft, kann sich Olic schon am Freitagnachmittag beim nicht öffentlichen Training das erste Mal mit dem Team einspielen. Gut möglich, dass Trainer Joe Zinnbauer ihn schon am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) gegen die Kölner von Anfang an bringt. „Ivica ist ein super Spieler. Er kann laufen, er kann Tore schießen, er kennt den Verein. Ohne Frage eine Verstärkung für uns“, sagte der Coach, dessen Alternativen im Sturm nicht sonderlich reichhaltig sind. Artjoms Rudnevs konnte auch im Wintertrainingslager in Dubai nicht nachhaltig auf sich aufmerksam machen und der von Muskelproblemen lange Zeit gehandicapte Pierre-Michel Lasogga ist noch weit von seiner Bestform entfernt. Am Donnerstag schickte ihn Zinnbauer sogar eine halbe Stunde vor dem Trainingsende in die Kabine. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, wiegelte der Coach zwar ab, doch mehr als ein Joker-Einsatz ist für die bisherige Sturmhoffnung wohl noch nicht drin.

Nun soll Olic dafür sorgen, dass die Marke von nur neun Toren aus einer Halbserie ein einmaliges Debakel bleibt. Die Fans überschlugen sich schon vor Begeisterung. „Der Fußballgott ist wieder da“ und „der verlorene Sohn kehrt zurück“ – in diesem Stil waberten Mitteilungen durch die sozialen Netzwerke. In der Tat hat Olic auch nach seinem Wechsel zu den Bayern im Jahr 2009 kaum an Kredit bei den HSV-Anhängern verloren, aufgrund seiner nimmermüden Art Fußball zu kämpfen und zu spielen hatte er die Sympathien immer auf seiner Seite.

Sein erstes Gastspiel in Hamburg begann vor ziemlich genau acht Jahren ebenfalls im Winter. In der Hinrunde hatte der HSV damals nicht 17 Punkte wie heute, sondern nur 13 Zähler. Auch damals war es Dietmar Beiersdorfer, der den Angreifer von ZSKA Moskau für zwei Millionen Euro loseiste – ähnlich wie heute. Mit dem kleinen Unterschied, dass Olic damals 27 Jahre alt war, mittlerweile seinen Geburtstag bereits 35 Mal feiern durfte. 2007 war der Transfer Gold wert, mit fünf Treffern in der Rückrunde trug Olic entscheidend dazu bei, dass sich der HSV am Ende sogar noch auf Platz sieben landete. Ähnliche Erwartungen sind heute wohl zu hoch gegriffen, doch die Hinrunde in Wolfsburg absolvierte der Linksfuß verletzungsfrei, war mit fünf Treffern zudem der erfolgreichste Torschütze der Niedersachsen. Da erscheint es angemessen, noch einmal in dieser Tragweite zu investieren.

Olic selbst freut sich, dass er zusammen mit seiner Frau Natalie und seinen drei Kindern wieder in seine Lieblingsstadt ziehen wird – auch wenn er drastische Gehaltseinbußen akzeptieren muss. In Wolfsburg soll der Torjäger über vier Millionen Euro verdient haben, in Hamburg können sie vielleicht die Hälfte stemmen. „Ich bin froh, dass es geklappt hat und freue mich sehr auf den HSV. Ich hatte immer ein Super-Verhältnis zu den HSV-Fans, sogar als ich mit den Bayern nach Hamburg gekommen bin. Wenn der Trainer mich aufstellt, bin ich bereit, schon gegen Köln zu spielen“, sagte der Offensivspieler der „Hamburger Morgenpost". Am Nachmittag hätte er selbst von den Ereignissen erfahren: „Als ich nach dem Training in die Kabine kam, hat der Manager mir gesagt, dass ich nach Hause kann. Zum HSV.“

Damit schließt sich nun der Kreis: Das letzte Heimspiel mit dem HSV bestritt Olic am 16. Mai 2009 auch gegen den 1. FC Köln. Damals verloren die Hamburger allerdings mit 0:1. Doch Olic wird fraglos alles dafür geben, dass sich dieses Ergebnis nicht wiederholt.

Auch der 1. FC Köln plant mit Carlos Eduardo einen Großangriff auf dem Transfermarkt – gegen den HSV wird der Brasilianer jedoch auf keinen Fall auflaufen, sagte FC-Trainer Peter Stöger.