Ein Gedicht von Dieter Matz

Du lieber guter Weihnachtsmann, träumst du nicht auch so dann und wann von den guten alten Zeiten ohne Stress und Schwierigkeiten, mit Erfolgen, Titeln, Toren – all das ging schon längst verloren.

Der HSV, das siehst du doch, pfeift nur noch aus dem letzten Loch, statt Mittelmaß und grauer Maus, geh’n hier demnächst die Lichter aus, denn hier war’n viele ahnungslos, und jeder war ein Gernegroß. Fußball? Nicht den kleinsten Schimmer, und das wurde immer schlimmer, von Größenwahn total erfasst, wurd’ hier mit Geld herumgeprasst, als wär’n die Kassen voll statt leer: „Wann kommt der nächste Star hierher?“

Hier wurd’ fast alles falsch gemacht, das war und ist ’ne wahre Pracht, Umbrüche gab es hier zuhauf, schon legendär – der Umbruch-Lauf, niemals richtig abgeschlossen, doch gekämpft wird unverdrossen, es wird versucht, es wird getan, und kommt ein Mann dann mit Elan, beginnt’s von vorn, beginnt es neu, da bleibt sich dieser Club schon treu.

Ich bitt’ dich nun, du Weihnachtsmann, pack du es doch noch einmal an, zu diesem Fest – dies eine Mal – du hast dazu das Potenzial. Du kannst alles, auch alleine, stell’ den Club jetzt auf die Beine, hilf Didi, Knäbel und dem Joe, und mach’ damit ganz Hamburg froh, so darf es doch nicht weiter geh’n, lass’ uns nicht mehr im Regen steh’n, denn dieser, unser HSV, ist doch im Grund ’ne große Schau, der passt doch nicht in Liga zwei, da pflichtest du mir sicher bei.

Drum gib nun alles – und noch mehr, es müssen dringend Punkte her, und auch gute Fußballspiele, davon gab es hier nicht viele, für wahre Fans kam’s knüppeldick, auf Grottenkick folgt Grottenkick, Fußball gab’s zum Abgewöhnen, temporeich und richtig schönen, den gibt’s nur in Deutschlands Süden, hier gibt’s nur den lahmen, müden, die Stars von heut’ – so manch’ Artist, die wissen nicht, was Kampfgeist ist, und es stört sie keine Flaute, auch vom Zauber dieser Raute haben sie noch nichts gehört – so wird manch’ Illusion zerstört.

Neun Törchen sind der Wahnsinn pur, von Klasse vorn gibt’s keine Spur, es wird zu viel zurück gespielt, ich denk so oft, mein Schweinchen schielt, das ist doch alles nicht normal, so wird ein jedes Spiel zur Qual.

Gestochert wird, gestümpert auch, von Qualität kein kleinster Hauch, die Kugel wird oft malträtiert, man ist als Fan oft konsterniert, manchmal wird der Ball zertreten – vorne hilft schon lang’ nur beten – und der direkte Weg zum Tor, der kommt im Volkspark niemals vor, da stürmt doch keiner mit Bravour, was machen die beruflich nur? Entschlossenheit und Willenskraft, all das ist hier längst abgeschafft, es wird gegurkt – und abgeschenkt – was dabei wohl „uns Uwe“ denkt?

Kühne Träume gab es reichlich, bei Millionen unausweichlich, doch wurd’ uns das sehr schnell vermiest, weil Geld hier keine Tore schießt, das ist halt so, ist Tradition – wär’s anders, wär’s ’ne Sensation, bei and’ren klappt das zwar sehr gut, nur hier nicht – Mann, mir kocht das Blut, der HSV kauft oft falsch ein, ach, Weihnachtsmann, das muss nicht sein!

Es lief bislang so vieles schief, das meiste war echt negativ, der Kick hier gegen Paderborn, der ging mit null zu drei verlor’n, das war so grausam und so schwach, da wurde Greuther Fürth gleich wach.

In Hannover – bös’ die Nummer, sorgte das Null-Zwei für Kummer, und gegen Hertha BSC, tat nach null-drei dann alles weh, in Augsburg wurde zwar geführt, ein Dreier aber nicht geschnürt, gegen Huub – welch eine Schande, war man dann nicht mal imstande, gegen dezimierte Schwaben, etwas schneller mal zu traben. Nein, hier läuft recht viel verkehrt, das ist sehr bedauernswert.

Du lieber guter Weihnachtsmann, nimm dich nun dieses Elends an, erleuchte diese Führung nun, es gibt so viel ja noch zu tun, mach’ diese Führung jetzt mal schlau, es geht um uns’ren HSV, nur ums nackte Überleben, wirst du dafür alles geben? Ich will dich doch gar nicht drängen, aber lass’ den Club nicht hängen, du hast doch Einsatz nie gescheut – es war nie wichtiger als heut’!

Das komplette Gedicht mit jedem HSV-Spieler finden Sie auf abendblatt.de/matzab